Zunächst gar nicht, dann nur äußerst zögerlich – auf hartnäckiges Nachbohren dieser Zeitung – räumten die Landesbehörden Anfang des Jahres ein:

Ja, auf den Autobahnen werde bei Schnee und Eis nach einer neuen Rezeptur gestreut. Und: Ja, die sei zwar kostengünstiger, aber unter bestimmten Bedingungen weniger wirksam als die bewährte. In den Tagen zuvor war es auf ungewöhnlich stark vereisten Fahrbahnen zu einer Vielzahl von Unfällen gekommen.

Es wäre den Behörden offensichtlich lieber gewesen, niemand hätte bemerkt, dass in Schleswig-Holstein Streusalz mitnichten mehr gleich Streusalz ist. Der ungewöhnlich kalte Winter hat ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Und nun?

Nun steht wieder ein Winter vor der Tür. Und es ändert sich: nichts. Stattdessen ist ein Schuldiger ausgemacht für die vergangenen Schlitterpartien: der Autofahrer, zu schnell unterwegs. Sicherlich: Insbesondere Lastwagenfahrer fallen bei Eis und Schnee durch halsbrecherische Manöver auf. Mit 80 Sachen auf der ganz linken Spur – das kann eigentlich nicht gut gehen. Allzu oft tut es das auch nicht.

Der daraus gezogene Schluss aber ist grundsätzlich falsch. Wohl haben Lastwagenfahrer Unfälle verursacht. Tatsache ist dennoch: Das Land spart Geld, und die Autobahnen sind infolge dessen nicht jederzeit so eisfrei, wie sie es sein könnten und müssten. Da wird schlicht auf Kosten der Sicherheit gespart, und das darf nicht sein.

Nun wäre es am einfachsten, wieder die altbewährte Mischung einzusetzen. Stattdessen probieren die Verantwortlichen doch etwas Neues aus. Künftig soll schon vor Frosteinbruch „präventiv“ Lauge versprüht werden. In der Theorie klingt das sinnvoll. Aber Vorsicht: In der Praxis könnte der Autofahrer bloß einmal mehr aufs Glatteis geführt werden: Während die Temperaturen schon in diesen Nächten in den Minusbereich vordringen sollen, bekommt die Autobahnmeisterei Bad Oldesloe ihr neues Sprühfahrzeug erst Anfang Dezember.