Zur 700-Jahr-Feier zeigt die Stadt historische Postkarten. Festakt folgt im September

Bargteheide. Wer war dieser Georg, der vermutlich schon ganz ungeduldig die Nachricht in Empfang nahm? Der Bruder, der Sohn oder gar der Geliebte, der sehnsuchtsvoll seiner Angebeteten harrte? Das kann selbst die findige Stadtarchivarin Hannelies Ettrich nicht rausbekommen, die aus Anlass der 700-Jahr-Feier Bargteheides ganz besondere kulturhistorische Dokumente aus den Kartons holt und im Rathaus ausstellen wird: Postkarten.

100 Stück hat sie mit Mitarbeiterin Doris Volland in den vergangenen Jahren gesammelt. 40 werden gezeigt. Und das sei ein kleines Wunder, sagt Ettrich. Schließlich wurden die Postkarten in alle Welt verschickt. Die Frage ist also: Wie kamen sie wieder zurück? Antwort: mit Spürnase, Forschergeist und einer etwas moderneren Massenkommunikation. „Wir ersteigern sie über Ebay“, sagt die Stadtarchivarin, die auch mit großer Freude auf Sammlerbörsen Schätze sichtet. Die älteste Karte stammt aus dem Jahr 1899. Die teuerste hat sie für 34 Euro mitgenommen – kein Vergleich zum historischen Wert.

Ettrich: „Die Postkarten verraten etwas über die Mode von damals. Auch über die Landwirtschaft oder die Verkehrsentwicklung.“ Das ist das Stichwort. Es führt zu besagtem Georg zurück. Stellen wir uns folgende Szene Anfang des 20. Jahrhunderts auf dem Bargteheider Bahnhof vor: Den langen Rock zusammengerafft, eilt eine Dame auf das Bahnhofsgebäude zu. Obwohl die Dampfloks nicht gerade schnell waren, ist sie zu spät. Der Zug ist weg, die Dame echauffiert. Aber statt nur über die modernen Verkehrsmittel zu schimpfen, nutzte sie den modernen Kommunikationsweg und schickt eine Kurznachricht per Postkarte voraus. „Lieber Georg, habe soeben den Zug verpasst, muss zwei Stunden hier warten“, schrieb sie am 22. März 1905.

Was hätte sie darum gegeben, wenn der Zug wie heute im Stunden-Takt gefahren wäre? Und wie gern hätte er vielleicht schnell das I-Phone rausgeholt, um zu erfahren: Der Liebsten ist nichts passiert. Oder geht diese kleine Geschichte genau umgekehrt?

Der Ein-Stunden-Takt ist eine Errungenschaft. Aber auch er reicht nicht mehr. „Wir brauchen den Halbstunden-Takt “, sagt Bürgermeister Henning Görtz. Denn waren damals einige Herrschaften unterwegs, drängen sich jetzt täglich Hunderte von Pendlern in den Zügen. Vielleicht sehnen sich manche nach jener Zeit zurück, in der alles langsamer ging und nicht alle fünf Sekunden eine elektronische Kurznachricht schnellste Beantwortung forderte. Aber das ist „Ansichtssache“. Und genauso heißt die Ausstellung.