Junge Stadtplaner der Fachhochschule Lübeck haben Konzepte für Europakomplex und Markttwiete vorgestellt

Trittau. In dem Versuch, die Ortsmitte Trittaus neu zu gestalten, hat die Verwaltung nun Studenten der Fachhochschule Lübeck eingeschaltet. Die angehenden Stadtplaner stellten ihre Entwürfe für den Europakomplex und den Bereich an der Markttwiete jetzt im Bau- und Umweltausschuss vor.

„Wir haben die Vision, den Europaplatz mit Campehalle, Schule, Verwaltung, Bürgerhaus und Feuerwehr als einen Komplex zu sehen“, sagt Bürgermeister Walter Nussel. Während Bürgerhaus und Campehaus im 19. Jahrhundert entstanden, wurden die Halle und die Verwaltung in den 1950er- beziehungsweise 1970er-Jahren gebaut.

Hintergrund des Projektes ist der Gedanke, dass Trittau als Unterzentrum in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter wachsen wird. „Es ging uns darum, die örtlichen Strukturen zu analysieren und darüber nachzudenken, worauf wir uns in Zukunft in Sachen Ortsplanung einstellen müssen“, sagt Thorsten Tenzer, der den Fachdienst Grundstücks-, Gebäude- und Infrastrukturmanagement leitet und den Kontakt zur Fachhochschule Lübeck hergestellt hat.

Die Vorträge der Studenten haben im Ausschuss „Standing Ovations“ ausgelöst. Die angehenden Stadtplaner hatten die Vorgabe, die aktuelle Nutzung der Gebäude in ihre Konzepte einzugliedern. Davon abgesehen waren sie in der Ausarbeitung ihrer Ideen frei. Das hatte zur Folge, dass nicht alle Entwürfe realistische Vorschläge enthalten. Ein von zwei Studenten angefertigtes Konzept, das unter anderem einen großen runden Sitzungssaal in der Mitte der Verwaltung vorsieht, passe „eher nach Berlin als nach Trittau“, so Tenzer.

Bürgermeister Nussel sagt, er werte die Tatsache, dass sich die Studenten in Trittau nicht auskennen, als positiv für das Projekt. „Wir haben dadurch interessante Anregungen für die Ortsgestaltung erhalten von Leuten, die einen ganz unverbrauchten Blick auf Trittau haben.“ Für ihn persönlich sei etwa das aus dem 19. Jahrhundert stammende Campehaus „unantastbar“. „Ortsfremde sehen das zum Teil ganz anders.“

Für die Arbeit hat die Verwaltung eine Aufwandsentschädigung gezahlt, ein Planungsbüro zu beauftragen wäre deutlich teurer gewesen. Zwar seien die Ergebnisse der Studenten natürlich nicht so professionell, dennoch spricht Tenzer von einer Win-Win-Situation: „Die Studenten können am realen Projekt lernen und wir haben für geringe Kosten interessante Anregungen erhalten“, sagt der Fachdienstleiter.

Im Kern folgten alle Konzepte einer Leitlinie: viel Grün, barrierefrei, von der Geometrie an die Umgehungsstraße angepasst. Zwei Entwürfe sind nach Einschätzung Tenzers Stück für Stück möglicherweise tatsächlich umsetzbar. Darin geht es vor allem darum, die vorhandene Fläche besser zu nutzen und zu verdichten. „Wenn man sich den Entwurf ansieht, wird deutlich, dass bislang viel Platz zwischen den Gebäuden frei bleibt, den man gut nutzen könnte, zum Beispiel für Anpflanzungen“, so Nussel, der besonders die auf den Entwürfen verzeichneten Grünbereiche lobt, die seiner Meinung nach den vorderen Bereich des Europakomplexes erhellten.

Das Projekt habe man bewusst dreigeteilt: Neben der Planung des Europakomplexes schreibt eine Studentin eine Bachelor-Thesis über die Entwicklung Trittaus, zudem wurden Konzepte entwickelt für den Bereich um die Markttwiete, der laut Nussel derzeit ein „Schandfleck in der Ortsmitte“ ist. Die Verwaltung plant, die Entwürfe der Lübecker Studenten nun öffentlich auszulegen.