Neue Tarife: Rund 8000 Stormarner haben größere oder kleinere Behälter für Bio-, Restmüll oder Altpapier bestellt

Ahrensburg. Stormarner, die neue Restmüll-, Bio- oder Altpapiertonnen bestellt haben, müssen Geduld haben. Bei der Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH), die auch im Kreis Herzogtum Lauenburg die Müllabfuhr organisiert, sind bisher rund 26.000 Aufträge für An- und Ummeldungen eingegangen – davon deutlich mehr als die Hälfte aus dem Kreis Stormarn. „Unser Servicecenter erreichten seit Anfang Dezember mehr als 46.000 telefonische und etwa 8500 schriftliche Kundenanfragen“, sagt AWSH-Sprecher Olaf Stötefalke.

Das alles ist eine Folge des neuen Tarifsystems. Die Entgelte für Biomüll wurden gesenkt, die für Restmüll erhöht. Damit will die AWSH eine bessere Trennung erreichen. Untersuchungen hatten ergeben, dass rund zwei Drittel des Restmülls dort nicht hineingehören. Allein der Anteil von Bioabfall liegt bei 41 Prozent. Doch Pflanzen- und Essensreste sind in der neuen Vergärungsanlage am Abfall-Wirtschaftszentrum Trittau viel besser aufgehoben als in der Müllverbrennungsanlage Stapelfeld: Während in Trittau Biogas zur Erzeugung von Strom und Wärme entsteht (was Geld bringt), muss in Stapelfeld für die Anlieferung bezahlt werden. „Und Umweltaspekte sind natürlich auch wichtig“, sagt Stötefalke.

Etwa jeder siebte der 61.000 Kunden in Stormarn hat eine Änderung beantragt. Die meisten ordern kleinere Restmüll- und größere Biotonnen. Aber es wurden auch fast 1000 blaue Papier- und mehr als 3500 braune Biotonnen neu bestellt. Bis alle Aufträge erledigt sind, vergehen noch Wochen. „Wir haben das Team schon aufgestockt und teilweise im Zwei-Schicht-Betrieb gearbeitet“, sagt Stötefalke. Von Sonnen-auf- bis Sonnenuntergang waren die Teams unterwegs, regelmäßig auch sonnabends. Täglich werden zwischen 500 und 600 Behälter ausgeliefert. Und noch immer kommen bis zu 100 Aufträge am Tag neu herein.

Für die AWSH bedeutet die Tauschwelle, dass auch 14.500 Rechnungen neu geschrieben werden mussten. Sie wurden jetzt verschickt und dürften an diesem Wochenende in den Briefkästen sein. An der Hotline legt sich die Aufregung der Kunden allmählich. „In den meisten Fällen ging es um Beratung zur Rechnung und Ummeldungen“, sagt Stötefalke. Es habe aber auch Anrufer gegeben, die sich über ihre Preissteigerungen aufgeregt hätten.

Zu denen, die sich mächtig ärgern, gehört Manfred Thieß. „Ich soll 51 Prozent mehr zahlen“, sagt der Barsbütteler, der seine Rechnung erst vor einigen Tagen genau angesehen hat. Bisher überwies er für die 60-Liter-Restmülltonne (zweiwöchentliche Abfuhr) und die große Altpapiertonne 74,28 Euro jährlich. Künftig wären es 112,32 Euro. „Bürger, die schon jahrelang Müll reduzieren und trennen, werden bestraft. Und Familien mit Kindern sowieso“, sagt Thieß, der seine Küchen- und Gartenabfälle selbst kompostiert. Er kritisiert, dass bei den neuen Tarifen auch Kosten für Grundstücke und die im Haushalt lebenden Personen aufgeführt werden. Für seine Familie stehen fünf Personen auf der Rechnung, obwohl eines der drei Kinder ausgezogen sei. Die Datenabfrage war im August 2013. Zudem sieht Thieß in der Erfassung der je Grundstück gemeldeten Personen „ein Loch mehr im Datenschutz“. Eine Korrektur der Personenzahl von fünf auf vier bedeutet für ihn lediglich knapp sechs Euro weniger im Jahr. Auch die von der AWSH von zehn auf fünf Liter halbierte Mindest-Restmüllmenge je Person und Woche bringt Thieß nicht weiter: „Wir kommen seit Jahren mit fünf Litern aus – ohne illegale anderweitige Entsorgung.“

Bei seinem Beschwerdeanruf bei der Hotline habe man ihm keine Verbesserungsvorschläge gemacht, sondern sei „wenig kooperativ“ gewesen. Er wolle seine Einzugsermächtigung zurückziehen und Widerspruch gegen die Rechnung einlegen. Manfred Thieß hält die Neuordnung grundsätzlich für unfair. „Es wäre viel gerechter, nach Gewicht abzurechnen, das funktioniert in anderen Ländern doch auch.“ Die Abfallwirtschaft Südholstein verweist darauf, dass 60 Prozent aller Kunden mit dem neuen System automatisch weniger zahlen. Für vier Prozent ändert sich nichts. Die Mehrheit des restlichen Drittels habe die Möglichkeit, durch bessere Mülltrennung und Änderungen bei den Behältern ebenfalls Geld zu sparen. „Das tun ja auch viele, wie die große Zahl an Änderungen zeigt“, sagt Olaf Stötefalke.

Im Barsbütteler Fall müsse berücksichtigt werden, dass die Abfalltonne für die Familie von Manfred Thieß bisher zu klein gewesen sei. Bei einer bisher gültigen Mindestabfallmenge von zehn Litern pro Person und Woche hätten für den Fünf-Personen-Haushalt 100 Liter in zwei Wochen berechnet werden müssen, doch tatsächlich eingesetzt und bezahlt wurde nur eine 60-Liter-Tonne. Über diese Mindestmenge sei quasi auch bisher die Personenzahl je Grundstück berücksichtigt worden, doch etliche Kunden hätten die Regelung missachtet.

Zur Optimierung der persönlichen Müllabfuhr verweist Stötefalke auf die Internetseite www.awsh.de und den dortigen Tarifrechner. Der hätte auch für die nunmehr vierköpfige Familie Thieß einen Vorschlag parat: Bei der Umstellung von der 60- auf eine 40-Liter-Restmülltonne zahlt Manfred Thieß künftig 81,36 Euro im Jahr – und damit nur 7,12 Euro mehr als bisher.