Die Niederdeutsche Bühne Ahrensburg in der Krise — ein moderner Spielplan und Schnupperabos sollen wieder mehr Zuschauer anlocken

Ahrensburg. Die Besucherzahlen sind rapide zurückgegangen. Vorbei die traumhaften Zeiten mit ausverkauften Vorstellungen. Es ist ein stetiger Prozess, der seit 20 Jahren seinen Lauf nimmt. Dass er unaufhaltsam ist, davon wollen die Mitglieder der Niederdeutschen Bühne Ahrensburg nichts hören. „Unsere Sparte wird bleiben. Wir werden weiterleben“, sagt Bühnenleiterin Andrea Rühling kämpferisch. Ein Selbstgänger ist das allerdings nicht. Das weiß die Ahrensburgerin, die seit zwei Jahren an der Vereinsspitze steht. Genau wie alle anderen im Vorstand und die rund 90 Mitglieder, die mit Leib und Seele dabei sind.

„Früher war der Saal immer voll. Und der Alfred-Rust-Saal hat immerhin um die 450 Plätze“, sagt Andrea Rühling. Die aktuelle Bilanz sieht erschreckend anders aus. Im Schnitt kommen 130 bis 160 Zuschauer. An guten Tagen so um die 230. Auch die Zahl der Abonnenten ist gesunken. Rühling: „Wir haben immer drei Gastspiele von befreundeten niederdeutschen Bühnen aus dem Norden und drei eigene Inszenierungen. Die ziehen mehr.“ Man kenne seine „Lieblinge“ und schaue gerne zu, wenn ein Theater-Urgestein wie Baldur Müggenburg als Kommissar um Pater Brown rumwuselt oder Sybille Daden in der „Pension Sünnenschien“ loslegt. Schon ihre Stimme ist der Hit. Wer in der Stormarner Kreisverwaltung anruft, hat sie am Apparat.

„Das sind Publikumsmagneten“, sagt die Bühnenchefin. „Aber die haben auch nicht immer Zeit.“ Und viel Nachwuchs in der perfekten Altersklasse ist nicht da. Und das ist ein weiteres Problem der Stormarner Speeldeel, wie sich die Bühne op Platt nennt. Viele Mitglieder sind über 65 Jahre – oder noch in der Pubertät. „Unsere Jugendorganisation Mimikri hat 28 Mitglieder“, sagt Andrea Rühling. „Aber sind für unsere Stücke zu jung.“ Eine 13-jährige Braut? Und ein jugendlicher Liebhaber von 14 Jahren? Das haut nicht hin. Auch nicht in einer noch so deftigen Komödie, die auf dem Dörp spielt.

Zu wenige Schauspieler, zu wenige Besucher, zu wenige Abonnenten: Die Speeldeel steckt in einer schwierigen Lage. Das Zauberwort lautet: Schnupperabo. Das klingt nach Neugierde und guter Laune. Und so funktioniert es auch: Für wenig Geld gibt es viel Spaß. Und für eine Saison festlegen muss sich auch niemand. Vier Vorstellungen kosten 28 Euro: pro Abend sieben Euro.

„Das ist die preiswerteste Kategorie. Aber die Leute sitzen nicht auf den günstigen Plätzen, sondern dort, wo frei ist. Auch in der ersten Reihe.“ Schließlich gehe es nicht allein darum, mehr Geld in die Vereinskasse zu spülen. Es mache auch den Schauspielern mehr Spaß, wenn Zuschauer direkt vor der Bühne sitzen und Feedback kommt.

„Wir modernisieren auch den Spielplan“, sagt Andrea Rühling und nennt damit ein zweites Mittel, um das „Geschäft“ zu beleben. Der berühmte „Tratsch in’t Treppenhus“ à la Heidi Kabel und ähnliche „Klassiker“ aus den 70er-Jahren gehörten weiterhin dazu. Aber mit verstaubten Stücken aus der Klamottenkiste sei kein Blumentopf mehr zu gewinnen.

So feiert die Speeldeel im Februar mit „Plünnenball“ Premiere. Das Stück handelt von Bertha und Pauline, die einen Kostümverleih haben. Hier treffen sich die „Außenseiter“. Das Strichmädchen Uschi, das von einem Hundesalon träumt, ebenso wie der Ex-Sträfling Hermann. „Alles Menschen im Selbstbetrug, aber auch mit Träumen und Hoffnungen, ohne die sich das Leben nur schwer aushalten ließe“, so steht es auf der Homepage des Vereins, die ebenfalls davon zeugt, dass der Verein mit der Zeit geht.

Fans der Niederdeutschen Bühne Ahrensburg, von denen es auch mit 192 Abonnenten dann immerhin doch noch eine Menge gibt, können sich schon auf die nächsten Premieren mit ihren „Lieblingen“ freuen. Für April steht „De Kaktusblööt“ auf dem Spielplan. Eine Komödie um die Liebe zwischen Jung und Alt, die in der Verfilmung mit Walter Matthau und Ingrid Bergman ein Renner war. Mit dem Schnupperabo und einem entstaubten Spielplan könnte es gelingen, aus der Krise zu kommen. Der Vorstand der Speeldeel, zu dem auch der Geschäftsführer Manfred Gepp, die Spielleiterin Karin Blank und der Schatzmeister Hans-Jochim Eggers gehören, verspricht sich auf jeden Fall viel davon. Leicht wird es nicht.

„Wir haben mit den Laienspielgruppen auf den Dörfern natürlich Konkurrenz“, sagt Andrea Rühling, die dennoch mit einem guten Gefühl von der Bühnenleitersitzung in Neumünster wieder nach Hause gekommen. „Im Schnitt haben die Niederdeutschen Bühnen in Schleswig-Holstein 130 Zuschauer pro Aufführung. Da liegen wir sogar noch etwas drüber“, sagt die Chefin der Stormarner Speeldeel. Der Verein hat schon mehr als 75 Jahre Theatergeschichte überlebt und will die 100 voll kriegen. Rühling: „Es gibt eine Zukunft für die Niederdeutsche Bühne.“

Vier Vorstellungen gehören zum Schnupperabo: „Ridder Ludwig“, Gastspiel der Niederdeutschen Bühne Kiel 16. und 17. Januar, „Plünnenball“ Inszenierung der Speeldeel 13., 14. und 21. Februar, „Elisa“ Gastspiel der Kulturscheune Süsel 20. und 21. März und „De Kaktusblööt“, Inszenierung der Speeldeel 3., 4. und 11. April. Kontakt: Hans-Jochim Eggers (Telefon 04102/823629) oder eine Mail an karten-nbahrensburg@web.de schicken.