Fehler passieren. Jedem. Wenn Fehler gemacht werden, ist es wichtig, aus ihnen zu lernen, die richtigen Konsequenzen zu ziehen. So weit das Abstrakte, das Allgemeingültige.

Ob nun in dem konkreten Fall des jungen Mannes, der durch eine Gewalttat in Ahrensburg schwer verletzt wurde, Fehler seitens der Polizei gemacht wurden, lässt sich noch nicht abschließend beurteilen. Das sei an dieser Stelle ausdrücklich gesagt.

Klar ist aber auch: Ein junger Mann wird nachts brutal attackiert und muss im Krankenhaus notoperiert werden. Eine Zeugin ruft die Polizei, zwei weitere Zeugen helfen, die Polizei nimmt den Vorgang auf – und ... Pause.

Das Opfer, die Angehörigen und auch die Bürger erwarten in einem solchen Fall, dass etwas passiert. Möglichst schnell, um die mutmaßlichen Täter zu finden und gegebenenfalls vor Gericht zu stellen.

Doch weder das Opfer noch die Zeugen werden umgehend befragt. Es gibt keine öffentlichen Zeugenaufrufe und keine oder nur spärliche Informationen für die Öffentlichkeit.

Das wirft Fragen auf: Wie soll ein junger Mensch Vertrauen in die Arbeit der Polizei bekommen, wenn Notrufe zwar erhört werden, aber der Vorgang nach Erstbearbeitung in den Akten liegen bleibt, während das Opfer im Krankenhaus um sein Augenlicht bangt? Wenn statt öffentlicher oder zumindest polizeiinterner Fahndung die Suche nach Zeugen auf Privatinitiative in sozialen Netzwerken wie Facebook stattfindet? Wenn Zeugen nicht befragt werden? Wenn nicht einmal das Opfer eine Chance bekommt, seine Wahrnehmungen und Beobachtungen zu schildern?

All das ist erst jetzt passiert, fast zwei Wochen nach der Tat, nach diversen Anfragen und Berichterstattungen dieser Zeitung.

Niemand erwartet immer schnelle Fahndungserfolge, zumal bei Ausgangssituationen, die derart unübersichtlich sind wie die in Ahrensburg. Aber was die Menschen zu Recht erwarten, ist ein ernsthaftes Bemühen der Polizei, eine rasche Reaktion, notfalls ein Ausbrechen aus der Aktenzeichen-Routine. Es ist eine Frage des Vertrauens. Denn es ist erste Aufgabe der Sicherheitsbehörden, den Bürgern eben jenes Gefühl von Sicherheit zu vermitteln.

Ob das in diesem Fall geschehen ist, darf angesichts des Verlaufs bezweifelt werden. Hier ist es nun oberste Pflicht der beteiligten Stellen, die Abläufe genau zu analysieren und die richtigen Konsequenzen für künftige Fälle zu ziehen. Denn es geht um das Vertrauen in die Arbeit der Polizei.