1100 Einsprüche gegen Vorhaben bei Grande. Bei Erörterungstermin üben Bürger Kritik am Verfahren

Trittau/Grande. Der Beginn des Erörterungstermins hat viele von dem in Grande und Umgebung geplanten Quarzsand-Abbau Betroffene erzürnt. Etwa 250 Bürger, der Großteil von ihnen aus Grande, Kuddewörde und Witzhave, besuchten am Mittwoch die vom Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) anberaumte Veranstaltung in der Turnhalle der Trittauer Hahnheide-Schule.

Die rund 1100 Einwendungen, die Gemeinden und Einzelpersonen gegen den Plan der Glinder Firma Koops erhoben hatten, waren vom LBEG zusammengefasst und von Koops schriftlich kommentiert worden. Nach dem Landesverwaltungsgesetz hat das LBEG die Einwendungen mit den Betroffenen und dem Antragsteller zu erörtern. Dass Bergbauamt muss eine Genehmigung erteilen, weil in dem Sand – so heißt es – ein Quarzanteil von 87 bis 90 Prozent festgestellt wurde.

Der besagte Quarzanteil sorgte am ersten Tag der Erörterung für Unmut. Viele der Anwesenden warfen der Behörde Verfahrensfehler vor und forderten Aufklärung. Die Firma Koops will auf rund 81 Hektar Quarz abbauen, bislang gehört dem Unternehmen aber nur ein Teil des Areals. „Woher wissen Sie, dass sich tatsächlich auf der gesamten Fläche Quarz befindet“, fragte ein Witzhaver. Eine von der Gemeinde eingeschaltete Anwältin wies darauf hin, dass schon 1986 ein Antrag der Firma abgelehnt worden sei. „Damals ging es um Kies, wieso ist da plötzlich Quarz?“

Laut Antragsteller gibt es ein Gutachten zum besonders hohen Quarzanteil

Ein Vertreter des Unternehmens Koops erklärte, das sei damals nicht geprüft worden. Nun gebe es aber ein „ausführliches Gutachten“, das den Quarzanteil belege. Es lag aber nicht öffentlich aus. „Sie können es sich aber gern in der Mittagspause ansehen“, sagte der Firmensprecher. Laut der Anwältin ein „schwerer Verfahrensfehler“. Mehrere Redner – darunter Grandes Bürgermeister Heinz Hoch – stellten die Glaubwürdigkeit des LBEG in Frage. „Sie haben uns das Gutachten vorenthalten“, warf Hoch dem Landesamt vor.

Da sich große Teile des von der Firma angedachten Gebiets derzeit in privaten Händen befinden, stellten mehrere Zuhörer die Frage, wann und wie das Unternehmen den Quarzanteil habe feststellen können. „Haben Sie Bohrungen auf privaten Grundstücken vorgenommen? Und wenn ja, auf welcher rechtlichen Grundlage ist das passiert“, wollte ein Witzhaver wissen.

Hans-Heinrich Stamer von der BUND-Kreisgruppe Herzogtum-Lauenburg hakte energisch nach: „Können Sie definitiv ausschließen, dass Bohrungen vorgenommen wurden auf Privatgrundstücken, deren Eigentümer dem nicht zugestimmt haben?“ Dazu könne er „konkret nichts sagen“, so der Koops-Vertreter. Stamer darauf: „Sollte sich der Verdacht bestätigen, entbehrt das Verfahren jeder Grundlage.“

Auch Andreas Schleicher, der das LBEG vertrat, stand in der Kritik. „Wir erwarten, dass Ihre Behörde Vorgänge wie vielleicht illegale Bohrungen bewertet“, sagte Stamer. Darauf Schleicher: „Wenn dem so sein sollte, liegt ein Verfahrensfehler vor.“ Er versuchte mehrfach, der Diskussion ein Ende zu bereiten. „Das ist hier keine Fragestunde. Wir müssen vorankommen.“

Kuddewörder befürchten starken Lkw-Verkehr auf Schulweg

Dass sich die Abhandlung der einzelnen Tagesordnungspunkte in die Länge zog, bemängelten auch viele Zuhörer, allerdings sahen die meisten die Schuld dafür bei der Behörde und der Firma. „Die Verantwortlichen sind nicht gut vorbereitet. Sie versuchen, viele Themen hinauszuschieben“, sagte Heike Jandke. Die Kuddewörderin ist vor allem gegen das Vorhaben, weil sie um die Sicherheit ihrer sechs und neun Jahre alten Kinder fürchtet. „Die Route der Lastwagen verliefe über den Schulweg meiner Kinder.“ Ferner würden die Straßen verschmutzt, und die Bausubstanz der Häuser werde möglicherweise in Mitleidenschaft gezogen.

Claudia Heydelmann-Nagel, Gemeindevertreterin in Kuddewörde, kritisierte, dass der Termin auf 8.30 Uhr gelegt wurde. „Diverse Betroffene können heute nicht hier sein.“ Sie sah auch etwas Positives in der Dauer: „Es wird deutlich, wie wichtig das Thema ist.“

Auf 121 Seiten hatte das LBEG die Einwendungen der Betroffenen zusammengefasst. Von Seiten der Firma Koops waren viele Punkte dabei unkommentiert geblieben und mit dem Hinweis „Kenntnisnahme“ versehen worden, darunter auch solche, die sich mit möglichem Wertverlust von Wohneigentum befassten. Bürgerin Dorothee Kuhn sagte während des Erörterungstermins: „Das hier ist unsere letzte Chance, rechtliche Zusicherungen zu bekommen. Aber die Verantwortlichen versuchen sich herauszuwinden.“

„Brechen Sie die Veranstaltung ab“, forderte ein Grander die Organisatoren auf. „Machen Sie erst mal Ihre Hausaufgaben.“ Dazu wird es wohl nicht kommen. Das LBEG hat die Turnhalle vorerst bis Freitag gemietet. Heute ab 8.30 Uhr wird die Erörterung fortgesetzt.