Anwohner am Guipavasring wollen Grünanlage erhalten. Gemeinde plant Grundstücksverkauf für vier neue Häuser

Barsbüttel. Die Vorgärten sind gepflegt, die Straße ist extrem sauber gehalten. Müll, selbst Papierschnipsel, sucht man vergebens. An den Bürgersteigen reihen sich hübsche Einfamilienhäuser aneinander, die Eingänge sind mitunter liebevoll mit Blumendekorationen gestaltet. Und die Sackgasse ist an vielen Stellen so breit, dass Kinder problemlos und ohne Angst vor vorbeirasenden Autos Ballspielen können. Über einen schmalen Weg gelangt man nur wenige Meter weiter in eine kleine öffentliche Grünanlage. Hier, am Guipavasring in Barsbüttel, lässt es sich gut, gemütlich und in Zufriedenheit leben.

Doch die Anwohner sind in Aufruhr und stocksauer auf die Verwaltung. Die will die Hälfte des Parks im Zuge eines verkürzten Planungsverfahrens in Bauland umwandeln und verkaufen. Auf einer Fläche von etwa 2400 Quadratmetern, so der Plan, sollen auf vier Grundstücken Einfamilienhäuser entstehen. Das wollen die Anlieger verhindern. Sie haben die Bürgerinitiative „Parkanlage Guipavasring“ gegründet und die Hoffnung nicht aufgegeben, das Projekt zu kippen.

Zu den vier Sprechern der Initiative zählt Heike Brost, 49, die mit Mann und Tochter an der Straße lebt. Sie sagt: „Als ich von dem Vorhaben erfahren habe, war ich so etwas von wütend. Wir haben unser Haus nicht zuletzt wegen der vorhandenen Grünanlage gekauft. Dieses Biotop muss bestehen bleiben.“ Kenntnis von den Bauplänen habe sie am 8. November vergangenen Jahres erlangt. „Wir hatten im September im Rathaus nachgefragt und einen Antrag gestellt, ob wir ein paar Meter von der Parkfläche kaufen können, weil wir ein Gartenhaus bauen wollten. Zwei Monate später kam per Mail die Antwort, dass dort Grundstücke zum Verkauf ausgewiesen werden sollen.“ Die Nachricht ging wie ein Strohfeuer um – und sorgte für Empörung. Auch bei Marvin Fahlke, 28. Der System-Gastronom lebt seit Gründung der Siedlung 1989 dort. Seine Eltern sind genauso wie Brosts Schwiegereltern sogenannte Absiedler der Deponie 78.

„Vor 25 Jahren, als dieses Gebiet für eben jene Menschen entstand, wurde ihnen ein gleichwertiges Wohnumfeld versprochen. Und dazu gehört auch der Park“, sagt Fahlke, der neben Brost, Kathrin Metzger und Klaus Ziegenbein als Sprecher der Initiative fungiert. Inzwischen haben sich 40 Menschen in ihr zusammengefunden. Nur fünf Wochen nach dem Bekanntwerden des Plans übergaben die Anwohner Bürgermeister Thomas Schreitmüller eine Liste mit 268 Unterschriften für den Erhalt der Grünanlage. Fahlke: „Mit ihrem Verkauf ginge ein Stück Lebensqualität verloren.“

Im Rathaus herrscht eine andere Sichtweise. Rita Dux, Fachbereichsleiterin Bau und Umwelt: „Der Teil des Parks, wo die Häuser entstehen sollen, wird kaum genutzt. Außerdem benötigen die Bewohner nur zwei Minuten bis in die Feldmark. Dort kann man auch spazieren gehen.“ Dem widerspricht Fahlke. „Im Frühjahr und Sommer ist der Park viel frequentiert. Wir verweilen dort auf Bänken und genießen die Idylle.“

Die Politik, die über die geplanten Neubauten letztendlich entscheidet, hatte sich in den bisherigen Ausschusssitzungen mehrheitlich für einen Verkauf ausgesprochen. Nur die Grünen stellten sich quer. Die Bürgerinitiative lässt nichts unversucht, um die Parteien umzustimmen. Offenbar mit Erfolg. Brost: „Die SPD ist inzwischen auf unserer Seite. Sie hat signalisiert, dass es Alternativen geben muss. Und die sind in der Gemeinde vorhanden.“ Um die Mehrheit der Gemeindevertreter für sich zu gewinnen, bedarf es noch weiterer Überredungskünste. Denn mit ihren Stimmen können CDU und die Wählergemeinschaft Bürger für Barsbüttel (BfB) den Plan durchbringen.

Die BfB werde laut Brost an ihrer Haltung nichts ändern, nun ruhen die Hoffnungen auf einem Gespräch mit der CDU am kommenden Sonnabend. Der CDU-Ortsvorsitzende Volkmar Dietel hat zwar Verständnis für die Anwohner, an ihrem Standpunkt wollen die Christdemokraten aber festhalten. Dietel: „Die Fläche soll wegen der finanziell angespannten Situation in Barsbüttel verkauft werden. Wir erwarten dadurch Einnahmen zwischen 500.000 und 600.000 Euro. Und das Geld ist bereits im Haushalt eingeplant. Wir sanieren ihn damit zwar nicht, aber diese Maßnahme ist ein Mosaiksteinchen.“

Der geplante Verkauf der Grünfläche im Guipavasring ist nicht das einzige Projekt, gegen das Bürger protestieren. Im Ortsteil Willinghusen soll im Rosenweg ein gemeindeeigenes Grundstück veräußert werden, auf dem sich ein Spielplatz befindet. Auch dort hat sich eine Bürgerinitiative gegründet.

Sollten die Kommunalpolitiker dem Verkauf des Parks zustimmen, werden die Guipavasring-Anwohner von ihrem Recht auf Einspruch Gebrauch machen. Brost: „Wir werden alle rechtlichen Mittel ausschöpfen und uns dann auch einen Anwalt nehmen.“