Leitung des St. Adolf-Stift nennt nach Übernahme durch neuen Träger Details

Reinbek. Es habe Skepsis unter den Beschäftigten gegeben. Daraus macht Andreas Hein, seit acht Jahren Vorsitzender der Mitarbeitervertretung des Reinbeker Krankenhauses St. Adolf-Stift, keinen Hehl. „Die anfängliche Zurückhaltung mancher Kollegen vor dem Neuen hat sich aber recht schnell gelegt“, sagt er heute.

Wie die Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn berichtete, hat die Klinik im Süden Stormarns mit ihren 800 Mitarbeitern, darunter 580 Vollzeitkräfte, einen neuen Träger. Der bisherige, die Katholische Wohltätigkeitsanstalt zur heiligen Elisabeth (KWA), eine Stiftung öffentlichen Rechts, hat sich mit der Kirchlichen Stiftung St. Bernward in Hildesheim zum Elisabeth Vinzenz Verbund (EVV) zusammengeschlossen – in einer Holding, die bundesweit acht Kliniken betreibt. Seitdem ist das akademische Lehrkrankenhaus der Universität Hamburg in der 26.500-Einwohner-Stadt eine gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung (gGmbH).

Spekulationen, dieser Schritt sei Folge einer wirtschaftlichen Schieflage, erteilt Lothar Obst, Kaufmännischer Direktor und Geschäftsführer des St. Adolf-Stift, eine Absage: „Wir haben hier noch nie Verluste gemacht und stehen finanziell gut da. Das Krankenhaus verzeichnet seit Jahrzehnten eine sehr gute Auslastung. Wir haben innerhalb der vergangenen zehn Jahre durch die Etablierung neuer medizinischer Leistungen rund 150 neue Vollzeitarbeitsplätze geschaffen. Die Fallzahl ist allein innerhalb der vergangenen fünf Jahre von 14.500 auf rund 17.000 stationäre Fälle gestiegen.“ Seine zentrale Botschaft an die Belegschaft: „Es wird keinen Stellenabbau geben. Wir wollten uns noch nie totsparen und werden das auch künftig nicht tun.“

Mitarbeitervertreter Hein spricht von „einer großen Offenheit des Trägers“: „Er hat uns schon vor Monaten die Möglichkeit offeriert, rechtliche Begleitung durch einen selbst ausgewählten Anwalt zu nehmen.“ So etwas habe Vertrauen geschaffen. „Und wir sind jetzt nicht schlechter gestellt als vorher.“ Alle Dienstverhältnisse wurden unverändert übernommen, die geltende Entlohnung wird beibehalten, Rechte und Pflichten bleiben unangetastet. Hein: „Bei uns ist es wie im öffentlichen Dienst. Wer das 40. Lebensjahr erreicht und 15 Dienstjahre hat, ist quasi unkündbar.“

Anlass für die Gründung des neuen Verbundes sind laut Obst die fehlenden Neueintritte in den Reihen der Ordensschwestern, die eine reine Besetzung wichtiger Gremien der Rechtsträger mit Ordensfrauen nicht mehr ermöglichen. Das gelte für Deutschland und die Krankenhäuser vor Ort gleichermaßen. Der Geschäftsführer: „Vor 17 Jahren waren noch mehr als 25 Schwestern von der heiligen Elisabeth im Dienst des St. Adolf-Stift, oft noch in leitenden Funktionen. Mittlerweile sind es nur noch zwei.“

Bezeichnend: Bestand der Vorstand der Katholische Wohltätigkeitsanstalt zur heiligen Elisabeth vor einigen Jahren ausschließlich aus zehn Ordensschwestern, so ist das höchste Gremium des neuen Verbundes, der Aufsichtsrat, nur noch mit vier von ihnen und fünf Externen besetzt. Obst: „Das ist auch Ausdruck dafür, dass die Katholische Kirche seit Jahren schrumpft.“ Da die Katholische Wohltätigkeitsanstalt eine Stiftung päpstlichen Rechts war und die sieben Krankenhäuser damit rechtlich unselbstständig, sei ein Zusammenschluss mit anderen ordensgeführten Krankenhäusern nur über eine Neuorganisation möglich. Obst: „Mittel- und langfristig möchte der Elisabeth Vinzenz Verbund wachsen und weiteren katholischen Häusern und Trägern einen Aufnahme ermöglichen.“

Laut des Geschäftsführers sind alle acht im Verbund organisierten Kliniken wirtschaftlich gut aufgestellt. Sollte ein Krankenhaus rote Zahlen schreiben, gebe es keine Hilfsverpflichtungen. Vor der Gefahr einer Insolvenz schützt der Verbund demnach nicht. Obst: „Das erhöht unsere Verantwortung.“ Im Gegensatz zum Asklepios-Konzern, einer Aktiengesellschaft, wird das Reinbeker Krankenhaus nicht gewinnorientiert geführt. Überschüsse werden wieder reinvestiert. Das Engagement der Ordensschwestern zu bewahren und die Einrichtungen in ihrem Sinne erfolgreich in die Zukunft zu führen sei das erklärte Ziel des Trägers, berichtet Obst.

Dass es Einsparpotenziale gibt, die sich durch den Verbund besser realisieren lassen, daraus macht der Reinbeker Klinik-Chef kein Geheimnis. So lässt sich zum Beispiel die Anzahl der Lieferanten für medizinische Artikel verringern, wodurch das Auftragsvolumen bei den verbliebenen Geschäftspartnern steigt und dadurch bessere Preise erzielt werden. Obst: „Synergien ergeben sich auch beim Wissenstransfer zwischen den Häusern.“ Neuland betreten die Reinbeker mit dem Verbundeintritt jedenfalls nicht. Der Franziskanerorden in Münster ist diesen Schritt schon vorher gegangen.