Draußen wirbeln am Sonntag um kurz nach 12 Uhr kräftige Böen die Blätter rund um die Schlosskirche auf.

Drinnen herrscht zumindest noch eine halbe Stunde lang Ruhe vor dem Sturm, als die rund 130 Besucher der Gemeindeversammlung auf den hellgrauen Holzbänken Platz nehmen. Was folgt, gleicht weniger einem reinigenden Gewitter. Es ist wohl eher der Beginn – oder die Fortsetzung – einer Eiszeit zwischen Kirchengemeinderat und Kirchengliedern. Stein des Anstoßes: St. Johannes.

Als Pastorin Anja Botta den Bericht des Kirchengemeinderates vorträgt und auf ein Jahr mit vielen und teils schmerzlichen Veränderungen zurückblickt, wird nach ersten Unmutsbekundungen, nach vereinzeltem Raunen auf den Bänken schnell deutlich, wie tief die Gräben in der Auseinandersetzung um die Schließung und Entwidmung der Kirche in Ahrensburgs Westen mittlerweile sind. Weniger daran, was Kirchenvertreter auf der einen oder Gemeindeglieder auf der anderer Seite sagen. Der (Unter)ton macht die Musik.

Kurzfassung dieser rund 150 Minuten dauernden Versammlung: Die Kirche ist klamm, das weiß jeder. Die Verantwortlichen beteuern, strukturelle Defizite analysiert, Alternativen zur Schließung geprüft und verantwortungsbewusst abgewogen zu haben. Die Gläubigen begegnen den Geistlichen mit Misstrauen. Manche verlangen Aufklärung über die Entscheidungswege, über die Rechtslage. Suchen Auswege aus der Krise, wo Kirche längst keine mehr sieht. Viele fühlen sich übergangen, können diesen Schritt nicht nachvollziehen. Andere versuchen es wohl erst gar nicht.

Zwischendurch sieht sich Propst Hans-Jürgen Buhl offenbar genötigt, die Mitglieder des Kirchengemeinderates, die sich vor dem Altar ihrer Verantwortung stellen, vor verbalen Attacken in Schutz zu nehmen. „Viele haarsträubende Sachen“ seien gesagt worden, stellt er sichtlich genervt fest. Fordert: „Bringen sie ihnen die nötige Höflichkeit entgegen.“

Ob es der Missbrauchsskandal ist, der in Ahrensburg nachwirkt, oder der enorme Spardruck in der Nordkirche, der seine Spuren hinterlässt – Gemeindefrieden sieht anders aus. Ein Ende der Eiszeit ist nicht in Sicht.