17 Asylbewerber aus Syrien, Irak und Afghanistan leben in Reinfeld. Arbeitsgruppe hilft den Menschen im Alltag

Reinfeld. Ihre Augen müssen Schreckliches gesehen haben – den Krieg und das damit verbundene Leid. Jetzt blickt das elfjährige Mädchen aus Syrien auf das Wappen der Stadt Reinfeld, das im Sitzungssaal des Rathauses hängt. Das Kind hat eine rosafarbene Schleife im Haar und wippt auf seinem Stuhl mit den Füßen hin und her. Es gehört zu den 17 Flüchtlingen aus Syrien, Afghanistan und dem Irak, die in Reinfeld Zuflucht gefunden haben.

„Sie sind unsere Gäste, und wir heißen Sie herzlich willkommen“: Mit diesen Worten begrüßte Bürgervorsteher Gerd Herrmann (SPD) die Flüchtlinge im Rathaus. Das elfjährige Mädchen versteht die Worte nicht, es lebt erst seit einer Woche mit seiner Mutter und drei Geschwistern in Reinfeld. Gemeinsam wohnen sie auf dem Gelände der Immanuel-Kant-Schule.

Eine Gruppe aus Schülern versucht, der Elfjährigen und ihrer zwölf Jahre alten Schwester Deutsch beizubringen. Am Montag hatten sie ihre erste Unterrichtsstunde. „Obwohl wir ihre Sprache nicht sprechen, läuft es ganz gut. Wir sprechen Englisch oder verständigen uns mit Händen und Füßen“, sagt die 15 Jahre alte Schülerin Angie Paap.

Besser verstehen kann Ali Reza Donesch die Begrüßungsrede. Er ist seit zehn Monaten in Reinfeld und hat vor zwei Wochen eine Wohnung bezogen. Der 18-Jährige ist allein aus Afghanistan geflüchtet. „Ich habe hier viele Freunde gefunden“, sagt der junge Mann, der schon recht gut Deutsch spricht. Gelernt hat der die Sprache an der Berufsschule in Bad Oldesloe. Dort unterrichtet eine engagierte Lehrerin Ausländer, damit diese ihren Hauptschulabschluss schaffen. „Wenn sie den haben, können sie gemeinsam mit deutschen Schülern ihren Realschulabschluss machen“, sagt Marzena Reese, die sich in der Arbeitsgruppe „Asyl in Reinfeld“ engagiert.

Die Gruppe hat sich innerhalb des Kriminalpräventiven Rates nach dem Besuch des Flüchtlingsbeauftragten des Landes, Stefan Schmidt, gegründet. Ehrenamtlich helfen die Mitglieder den Gästen bei Behördengängen, im Alltag und organisieren auch Kleidung. „Wenn ich selbst mit meinen Kindern das Land verlassen müsste, würde ich mir wünschen, ein genauso herzliches Willkommen zu erfahren“, sagt Burghard Beese, der in der Arbeitsgruppe aktiv ist.

Ihm ist vor allem wichtig, den Flüchtlingen zu zeigen, dass sie hier willkommen sind. Denn das war nicht immer so in Reinfeld. „Mitte der 80er-Jahre haben Jugendliche eine Asylunterkunft in Brand gesetzt“, erinnert sich Beese und schüttelt den Kopf. Doch diese Zeiten sind offenbar vorbei.

Ali Reza Donesch sagt: „Die Menschen in Reinfeld sind sehr nett und hilfsbereit.“ Am liebsten würde der junge Mann aus Afghanistan in der Karpfenstadt bleiben. „Ich habe einen Antrag gestellt, aber noch keine Antwort“, so Donesch, der einen Traum hat: „Ich möchte in Deutschland studieren.“

Auch wenn die Flüchtlinge sich dankbar gegenüber der Stadt zeigen, bemängeln Mitglieder des Arbeitskreises einige Unterkünfte und Betreuungen. „Einige Asylbewerber werden mit Obdachlosen in eine Unterkunft gesteckt. Beide können nichts miteinander anfangen, daran muss sich etwas ändern“, sagt Albrecht Werner und fügt hinzu: „Zudem dauert es manchmal zu lange, bis die Asylbewerber Deutschkurse besuchen können. Manchmal vergeht ein halbes Jahr. Ein weiteres bundesweites Problem ist laut Werner, dass die Menschen nicht arbeiten dürfen. Dies würde helfen, besser und schneller die Sprache zu lernen.

Allgemein wünsche sich die Arbeitsgruppe „Asyl in Reinfeld“, dass die Verwaltung mehr Verantwortung übernehme und nicht alles auf ehrenamtlicher Ebene passiere. Denn der Kreis verteilt die Flüchtlinge an die Gemeinden und Städte. Diese sind dann für die Unterbringung zuständig.

„Traumatisierte Menschen brauchen eine psychologische Betreuung“, sagt Werner. Bürgermeister Horn versprach, sich darum zu kümmern. Er wolle prüfen, ob die Gäste sich bei Wünschen immer direkt an die Sachbearbeiterin im Rathaus wenden können. Ali Reza Donesch ist dabei bescheiden. Er hat nur einen Wunsch: „Ich möchte nie wieder in Angst leben müssen.“