Kirchengemeinderat: „Es gibt juristische Gründe“. Förderverein: „Damit sollen Laienandachten unterbunden werden“

Ahrensburg. Um das Gelände der geschlossenen St. Johannes-Kirche in Ahrensburg soll ein Bauzaun errichtet werden. Versicherungen und Juristen hätten dringend vor Haftbarmachungen gewarnt „und zu einer zwingend notwendigen Verkehrssicherung des Grundstückes aufgefordert“, begründet der Kirchengemeinderat seinen Beschluss. Auch wenn ein Grundstück nicht genutzt und das mit entsprechenden Warnschildern deutlich gemacht werde, stehe die Kirchengemeinde als Eigentümer in der Verantwortung. Das Gremium der evangelisch-lutherischen Kirche entschied zudem, das Glockengeläut in dem Gotteshaus an der Rudolf-Kinau-Straße abzustellen. Es erklingt bislang sonntags bis freitags jeweils um 12 Uhr und sonnabends um 18 Uhr.

Der Förderverein St. Johannes, der sich für eine Wiedereröffnung der Kirche einsetzt, empfindet den Beschluss nach den Worten seines Vorsitzenden Hans Peter Hansen „als Provokation gegen die Gemeinde“. Der Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn sagte Hansen weiter: „Der Kirchengemeinderat eröffnet damit die offene Konfrontation.“

Die St. Johannes-Kirche war im Sommer vergangenen Jahres geschlossen worden. Der Kirchengemeinderat führte dafür die finanzielle Lage an. Der Förderverein hält jeden Sonntag Laienandachten vor der Kirche ab. Diese könnten dort nicht mehr veranstaltet werden, wenn das Grundstück von einem Bauzaun umgeben wird.

„Wir möchten betonen, dass wir die Menschen, die sich dort regelmäßig vor der Kirche treffen, nicht vertreiben wollen“, heißt es dagegen weiter vom Kirchengemeinderat, dem neben den vier Pastoren weitere 23 Gemeindeglieder angehören. Aber das Risiko, für Schäden oder Unfälle haftbar gemacht zu werden, sei zu groß. Pastorin Anja Botta, die dem Gremium vorsitzt, verweist dabei auf den Diebstahl von Regenrinnen aus Kupfer im vergangenen Jahr. „Die Versicherung hatte nicht gezahlt, weil das Gelände nicht durch einen Zaun geschützt war.“ Laut Botta soll am Montag begonnen werden, die Absperrung zu errichten. Sie gehe davon aus, dass der Zaun aus Metallteilen bestehen werde.

Der Förderverein teilte in einer Erklärung zudem mit, er halte die vom Kirchengemeinderat genannten Gründe für die Errichtung des Zaunes für vorgeschoben, um die sonntäglichen Andachten zu unterbinden. „Hier werden Mauern errichtet anstatt miteinander zu reden.“ Die Einstellung des Glockenläutens wertet der Verein „als Versuch, ein symbolträchtiges Signal“ für den Erhalt der Kirche „auszuschalten“. Eine Kirchengemeinde, die angeblich kein Geld habe, scheue sich nicht, Geld für einen überflüssigen Bauzaun auszugeben. Der Förderverein ruft dazu auf, am nächsten Sonntag um 9.30 Uhr „massenhaft zur Andacht vor der St. Johanneskirche zu erscheinen, damit dieser Ort auch weiter offen bleibt“.

Die Pastorin ergänzte, das Glockengeläut sei weiter betrieben worden, damit die Schließung nicht als ein so harter Schnitt erscheine. „Es haben sich aber viele Menschen gemeldet, die sagten, es wirke angesichts der Schließung schmerzlich, dass die Glocken weiter erklängen.“ Außerdem zeige die Einstellung die Tatsachen und sei nur konsequent. Botta: „Vielleicht hätten wir es schon früher abstellen sollen.“

Grundsätzlich habe sie mit so einer Reaktion des Fördervereins gerechnet, sagte Botta weiter. „Wir finden dort einen Zaun auch nicht schön, sehen uns aber aus juristischen Gründen dazu gezwungen.“ Darin sei sich der Kirchengemeinderat einig mit Bischöfin Kirsten Fehrs und Propst Hans-Jürgen Buhl, mit denen Mitglieder des Gremiums am Dienstag über St. Johannes gesprochen hätten.

Nach Angaben von Susanne Gerbsch, Pressesreferentin der Bischöfin, hat es sich dabei um „ein Informationsgespräch“ gehandelt, in dem sich Fehrs aus erster Hand ein Bild über die Position des Kirchengemeinderates machen wollte. Genauso habe sich die Bischöfin zuvor mit Mitgliedern des Fördervereins ausgetauscht.