Reinbeks Verwaltungschef Axel Bärendorf beklagt „fehlenden Rückhalt“ in der Politik. Er will nicht wieder antreten

Reinbek. Axel Bärendorf tauscht im September kommenden Jahres Anzug und Krawatte gegen Jeans und Polo-Shirt. Den feinen Zwirn wird der Reinbeker Bürgermeister dann nur noch sehr selten tragen. Vor allem nicht mehr berufsbedingt: Der 56-Jährige tritt bei der nächsten Wahl für das Amt des Verwaltungschefs im Mai 2014 nicht mehr an. „Ich habe versucht, meine Ideen einzubringen und die Verwaltung effizienter gemacht. Aber von mir aus werde ich nicht mehr kandidieren.“ Bärendorf sagte der Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn: Mir fehlt der Rückhalt, den ich mir wünsche.“

Zusammenspiel zwischen Politik und Verwaltung ist nicht optimal

Damit wird die Amtszeit des Bürgermeisters voraussichtlich nach sechs Jahren am 31. August kommenden Jahres enden. Es sei denn, elf der 31 Stadtverordneten schlagen ihn für eine Wiederwahl vor. Dann müsste Bärendorf laut Gemeindeordnung zur Verfügung stehen, ansonsten verlöre er seine Pensionsansprüche. Dieser Fall gilt jedoch als unwahrscheinlich, denn das Zusammenspiel zwischen Politik und Verwaltung in der 26.500-Einwohner-Stadt sei alles andere als optimal. Dabei spart der Amtschef nicht mit Selbstkritik. Bärendorf: „Zu einer guten Ehe gehören immer zwei. Wir haben es beide nicht geschafft, miteinander so umzugehen, dass eine gute Situation daraus wird. Die Chemie stimmt einfach nicht.“

Was er genau damit meint, erleben die Reinbeker gerade in der Diskussion um den geplanten Neubau der Feuerwehrwache (wir berichteten). Eine erste Verwaltungsvorlage mit dem Standort Mühlenredder hatten die Parteien abgelehnt und die Prüfung zweier Alternativstandorte gefordert. Als diese von Experten jetzt untersucht und als nicht tauglich eingestuft wurden, das Rathaus eine weitere Beschlussvorlage mit dem Mühlenredder als einzig möglichen Standort verschickte, musste sich der Bürgermeister heftige Kritik anhören. Die Fronten seien verhärtet, mit der Verwaltung gebe es kein Miteinander, und damit sei Bärendorf über eine gewisse Linie hinweggegangen, hieß es seitens der Politik.

Derartige Aussagen verärgern den Verwaltungschef, auch wenn er sich ein dickes Fell zugelegt habe. Laut Bärendorf, der 2010 nach einer Herzoperation drei Monate aussetzen musste, habe sich in Reinbek im Laufe der Zeit keine Vertrauens-, sondern eher eine Misstrauenskultur entwickelt. Der in Ahrensburg lebende Verwaltungschef sagt: „Mit jedem Schritt, den ich gehe, erzeuge ich Reibung und komme nicht voran. Vielleicht bringt der oder die Neue etwas ein, was Vertrauen bringt.“

Apropos Vertrauen: Unter einem wirklich guten Stern stand die Zusammenarbeit von Beginn an nicht. Drei Wochen, bevor Bärendorf im September 2008 seinen Dienst in Reinbek antrat, hatte die Politik den finanziellen Spielraum des Bürgermeisters bei der Vergabe von Aufträgen eingeschränkt. Ob der Kauf von Geräten oder Maschinen, Miet- oder Architektenverträge: In sämtlichen Bereichen wurde der Handlungsspielraum des Verwaltungschefs verkleinert. Und das ausgerechnet mithilfe derjenigen, die ihn aus Ammersbek nach Reinbek geholt hatten: Politiker der CDU.

Nun benötige die Stadt angesichts der anstehenden Aufgaben eine breite Allianz aus Politik, Verwaltung und Bürgermeister, da ist sich Bärendorf sicher. Zentrale Bereiche seien der nicht abgeschlossene Krippenausbau, der Neubau der Feuerwehrwache, die Entwicklung weiterer Gewerbeflächen und die Verschmelzung von Verwaltungsarbeiten im Mittelzentrum Reinbek, Glinde und Wentorf. „Das Mittelzentrum muss hier gelebt werden, nur ist das leider nicht der Fall.“ Bärendorf hatte die Kooperation mit auf den Weg gebracht. Der Vorteil für Reinbek, Glinde und Wentorf: Durch den Status sind verbesserte Voraussetzungen gegeben, um Fördermittel des Landes in Anspruch zu nehmen. Zum Beispiel im Rahmen der Stadtentwicklung.

Betrachtet Bärendorf die Bilanz seiner jetzt über fünfjährigen Amtszeit, so kommt er zu folgendem Schluss: In entscheidenden Bereichen, die Reinbek weiterbringen, sei man nicht vorangekommen. Dazu zählt der Verwaltungschef neben der gemeinsamen Gewerbeentwicklung im Mittelzentrum auch die Ortsgestaltung im Zentrum.

Bärendorfs Brief an Fraktionschefs und Parteien blieb unbeantwortet

Trotz der unbefriedigenden Ergebnisse signalisierte Bärendorf den Fraktionschefs und Parteien in einem Brief am 5. September, dass er bereit sei, seine gesetzlichen Verpflichtungen zu erfüllen – und somit für eine erneute Wahl zur Verfügung stehe. Bis heute gab es keine Resonanz auf das Schreiben – das spreche für sich.

In neun Monaten wird sich Bärendorf mit dann 57 Jahren wohl aus dem Rathaus verabschieden. Wie es danach weiter geht? Zuletzt gab es immer wieder Gerüchte, er könnte Landrat Klaus Plöger, der 2016 in den Ruhestand geht, beerben. „Ich glaube nicht, dass ich geeignet bin, in Plögers Fußstapfen zu treten“, sagt der Reinbeker Amtschef. Vielmehr könne er sich vorstellen, ehrenamtlich tätig zu werden. Stressfreier als sein derzeitiger Job wäre das allemal.