Der 18 Jahre alte „The Voice of Germany“-Kandidat aus Bad Oldesloe hat besondere Fans: Seine Fußballmannschaft

Bad Oldesloe. Es ist das letzte Training der A-Jugendfußballer des VfL Oldesloe in diesem Jahr. Bei Flutlicht und Temperaturen um den Gefrierpunkt laufen sich die Jungs auf dem neuen Kunstrasenplatz am Exer warm. Doch einer fehlt: Peer Richter. Der 18-Jährige bereitet sich in Berlin auf das Halbfinale der Castingshow „The Voice of Germany“ vor.

„Das ist die beste Entschuldigung, die es gibt“, sagt Trainer Uwe Eisenhauer. Er kennt Peer seit mehr als fünf Jahren. „Mit der Teilnahme an der Show hat er mich und viele andere total überrascht. Ich hatte keine Ahnung, dass der Junge dermaßen gut singen kann.“ Seit zwei Wochen ist Peer in Berlin, schnuppert die Luft der großen Musikwelt und ist mit den Juroren Nena, den Cowboys von The BossHoss, Samu Haber (Sunrise Avenue) und seinem Coach Max Herre auf Du und Du.

Er wird auf der Straße erkannt, um Autogramme gebeten, bekommt auf seiner Facebookseite jeden Tag Dutzende Liebeserklärungen von weiblichen Fans. Sind das nicht Gründe genug, um langsam den Boden unter den Füßen zu verlieren? „Peer ist immer noch der Alte“, sagt Nikolaj Bieche, 17, der mit ihm seit sieben Jahren zusammenspielt. „Er hält ständig Kontakt zu uns, antwortet auf unsere Nachrichten und erzählt, was er gerade macht. Er will auch immer wissen, was bei uns so abgeht. Da ist keine Spur von Angeberei.“

Dass Peer seine alten Kumpel nicht vernachlässigt, schätzen alle an ihm. Und alle verfolgen seine Auftritte im Fernsehen. Paul Kujawski, der das Team mit Uwe Eisenhauer trainiert, war mit seiner Freundin sogar bei der letzten Liveshow in Berlin. „Wir durften unsere Handys nicht ins Studio nehmen. Nach der Show hatte ich 26 neue Nachrichten. Alle aus der Mannschaft wollten genau wissen, wie es war.“

Bis vor zwei Wochen war Peer noch bei jedem Training und Spiel

Der Zusammenhalt sei typisch für die Truppe, sagt Kujawski. Außerdem sei Peer jemand, dem man den Erfolg einfach gönnen müsse. „Solange ich ihn kenne, hat er sich nie aufgespielt oder in den Vordergrund gedrängt.“ Obwohl Peer auch im Fußball erfolgreich ist: Vergangene Saison war der Mittelfeldspieler mit acht Treffern der zweitbeste Torschütze. Bis vor zwei Wochen war Peer noch bei jedem Spiel und Training, trotz vieler Gesangsproben, Interviewterminen und Fernsehaufzeichnungen. Auch bei der entscheidenden Partie um die Kreisliga-Herbstmeisterschaft Ende November stand er auf dem Platz – und konnte den Sieg mitfeiern.

„Ich habe Peer als sehr ehrgeizigen und zielstrebigen Menschen kennengelernt“, sagt Uwe Eisenhauer. „Er hat sich innerhalb kürzester Zeit zu einer wichtigen Persönlichkeit in unserer Mannschaft entwickelt, war in der letzten Saison Mannschaftskapitän.“ Der Trainer glaubt, dass genau diese Eigenschaften Peer nun auch bei der Castingshow so weit gebracht haben. „Und natürlich seine grandiose Stimme.“

Von der ist auch Mitspieler Konstantin Wendt begeistert. „Ich habe Peer im letzten Jahr bei einem Talentwettbewerb gehört und fand ihn super. Daher wundert es mich gar nicht, dass er jetzt so großen Erfolg hat. Ich freue mich sehr für ihn“, sagt der 17-Jährige, der sich „The Voice“ zum ersten Mal anschaut. „Es ist ein Must-watch, wenn jemand dabei ist, den man kennt. Und Peer ist in der Show natürlich mein absoluter Favorit.“

Es sei zwar schon ein seltsames Gefühl, seinen Fußballerkollegen auf der Bühne zu sehen. „Aber im Grunde steht da genau der Peer, den wir kennen“, sagt Konstantin. „Er verstellt sich nicht, spielt keine Rolle. Der zieht einfach sein Ding durch.“ Genau das scheint auch ein Grund für Peers Durchmarsch bis ins Halbfinale gewesen zu sein. Nahezu jedes Mal hoben die Juroren seine Authentizität besonders hervor.

Max Herre betont oft, dass man dem jungen Talent „jedes einzelne Wort abnimmt“. Das liegt vielleicht daran, dass es Peer wirklich um die Musik geht. Nicht um Ruhm, Reichtum und Frauenherzen – auch wenn das mögliche Begleiterscheinungen sein können. Seine Stärke sind Balladen mit deutschen Texten, beispielsweise von Philipp Poisel, Mark Forster oder – wie in der Liveshow – von Xavier Naidoo.

Songs schreibt Peer auch selbst. Darin verarbeite er Erlebnisse und Gefühle. Vielleicht tritt er im Halbfinale sogar mit einem eigenen Lied an? Fest steht auf jeden Fall, dass er sich heute Abend im sogenannten Cross-Battle mit dem 20 Jahre alten Berliner Chris Schummert messen muss. Setzt Peer sich gegen den Country-Fan mit der tiefen, kraftvollen Stimme durch, steht er im Finale am 20.Dezember in Berlin.

„Am 22. Dezember haben wir unsere Weihnachtsfeier“, sagt Trainer Paul Kujawski. „Peer hat schon zugesagt. Es wäre natürlich der Knaller, wenn er als The Voice of Germany zu uns kommmt.“ Doch Peer kann sich ganz sicher sein, dass er nicht nur dann mit offenen Armen empfangen wird.