Anke Spoorendonk, die den Denkmalschutz per Veto verhindern könnte, findet Ahrensburgs Verwaltungsbau „spannend“

Ahrensburg. Schleswig-Holsteins Ministerin für Justiz, Kultur und Europa, Anke Spoorendonk, wird sich voraussichtlich Anfang kommenden Jahres selbst vor Ort ein Urteil über die Denkmalschutzwürdigkeit das Ahrensburger Rathauses bilden. Bei einer Rede, die sie anlässlich der Eröffnung der Remise im Kulturzentrum Marstall der Schlossstadt hielt, kündigte Spoorendonk an, sich den Bau anzuschauen, sobald das zweite Gutachten darüber vorliegt, ob er unter Denkmalschutz gestellt werden soll. Der Bericht wird von zwei Experten der Technischen Universität Braunschweig bis Ende dieses Jahres erstellt.

Gegenüber dem Abendblatt sagte Spoorendonk anschließend, das Rathaus, das sie bislang nur von Fotos kenne, sei „architektonisch schon spannend“. Allgemein müsse gesehen werden, dass nicht nur Fachwerkbauten und dergleichen, sondern auch Häuser der Moderne unter Denkmalschutz gestellt werden könnten. Zudem sei eine „gute Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege wichtig.“

Die Ministerin kann den Denkmalschutz per Vetorecht verhindern

Spoorendonk kann ein Veto gegen die Entscheidung des Landesamtes einlegen. Dies hatte sich im Juli dafür ausgesprochen, das Rathaus als schutzwürdiges Kulturgut einzustufen. Im September stimmten 18 Stadtverordnete vor allem aus den Reihen der CDU, den Grünen und der FDP dafür, ein zweites Gutachten einzuholen. Sechs Parlamentarier votierten mit Nein, vier enthielten sich.

Die Ministerin sagte in ihrer Rede weiter, sie verfolge den Prozess mit Interesse. Spoorendonk: „Ich finde, es ist ein wichtiger Schritt zur Akzeptanz des Denkmalschutzes, dass das Landesamt für Denkmalpflege zunächst ein neues Gutachten abwartet.“ Auf dieser Grundlage und jener der vorherigen Stellungnahmen, werde sie dann „gerne ins Rathaus kommen“ und sich „die Situation vor Ort anschauen“. Sie ergänzte: „Denkmalschutz muss auf wissenschaftlicher Grundlage geschehen und kann nicht in kommunaler Selbstverwaltung erfolgen.“

CDU-Fraktionschef Tobias Koch, der Spoorendonks Rede in der Remise hörte, sagte dem Abendblatt: „Es wird daran deutlich, wie wichtig es war, dass ein zweites Gutachten angefordert wurde.“ Es gehe darum, fachlich zu überzeugen. Sollte das zweite Gutachten eine Denkmalschutzwürdigkeit befürworten, sei die Diskussion darüber beendet. „Kommt es hingegen zu einem anderen Schluss, werden wir mit dem Landesamt darüber sprechen müssen.“ Sollte dies zu keinem Ergebnis führen, werde die Ministerin konsultiert. Die CDU hatte zuletzt die drohenden Kosten einer Unterschutzstellung heftig kritisiert und rechtliche Schritte für den Fall einer positiven Entscheidung für den Denkmalschutz angekündigt.

Für SPD-Fraktionschef Hartmut Möller zeigen die Äußerungen der Ministerin, „dass sie überzeugt ist, dass das Landesamt mit seiner Einschätzung richtig liegt. „Dort entscheiden ja auch keine Laien über den Denkmalschutz.“

Landesamt für Denkmalpflege hebt hochwertige Ausstattung hervor

Christian Schubbert-von Hobe (Grüne) sagte dem Abendblatt, er stimme mit dem Vorgehen der Ministerin überein. „Auch wenn über die Denkmalschutzwürdigkeit übergeordnet entschieden werden muss, heißt das nicht, dass nicht gehört wird, was vor Ort darüber gesagt wird.“

Thomas Bellizzi (FDP) begrüßte, dass es offenbar gelungen sei, einen Denkprozess anzustoßen. Am Ende müsse allerdings ein Mehr für Ahrensburg stehen. „Das heißt für mich, das Areal ohne das Rathaus zu überplanen.“

Karen Schmick von der Wählergemeinschaft WAB meinte, das Vorgehen der Ministerin sei richtig. Spoorendonk erschien ihr „kompromissbereiter“ zu sein als das Landesamt für Denkmalpflege. Schmick: „Das sagt aber nichts über ihre endgültige Entscheidung.“

Das Rathaus wurde 1970 nach Plänen des Ahrensburger Architekten Karl-Heinz Scheuermann fertiggestellt. Das Landesamt für Denkmalpflege hebt in seiner Bewertung hervor, der Bau stehe für die Epoche der Nachkriegszeit und der „Bonner Republik“. Besonders gelobt werden die Teakholzfenster, die Marmorböden und die Fassaden.