Schon 5000 Stormarner tauschen Tonnen wegen des neuen Tarifsystems. Getrenntes Sammeln spart Geld

Ahrensburg. Für jeden dritten Haushalt in Stormarn steigen die Abfallentgelte im nächsten Jahr deutlich. In vielen Fällen liegt die Erhöhung bei 25 Prozent – wenn nicht eine neue Kombination aus grauen, braunen und blauen Tonnen gewählt wird. Auf der anderen Seiten zahlen 60 Prozent der Kunden der Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH) weniger als jetzt. Für rund vier Prozent ändert sich nichts.

Die AWSH, für Stormarn und den Kreis Herzogtum Lauenburg zuständig, reagiert mit der radikalen Änderung des Tarifsystems darauf, dass nur ein Drittel des Inhalts der grauen Restmülltonne dort hineingehört. Allein der Anteil von Biomüll beträgt 41Prozent. „Mit den neuen Tarifen machen wir deutlich, dass getrenntes Sammeln ökologisch und ökonomisch sinnvoll ist“, sagt AWSH-Sprecher Olaf Stötefalke.

Geschäftsführer Dennis Kissel ergänzt: „Trotz intensiver Beratung und Info-Kampagnen hat sich nichts an dem Problem geändert, dass zwei Drittel des Inhalts nicht in die Restmülltonne gehören.“ Neben Küchen- und Gartenabfällen werfen die Stormarner reichlich Altpapier hinein, aber auch Metall, Altkleider und Holz. Auffallend: Bei den Kunden, die unterschrieben haben, selbst zu kompostieren, ist der Biomüllanteil noch größer als bei allen anderen.

Vierköpfiger Haushalt zahlt 25 Prozent mehr – oder 30 Peozent weniger

Nachdem alle Appelle offensichtlich wenig gebracht haben, setzen die Verantwortlichen jetzt auf finanzielle Anreize. Restmüll wird deutlich teurer, Bioabfall sehr viel günstiger. Das bedeutet, dass ein Vier-Personen-Haushalt mit 120-Liter-Restmülltonne (zweiwöchentliche Abfuhr) jetzt 148,44 Euro im Jahr zahlt und künftig 185,76. Die Familie kann mit ein paar Veränderungen sogar viel Geld sparen: 80- statt 120-Liter Restmülltonne (vierwöchentliche Abfuhr), 60-Liter-Biotonne (zweiwöchentlich) und 240-Liter-Altpapiertonne (monatlich) macht im Jahr 98,28 Euro – eine Entlastung um mehr als 30Prozent.

Obwohl die rund 61.000 Stormarner Rechnungen erst nach dem endgültigem Beschluss des Kreistags am 13.Dezember verschickt und auch die Abfallfibeln erst noch verteilt werden, haben sich bereits viele Menschen informiert. „Bei uns sind jetzt schon 5000 Behälterummeldungen eingegangen“, sagt Olaf Stötefalke. Und der Tarifrechner sei die am häufigsten geklickte Seite des Internetauftritts.

Groß ist auch der Andrang am kostenlosen Servicetelefon mit der Nummer 0800/2974001. „An Spitzentagen sind es bis zu 1200 Anrufe“, sagt Stötefalke. Um alle Anfragen bearbeiten zu können, wurden befristet neun zusätzliche Mitarbeiter eingestellt. Von kommender Woche an sollen bis zu 25 Kollegen an den Telefonen sitzen.

Die meisten Fragen drehen sich um die neuen Komponenten der Entgeltberechnung. „Bisher waren einzig die Behältergröße und der Abfuhrrhythmus maßgebend“, sagt Geschäftsführer Kissel, „künftig spielen auch Grundstücksdaten und die Bewohnerzahl eine Rolle. Das ist viel gerechter.“

Die Zahl der je Grundstück gemeldeten Einwohner hat die AWSH nach Abstimmung mit dem Datenschutzbeauftragten des Landes von den Meldeämtern bekommen. Sie wird jedes Jahr automatisch im Oktober aktualisiert. Auf Antrag kann jeder Kunde sie bei langfristiger Abwesenheit einzelner Bewohner korrigieren lassen – zum Beispiel bei Lehre oder Studium in einer weit entfernten Stadt oder einem Pflegeheim-Aufenthalt.

Nach Schätzungen können 90 Prozent der Kunden Geld sparen

Etliche Kunden würden denken, dass sie mit ihrem Geld einzig die Müllabfuhr bezahlen. „Das ist natürlich nicht so“, sagt Olaf Stötefalke, „dahinter steckt die gesamte öffentliche Abfallentsorgung vom Sperrmüll bis zu den Recyclinghöfen.“

Oberstes Ziel der Tarifreform ist es, den 41-prozentigen Biomüllanteil in der grauen Tonne zu verringern. „Es gibt Beispiele aus Baden-Württemberg, wo es weniger als 20 Prozent sind“, sagt Dennis Kissel. „Wenn wir das schaffen, könnten wir sogar eine zweite Vergärungsanlage wie in Trittau bauen.“ Dort produzieren Essens- und Gartenabfälle Wärme und Strom, das bringe Geld. Als Restmüll landen Bioabfälle in der Müllverbrennung, das koste Geld.

Mit einer optimierten Behälter-Kombination müssen nach AWSH-Schätzung 90 Prozent der Stormarner Kunden nächstes Jahr weniger zahlen als jetzt. „Dass es für einige teurer wird, die bisher einzig eine kleine Restmülltonne haben, lässt sich nicht vermeiden“, sagt Olaf Stötefalke. „Im Prinzip wurden die bisher von den anderen subventioniert.“