Die Stadt Glinde will die Preise erhöhen. Einige Verkäufer rechnen mit vierstelliger Mehrbelastung. Sie bekommen nun Unterstützung von der CDU

Glinde. Stephan Ohlhaver ist auf die Glinder Verwaltung nicht gut zu sprechen – wie so viele andere Marktbeschicker auch. Der 42 Jahre alte Obsthändler aus dem Alten Land ärgert sich, dass er für seinen Stand demnächst mehr bezahlen soll. So will es die Stadt. Sie plant, die Gebühren zum dritten Mal binnen dreieinhalb Jahren zu erhöhen. Jetzt fürchten die Händler um die Attraktivität des Marktes. Und sinkende Umsätze. „In den vergangenen Monaten haben einige Kollegen aufgegeben, die Lücken konnten nicht geschlossen werden. Jeder neue Anbieter benötigt eine Anlaufphase. Da überlegt man sich bei so hohen Kosten wie in Glinde zweimal, ob man hierher kommt. Es gibt günstigere Märkte, wo auch gesucht wird“, sagt Ohlhaver.

Zahlen der Stadt Glinde widersprechen dem zweiten Teil seiner Aussage jedenfalls nicht. Waren 2012 am Mittwoch noch 43 Händler auf dem Markt vertreten, sind es jetzt nur noch 38. Am zweiten Markttag, dem Sonnabend, sind es statt 48 im vergangenen Jahr aktuell 44. In einer E-Mail aus dem Rathaus an die Glinder Politik, die der Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn vorliegt, heißt es: „Zudem sind viele sogenannte fliegende Händler seltener oder gar nicht mehr auf dem Wochenmarkt erschienen.“ Ein weiterer Absatz des Schreibens macht aber auch deutlich, warum die Stadt die Gebühren erhöhen will: „Hierdurch ergibt sich eine Einnahmedifferenz von circa 7000 Euro für 85 Wochenmärkte in 2013 im Vergleich zu 2012.“ Ein Betrag, der auf die verbliebenen Händler umgeschlagen wird.

Gespräche mit Bürgermeister Rainhard Zug über die Standgebühren habe Ohlhaver bereits vor einiger Zeit geführt: „Erst hieß es, wir kümmern uns darum, dann plötzlich, wir müssen erhöhen.“ Der Verwaltungschef sieht keinen Spielraum, andernfalls müssten Dritte belastet werden. Zug: „Wenn wir zum Beispiel die Gebühren leicht absenken, würde jeder Glinder Steuerzahler, auch wenn er dort nicht einkauft, den Markt subventionieren.“

Auf den ersten Blick erscheinen die Erhöhungen in der Vergangenheit mit einer Ausnahme moderat: Stieg die Gebühr im Oktober 2011 von 1,10 Euro pro Quadratmeter (seit Juni 2010, davor war sie seit 1995 mit 1,50 Mark auch nach der Euroumstellung konstant) auf 1,26 Euro, sollen die Marktbeschicker künftig 1,34 Euro zahlen – inklusive Strom und Abfallgebühren. Was die Marktbeschicker jedoch viel schlimmer trifft: Die Gebühren für ihre Fahrzeuge sollen künftig pro Quadratmeter abgerechnet werden. Bisher zahlen die Händler zehn Euro pro Fahrzeug am Tag, unabhängig von ihrer Größe.

Gemüsehändlerin erwartet zusätzliche Kosten im vierstelligen Bereich

Gemüsehändlerin Andrea Oppermann, 45, transportiert ihre Ladung mit einem siebeneinhalb Tonnen schweren Lkw. Sie müsste nach eigenen Berechnungen 30 statt zehn Euro zahlen. „Das wären im Jahr bei 104 Markttagen etwa 2000 Euro Zusatzkosten für mich und einfach zu viel“, sagt sie. Unterstützung bekommt sie von Dieter Deißelberg, 61, Gemüse-, Obst- und Blumenverkäufer aus Ochsenwerder. Er sagt: „Ich stehe auch in Barsbüttel, zahle dort ein Drittel weniger.“ Noch deutlicher wird Fleisch- und Wursthändler Andre Lehnherr, 49: „Uns werden von der Stadt pro Tag 400 Euro Personalkosten berechnet. Da kommt morgens ein Marktmann und ist zwei Stunden anwesend. Das nenne ich ein Traumgehalt.“

Glindes Bürgermeister Rainhard Zug hat eine andere Sicht der Dinge. „Personalkosten für den Markt haben wir auch an anderen Stellen im Rathaus. Außerdem ist unser neues Gebührensystem gerechter. Das werde ich auch beweisen.“ Und zwar auf der Sitzung der Stadtvertreter am 7. November. Dort fällt eine Entscheidung über die Standgebühr. Die CDU-Fraktion hat sich bereits gegen eine Erhöhung entschieden. Sie ist in der Stadtvertretung genauso wie die SPD mit elf Politikern vertreten, die Grünen mit fünf. Schließt sich eine weitere Partei dem Beschluss der CDU an, ist der Plan der Glinder Verwaltung gescheitert.