Schulzentrum Am Heimgarten in Ahrensburg will Bezahlsystem einführen, das in Hamburg in die Kritik geraten ist

Ahrensburg. In Hamburg hat das System unlängst für Aufruhr unter Eltern und Datenschützern gesorgt, jetzt soll es auch an einer Ahrensburger Schule eingeführt werden: In der Cafeteria des Schulzentrums Am Heimgarten könnten Kinder künftig per Fingerabdruck für ihr Mittagessen bezahlen. Die Betreiber der Einrichtung planen, mit der in Elmshorn ansässigen Firma People & Projects IT zusammenzuarbeiten, die ein solches System nutzt.

Hintergrund ist, dass die ehrenamtlichen Eltern sowie die Firma Helbing Rabe Cafeteria, die die Einrichtung gemeinsam führen, beanstanden, häufig viel Essen wegwerfen zu müssen, weil eine genaue Planung nicht möglich sei, solange die Schüler sich nicht verbindlich anmeldeten. Vorherige Versuche, bei denen sich die Kinder in aushängende Listen für das Mittagessen eintragen sollten, seien gescheitert.

Das Unternehmen People & Projects IT bietet ein Anmeldungs- und Abrechnungssystem an, bei dem sich die Schüler im Internet oder telefonisch für das Mittagessen anmelden. In einem Webportal wird das Guthaben verwaltet. Nimmt ein Schüler am Mittagessen teil, hält er seine Fingerkuppe auf einen Scanner, daraufhin wird vom Guthaben abgebucht. Alternativ können die Kinder auch mit einer Chipkarte bezahlen. Welche Lösung sie für ihre Kinder wählen, entscheiden die Eltern.

In Hamburg war das Unternehmen vor Kurzem in die Kritik geraten, weil an einer Grundschule in Barmbek-Süd auch Fingerabdrücke von Kindern genommen worden waren, deren Eltern dem Verfahren gar nicht zugestimmt hatten. Die Firma entschuldigte sich anschließend, betonte aber, dass es sich um eine Fehlerquote im „denkbar niedrigen einstelligen Prozentsatz“ gehandelt habe.

Philip Tonne, Sprecher der Firma, erklärt, der Datenschutz von People & Projects IT genüge höchsten Ansprüchen und sei durch das Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein zertifiziert. In einer Erklärung heißt es, die Firma speichere keine Fingerabdrücke, stattdessen ist von einem Fingerprintverfahren die Rede. „Wir nehmen nicht die Rillen in den Fingerkuppen auf, sondern suchen uns einzelne Punkte heraus, deren Position in eine Formel verwandelt und verschlüsselt wird“, sagt Tonne. Daraus ließen sich keinerlei Rückschlüsse auf den Fingerabdruck einer Person ziehen.

Die Fingerprintmethode hat laut Philip Tonne gegenüber einer Chipkarte, die verloren, vergessen oder gestohlen werden könne, mehrere Vorteile. Von den rund 200 Schulen, mit denen People & Projects IT in Norddeutschland zusammenarbeite, nutzten etwa 15 Prozent das Fingerprintsystem. Tonne verweist auch darauf, dass Kinder, die per Fingerscan ihr Essen bezahlten, deutlich schneller bedient werden könnten. An den von dem Unternehmen belieferten Schulen würden teilweise bis zu 1000 Essen täglich ausgegeben. Tonne: „In der Summe macht sich die Zeiteinsparung da bemerkbar.“ Im Schulzentrum Am Heimgarten, das aus Gymnasium und Gemeinschaftsschule besteht, geht es um etwa 50 bis 150 Essen pro Tag. Ob diese künftig per Fingerscan herausgegeben werden, darüber beraten die Mitglieder des Bildungs-, Kultur- und Sportausschusses am Donnerstag, 24. Oktober.

Bela Randschau, der für die SPD in dem Gremium sitzt, sagt: „Dass damit nicht die Gefahr besteht, dass Schüler ihre Karten verlieren, ist einer der offensichtlichen Vorteile des Systems.“ Dennoch sei er persönlich sehr skeptisch, was die Methode angehe. „Es stellt sich die Frage, ob es nicht auch ein System tut, das ohne den Scan auskommt“, sagt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende. Dass die Cafeteria aber ein Anmeldesystem für das Mittagessen brauche, stehe außer Frage. „Dennoch denke ich, dass es ein Schritt in die falsche Richtung ist, wenn wir anfangen, wegen jeder Kleinigkeit biometrische Daten zu erheben.“

Ähnlich sieht Thomas Bellizzi (FDP) die Angelegenheit: „Ich frage mich, ob wir für das Mittagessen in der Schule tatsächlich ein so komplexes System benötigen“, sagt der Fraktionsvorsitzende. Natürlich könne es in niemandes Interesse sein, dass Essen im Mülleimer lande. „Ich sehe aber die Gefahr, dass durch den Fingerscan der Datenschutz leidet“, sagt Bellizzi.

Er weist auch auf einen weiteren Punkt hin: Mit der Umstellung würden sich die Kosten von bisher 2,50 auf drei Euro pro Mittagessen erhöhen. „Wir müssen im Blick behalten, dass dadurch möglicherweise einige Schüler, deren Eltern das Geld nicht selbst aufbringen können, ausgegrenzt werden.“

Die Ausschusssitzung am 24. Oktober in der Grundschule Am Hagen (Dänenweg 13) beginnt um 19.30 Uhr und ist öffentlich. Voraussetzung dafür, dass das Fingerprintsystem angeschafft wird, ist, dass die Schulkonferenzen zustimmen. Von den Kosten in Höhe von 7500 Euro würde die Firma Helbing Rabe Cafeteria 1500 Euro übernehmen.

Ihre Meinung interessiert uns: Ist das Fingerprint-System ein sinnvolles Verfahren, um Schulessen abzurechnen? Oder sehen Sie vielleicht datenschutzrechtliche Bedenken? Schreiben Sie uns: entweder einen Brief an Abendblatt Regionalausgabe Stormarn, Rathausplatz 22, 22926 Ahrensburg, oder eine E-Mail an stormarn@abendblatt.de