Achtklässler aus Großhansdorf meistern jedes Jahr besondere Herausforderungs-Reisen. Uni Kiel begleitet das Projekt

Großhansdorf. Die Friedrich-Junge-Schule in Großhansdorf sucht jetzt jährlich die Herausforderung. Und zwar zusammen mit dem Zentrum für Lehrerbildung an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Schulleiterin Sabina Cambeis und die geschäftsführende Direktorin des Zentrums, Birgit Brouer, haben nach erfolgreichem Test im vergangenen Jahr vertraglich vereinbart, jedes Jahr gemeinsam ein Projekt für die achten Klassen zu veranstalten, in dem die Schüler ihre Grenzen ausloten sollen.

Der Titel lautet „Herausforderung, Bewährung, Erprobung, Orientierung“. Dies geschieht etwa bei einer Alpenwanderung, dem Management einer Naturerlebnisstätte oder beim Surfen auf Fehmarn.

Was als Klassenreise erscheint, soll auch eine Strapaze sein. So fährt Julia Hilger, Lehrerin für Mathematik und Sport, mit den Schülern per Fahrrad nach Fehmarn. Auf der Ostseeinsel angekommen, müssen die Achtklässler Zelte aufbauen, selbst die Mahlzeiten kaufen und zubereiten – und den Surfschein machen. „Zudem müssen sie auch Ordnung im Zelt halten“, sagt Hilger. 21 Schüler stellen sich dieser „körperlichen wie planerischen Herausforderung“.

Begleitet wird Hilger von zwei Lehramtsstudenten der Universität Kiel. „Auch für die ist es eine Herausforderung“, sagt Melanie Korn, die die Organisation von Seiten der Universität übernimmt. Die angehenden Lehrer lernen dabei, Verantwortung für andere zu übernehmen. Korn: „ Es handelt sich dabei um besonders engagierte Studenten, denn sie bekommen dafür weder Geld noch Punkte im Studium.“

„Die Schüler dieser Klassen sind in einem Alter, in dem sie raus müssen aus dem behüteten Elternhaus“, sagt Schulleiterin Cambeis. So beruft sich die Schule bei dem Projekt auch auf wissenschaftliche Untersuchungen, die eine Erkenntnis des Pädagogen Hartmut von Hentig bestätigt haben. Wichtiger als formalisierter Unterricht ist demnach für die um die 14-Jährigen die „Selbsterprobung, die Beziehung zu anderen Personen, die Emanzipation von denen, die einen bisher bestimmt, erzogen, bevormundet haben“, schrieb Hentig 1993. In der Pubertät bräuchten die jungen Menschen „Erlebnis, Abenteuer, Aufgaben“.

So hofft Cambeis, dass diese Unternehmungen den Schülern „einen Schub geben in ihrer Entwicklung und sie danach wissen, was sie können“. Die Schulleiterin räumt freilich ein, dass das Projekt für sie und die anderen Lehrer ebenfalls eine Herausforderung darstellt. Cambeis: „Das ist für mich eine Riesenverantwortung, denn es darf nichts passieren.“

Die Gefahr, dass sich Schüler verletzen oder gar Schlimmeres geschieht, erhöht sich nicht nur beim Surfen. Auch die zweiwöchige Alpenwanderung von Oberstdorf nach Bozen hat ihre Tücken. So berichtet Louis Pawlitzki, 15, der im Vorjahr dabei war, dass ein Schüler vom Pfad abgekommen und einen kleinen Abhang hinuntergerutscht sei.

Leiten wird die Alpentour auch dieses Jahr Barbara Kilmer, die den relativ leichten Wanderweg bereits mehrmals bewältigt hat. Begleiten werden sie und die zwölf Schüler eine weitere Lehrkraft sowie ein Student.

Dies Jahr wird – wie schon 2013 – zudem die jüngste deutsche Geschichte bei einer 160 Kilometer langen Wanderung entlang der Berliner Mauer erkundet. Eine andere Gruppe lernt während einer zehntägigen Radtour entlang der Elbe den Fluss als Lebensraum für Tiere und Menschen kennen. Maximal 15 Schüler bereiten sich als sechste Gruppe in einem selbst geplanten Trainingslager auf einen Triathlon vor.