Ziel ist Tempo 50 am Sandberg. Anwohner sollen vor Lärm und Verkehrsbelastung durch die B 75 geschützt werden

Hamberge. Das Ortseingangsschild der Gemeinde Hamberge befindet sich kurz vor dem Restaurant Traveblick.Tatsächlich stehen die ersten Häuser, die zu dem rund 1400 Einwohner zählenden Dorf im Norden Stormarns gehören, aber schon etwa 500 Meter davor, nämlich an der Einmündung der Straße Sandberg in die Bundesstraße 75. Um die Anwohner des Sandbergs und des angrenzenden Fliederwegs vor Lärm und Verkehrsbelastung zu schützen, möchten Hamberges Politiker das Ortsschild versetzen und so ein Tempolimit von 50 Kilometer pro Stunde erwirken.

„Gerade die Anwohner dieser Straßen sind von den Auswirkungen der Autobahn 1 und der B 75 betroffen, weil der Lärmschutzwall in diesem Bereich noch nicht erhöht wurde“, sagt Hamberges Bürgermeister Paul-Friedrich Beeck (CDU). Die Lärmbelastung sei dort erwiesenermaßen gesundheitsgefährdend. Als „gesundheitsgefährdend“ wird der von der Autobahn ausgehende Lärm eingestuft, weil er Werte von mehr als 60 Dezibel erreicht.

Neben der Lärmbelästigung fürchten Politiker hohes Unfallpotenzial

Bis vor Kurzem galt auf dem Abschnitt der B 75 vor dem Ortseingang Hamberges ein Tempolimit von 70 Kilometer pro Stunde. „Das wurde vor einigen Wochen allerdings aufgehoben, sodass nun wieder Tempo 100 gilt“, sagt André Oliver Schuldt (CDU), der Vorsitzende des Bau-, Umwelt- und Planungsausschusses. „Und darauf muss man dann ja durchaus noch einmal zehn oder 20 Kilometer pro Stunde draufrechnen, um die Geschwindigkeit zu ermitteln, mit der viele Autofahrer tatsächlich unterwegs sind.“ Tempo 70 gilt derzeit nur noch im Bereich um die Abfahrt in Richtung Ratzbek, anschließend wird die Geschwindigkeitsbegrenzung aber wieder aufgehoben.

André Oliver Schuldt und die weiteren Mitglieder des Bau-, Umwelt- und Planungsausschusses haben das Thema in ihrer jüngsten Sitzung behandelt. „Die Aufhebung des Tempolimits steht im Kontrast zum Lärmaktionsplan“, sagt Schuldt. Dagegen müsse sich die Gemeinde wehren.

Daneben, so prophezeit Schuldt, könne die derzeit auf dem Teilstück der Bundesstraße erlaubte Geschwindigkeit gefährlich sein für Verkehrsteilnehmer. „Viele Autofahrer kommen über die B 75 nach Hamberge, um unser Rudergelände zu nutzen“, sagt der Kommunalpolitiker. Das Abbiegen zur Trave berge bei hohem Tempo ein extremes Unfallpotenzial, wenn nachfolgende Autos plötzlich ausgebremst würden. Außerdem gestalte es sich schwierig, als Fahrer von der Seitenstraße Sandberg zurück auf die B 75 zu gelangen, wenn dort mit Tempo 100 gefahren werde.

Hamberger wollen ein Tempolimit bei der Kreisverwaltung beantragen

Die Kommunalpolitiker fordern deshalb nun eine Verkehrsberuhigung der Bundesstraße vor Hamberge. Dazu könnte laut Bürgermeister Beeck auch ein Tempolimit von 50 Kilometer pro Stunde eingeführt werden, was die Verkehrsbedingungen betreffend einer Versetzung des Ortsschildes gleichkäme, aber vermutlich einfacher umzusetzen sei.

Ein neues Tempolimit zu beschließen, ist Aufgabe der Verkehrsbehörde der Kreisverwaltung Stormarn. Dort will die Gemeinde Hamberge nun einen entsprechenden Antrag stellen. Den dafür nötigen Beschluss sollen die Gemeindevertreter bei ihrer nächsten Sitzung fassen, die für Mittwoch, 23. Oktober, angesetzt ist.

Auch der Bürgermeister betont die Gefahr, die von der Geschwindigkeit auf der Bundesstraße ausgehe. Betroffen seien neben den Autofahrern, die Schwierigkeiten hätten, aus den angrenzenden, verkehrsberuhigten Straßen auf die viel befahrene B 75 abzubiegen, auch Fußgänger. „Um zu unserer neuen Kanu- und Biwakstation zu gelangen, müssen vor allem während der Sommermonate viele Gruppen die Straße überqueren. Dazu gehören oft auch Kinder und Jugendliche“, sagt Beeck. Zudem sei geplant, für den kommenden Sommer ein Naturerlebnis Wasser an der Trave einzurichten, was weitere Ausflügler anlocken würde.

Wenn der A-1-Teilanschluss kommt, soll die B 75 zur Landesstraße werden

Neben der Verkehrsbehörde des Kreises Stormarn wird sich Hamberge nach Angaben des Bürgermeisters auch an den Bund wenden, der Träger der B75 ist und damit zuständig ist für den Lärmschutz an der Straße. In diesem Punkt soll es demnach auch ein Verfahren geben, bei dem die Einwohner Hamberges beteiligt werden.

Hoffnung auf Verkehrsentlastung gibt es für die Hamberger noch aus einem anderen Grund. Vor rund zwei Jahren gab es vom Bund die Zusage auf einen eigenen Teilanschluss an die Autobahn, der die A 1 zur Umgehungsstraße für den Ort machen soll. Im Zuge dessen soll die B 75, so die Ankündigung des Bundes, zur Landesstraße zurückgestuft werden. Paul-Friedrich Beeck: „Ich hoffe, dass das Planfeststellungsverfahren 2014 beginnt.“