Nachbarn und Kollegen unterstützen Eltern und fünf Kinder aus Ahrensburg, deren Haus abgebrannt ist

Ahrensburg. Die Eheleute L. kuscheln sich mit Tochter Astrid sowie den Söhnen Lukas und Helge aufs Sofa. So nah sind sich Eltern und Kinder in den vergangenen Wochen selten gewesen. Seit das Haus der insgesamt siebenköpfigen Familie an der Gustav-Delle-Straße in Ahrensburg am 6. Oktober abgebrannt ist, leben die Eltern und Kinder getrennt voneinander in vier anderen Familien.

Kirsten, 47, und Manfred L., 63, sind bei seiner Schwester untergekommen und haben Sohn Lukas mitnehmen können. Helge und Bruder Florian, 20, wohnen vorübergehend bei einem Freund. Die 14-jährige Astrid ist zu einer Freundin gezogen, der 27 Jahre alte Tobias zu einem Freund. „Ich wünsche mir sehr, dass wir bald alle wieder unter einem Dach zusammen sind“, sagt Mutter Kirsten. Alle vermissten es sehr, in den eigenen vier Wänden zu leben.

Wann die Ahrensburger wieder ein richtiges Zuhause haben werden, steht allerdings völlig in den Sternen. Das Haus der Familie ist, so die erste Einschätzung eines Architekten, nicht mehr zu retten. Das Feuer hat das Obergeschoss des Hauses vernichtet. Die Wände, Decken und Böden im Erdgeschoss haben sich mit Löschwasser vollgesogen. Zehntausende Liter hat die Feuerwehr beim Einsatz versprüht, bis nach vier Stunden auch die letzten Glutnester erstickt waren.

„Die Zwischendecke hängt herunter und es stinkt überall furchtbar nach Rauch“: So beschreibt Manfred L. das Haus, welches das Ehepaar 1984 kurz nach der Hochzeit gekauft hatte. Die fünf Kinder sind dort aufgewachsen. Die meisten Möbel, Wertgegenstände, Erinnerungsfotos und auch Erbstücke sind nicht zu retten gewesen. Die Familie wird voraussichtlich nicht nur das Haus wieder aufbauen, sondern sich auch völlig neu einrichten müssen.

Als Manfred L. in der vergangenen Woche die vollen Konsequenzen für seine Familie bewusst geworden sind, sei er zusammengebrochen. Eine Nacht verbrachte der Flugzeuggerätemechaniker mit Verdacht auf einen Herzinfarkt im Krankenhaus.

Vor wenigen Tagen hat die Polizei ihre Ermittlungen in der Brandruine abgeschlossen. Sprecher Andreas Dirscherl: „Die Experten konnten die genaue Ursache des Feuers nicht mehr feststellen.“ Das Haus sei zu zerstört, um ausreichend Hinweise zu sichern. Ein technischer Defekt könne auf jeden Fall nicht ausgeschlossen werden.

In welchem Umfang die Versicherung für den Schaden haften wird, steht noch nicht fest. „Und selbst wenn sie zahlt, wissen wir nicht, wie hoch die Summe sein wird und ob das Geld ausreicht, das Haus wieder aufzubauen“, sagt Manfred L. „Das wird noch eine sehr anstrengende Zeit für uns“, sagt er.

Derzeit belastet die Eltern vor allem die Frage, wo die Familie bis zur möglichen Rückkehr unterkommen kann. „Wir suchen eine Wohnung oder ein Haus für die ganze Familie“, sagt Kirsten L. Das sei aber nicht nur wegen der Größe der Familie eine Herausforderung. „Die meisten Vermieter wollen natürlich langfristig planen. Wir werden aber aller Voraussicht nach nach einem Jahr wieder ausziehen“, sagt sie.

Und es gibt noch weitere Beschränkungen: Laut Kirsten L. darf die Bleibe nicht mehr als 1200 Euro Kaltmiete kosten, und sie sollte in Ahrensburg liegen. Kirsten L.: „Wir möchten nicht, dass die Kinder womöglich noch die Schulen wegen des Brandes wechseln müssen.“

Bei allen Sorgen hat die Familie in den vergangenen Wochen aber auch Schönes und Aufmunterndes erlebt: große Solidarität und Hilfsbereitschaft von Freunden, Verwandten, Nachbarn und Arbeitskollegen. „Die Nachbarn aus unserer Straße haben Geld für uns gesammelt“, sagt Kirsten L. 2150 Euro sind zusammengekommen. Besonders gerührt habe sie ein Junge, der fünf Euro von seinem Taschengeld abgegeben habe.

Auch den Freunden, bei denen die Familienmitglieder untergekommen sind, seien alle sehr dankbar für die Gastfreundschaft. Die 14 Jahre alte Tochter Astrid ist bei einer Freundin, die sich ein Zimmer mit ihr teilt. Sie darf noch bis Ende des Jahres bei der Familie leben.

Auch Kirsten L.s Chef und ihre Kollegen von den Johannitern Schleswig-Holstein Süd-Ost wollen den vom Schicksal so gebeutelten Ahrensburgern helfen. Sie haben sogar ein Spendenkonto für die Familie eingerichtet. Johanniter-Regionalleiter Kai-Uwe Preuß sagt: „Es ist für uns als Hilfsorganisation selbstverständlich, dass wir auch Kollegen in so einer Notsituation unterstützen.“