Linie 11 über Glinde ab 2015 nicht mehr im Zehn-Minuten-Takt. Netz rechnet sich für VHH nicht. Kreis muss zuzahlen

Glinde. Es war ein erstes Treffen in der vergangenen Woche mit Vertretern des Kreises Stormarn, der Stadt Hamburg, der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) und des Hamburger Verkehrsverbunds (HVV). Inhalt des Gesprächs: das Ausloten von Möglichkeiten, wie es mit dem Busverkehr im Bereich Glinde im kommenden Jahr weitergeht. Klarheit herrscht noch lange nicht. Fakt ist jedoch: Kunden, die in Oststeinbek, Glinde und dem Reinbeker Stadtteil Neuschönningstedt unterwegs sind, müssen ab 2015 mit erheblichen Einschränkungen im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) rechnen. „Dann wird es ein anderes Angebot geben. Eine durchgehende Zehn-Minuten-Taktung der Linie 11 werden wir nicht aufrechterhalten können“, sagt Björn Schönefeld vom Fachdienst Planung und Verkehr beim Kreis.

Ob die VHH weiter als Partner fungieren, ist noch nicht geklärt

Derzeit betreiben die VHH, mit 106 Millionen Fahrgästen pro Jahr das zweitgrößte Busverkehrsunternehmen Norddeutschlands, das Netz mit den Linien 11 (Billstedt/Steinfurther Allee – Oststeinbek – Glinde – Neuschönningstedt), 233 (Billstedt – Oststeinbek – Mümmelmannsberg), 333 (Steinfurther Allee – Glinde – Trittau) und dem Nachtbus 619 eigenwirtschaftlich. Die in diesem Jahr auslaufenden Verträge verlängert die VHH nicht. Offenbar wirft das Netz nicht den erhofften Gewinn ab, zu schwach ist die Auslastung. Zahlen zu diesem Thema verweigert das Unternehmen. VHH-Pressesprecher Martin Beckmann: „Weil wir mit dem Kreis in einer Frühphase der Verhandlungen sind.“

Ein Stichprobe der Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn am Glinder Markt ergab: Von vier Bussen der Linie 11 an einem Wochentag zwischen 10 und 11 Uhr waren zwei zu rund 60 Prozent gefüllt, weitere zwei nicht einmal zu 20 Prozent ausgelastet. Ob die VHH überhaupt als Partner weitermachen, „dafür will ich meine Hand nicht ins Feuer legen“, sagt Schönefeld. Mit anderen Anbietern habe man bisher noch nicht gesprochen. Eine mögliche Alternative ist die Autokraft GmbH, das größte Omnibus-Verkehrsunternehmen in Schleswig-Holstein. Lukas Kilian (CDU), Vorsitzender des Verkehrsausschusses im Kreistag: „Das Netz ist interessant für Unternehmen, die in Hamburg Fuß fassen möchten.“ Es werde nun eine öffentliche Ausschreibung geben.

Egal, wie der Name des Partners ab 2015 lautet: Auf den Kreis kommen jetzt hohe Kosten zu. Er ist Aufgabenträger für den ÖPNV und verantwortlich für Planung und Finanzierung. Schönefeld schätzt „die Bezuschussung für das Glinder Netz auf bis zu eine Million Euro pro Jahr“. Kilian: „In der bisherigen Konstellation waren das rosige Zeiten für den Kreis, wir haben viel Geld gespart.“ Unklar ist zudem, ob der Nachtbus von Billstedt über Glinde nach Neuschönningstedt auch weiterhin fünfmal täglich in jede Richtung fährt. Laut Nahverkehrsplan ist die Finanzierung der Linie 619 Sache der Kommunen. Das war schon bis 2004 der Fall. Damals teilten sich Glinde, Reinbek und Oststeinbek die Kosten in Höhe von 22.000 Euro pro Jahr untereinander auf.

Laura Stoppel, 17 Jahre alte Auszubildende aus Oststeinbek, nutzt den Nachtbus vor allem an Wochenenden. Sie sagt: „Mal ist er leer, mal gut gefüllt.“ Eine Einstellung der Linie 619 könne sie nicht nachvollziehen, wohl aber eine Änderung der Taktung. „Dann ist man bei der Heimfahrt zwar nicht mehr so flexibel, aber ganz ohne Nachtbus geht es nicht. Ein Taxi ist für viele junge Menschen, die sich in der Ausbildung befinden, zu teuer.“

Bürgermeister Rainhard Zug sieht Glinde benachteiligt

Und was sagen die Bürgermeister der betroffenen Kommunen zu den Plänen des Kreises? Glindes Verwaltungschef Rainhard Zug: „Wenn die Rentabilität nicht gegeben ist, möchte ich Zahlen sehen. So einfach lasse ich mich nicht abspeisen. In Glinde gehört eine Zehn-Minuten-Taktung dazu. Wir haben hier keinen Bahnanschluss, sind dadurch ohnehin benachteiligt.“ Sein Oststeinbeker Kollege Jürgen Hettwer möchte am Nachtbus festhalten: „Es ist gut möglich, dass er nicht mehr jede Stunde fährt. Wir müssen mit unseren Nachbarn über die Finanzierung reden.“ Reinbeks Bürgermeister Axel Bärendorf ist einer Kostensplittung auch nicht abgeneigt: „Wenn es Sinn macht, muss man darüber nachdenken.“

Der künftige Betreiber der Linien 11, 233, 333 und 619 wird wohl nur einen Zwei-Jahres-Vertrag unterzeichnen. Ab 2017, so plant es der Kreis, sollen die Netze der Bereiche Glinde und Barsbüttel/Reinbek (u. a. mit den Linien 136, 137 und 237) zu einem verschmelzen. „Das ist die Idealvorstellung mit vielen Synergieeffekten“, sagt Schönefeld. Noch bis Ende 2016 ist die VHH vertraglich an Barsbüttel/Reinbek gebunden – und wird dabei mit 1,8 Millionen Euro pro Jahr vom Kreis bezuschusst.