Mit Ahrensburger Kindern entwickelte die Awo ein Konzept, das Räume für Unterricht und Hort verbindet

Ahrensburg. Kaum ist der Unterricht vorbei und das Mittagessen verzehrt, drängt es einige Grundschüler, sich beim Fußballspiel auszutoben. Wenn es regnet, auch in geschlossenen Räumen. Andere hingegen ziehen sich lieber zurück, wollen in Ruhe ihre Hausaufgaben erledigen. Ein Problem, wenn all dies bei nachmittäglicher Betreuung im Hort geschieht, der aus Mangel an geeigneten Räumen auf Klassenzimmer ausweichen muss. Bei dem Projekt „Zukunftswerkstatt, bewegte Räume“, das der Stormarner Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt (Awo) während der 13. Stormarner Kindertage präsentierte, ist nun in Zusammenarbeit mit Kindern der vier Ahrensburger Grundschulen ein Vorschlag für ein neuartiges Konzept zur Gestaltung von Schulräumen entwickelt worden. Es erlaubt sowohl Unterricht als auch Freizeitaktivitäten während der Hortbetreuung.

Alle Horte in Ahrensburg sind laut Awo überbelegt. So beispielsweise auch der in der Grundschule Am Aalfang. Ausgelegt wurden die Räumlichkeiten für 30 Kinder. Momentan werden dort nach Angaben von Jutta Koch, die das Projekt koordinierte, aber 60 Grundschüler auch an Nachmittagen betreut. Das seien rund ein Viertel der Erst- bis Viertklässler. Koch: „Es muss dann auf Unterrichtsräume ausgewichen werden, in denen Stühle und Tische stehen und die daher völlig ungeeignet für Freizeitaktivitäten der Kinder sind – also wenn sie etwa mit einem Ball spielen wollen.“ Die Situation werde sich nicht nur dort noch verschärfen. So rechne die Awo damit, dass sich an allen Ahrensburger Grundschulen in den kommenden fünf Jahren der Anteil von Kindern, die dort in einem Hort betreut werden sollten, im Schnitt auf 50 Prozent verdoppeln werde.

Sönke Stiebe vom Kieler Büro s2n-architekten hat bei diesem Projekt zum einen einen Entwurf für Neubauten entwickelt. Neben Unterrichtsräumen befinden sich dabei Rückzugszonen, in denen die Schüler während der Hortbetreuung etwa zum Arbeiten verweilen können. Bewegliche Wände und multifunktionale Möbel – etwa ein fantasievoll geschwungenes Sitz- und Liegeelement – gestatten eine flexible Nutzung der Flächen. In einer mittleren Zone, die zwischen zwei Unterrichts- und Rückzugsgebieten liegt, sieht Siebe eine Bewegungsfläche vor, auf der die Kinder sich austoben können. Die verwinkelte Gestaltung wirkt dabei schalldämmend, sodass die Schüler in den anderen Bereichen nicht durch Lärm gestört werden.

Weitere Entwürfe hat Stiebe einem Umbaukonzept für bestehende Klassenzimmer gewidmet. Diese werden dabei durch einen Vorhang in einen Unterrichts- und einen Freizeitbereich geteilt, in dem sich ein raumhoher Einbauschrank befindet. Darin können etwa Kostüme für Verkleidungsspiele untergebracht werden, aber auch ein Klettergerüst, das bestiegen werden kann, sobald das Möbel geöffnet wird. „Diese neuen Konzepte kommen nicht teurer als konventionelle Gestaltungen, wenn sie bei ohnehin vorgesehenen Neu- und Umbauten verwirklicht werden“, sagt Koch.

Die Awo erhofft sich, dass Aspekte dieser Ideen „durch aufgeklärte Politiker und Stadtverwaltung“ berücksichtigt werden, wie es in einer Mitteilung zu dem Projekt heißt. Gelegenheit dazu bot die Organisation sofort, denn sie lud Kommunalpolitiker ein, den Schul- und Hortalltag „hautnah zu erleben“.

Einen Tag lang begleiteten die Entscheidungsträger dabei jeweils ein Kind und konnten „Mäuschen spielen“ – also aus erster Hand erfahren, welche Einstellungen und Wünsche die Grundschüler haben. Was welcher Politiker dabei erfuhr, wurde aufgrund der bevorstehenden Bundestagswahl nicht preisgegeben.

Dafür aber berichteten drei Hortleiterinnen allgemein über die Resonanz. So schlugen die Grundschüler beispielsweise vor, künftig die Dächer der Bauten so zu gestalten, dass Bälle, die beim Spielen darauf geschossen werden, auch wieder herunterrollen und -fallen. Einige sprachen sich für ein Klettergerüst auf dem Schulhof aus. Weitere Kinder wollen längere Pausen, einen Schulkiosk, an dem es Gebäck kostenlos gibt, und bequemere Stühle.

Einige Politiker waren demnach erstaunt über ihre Einblicke. Sie sagten, die Grundschüler ständen unter einem höheren Druck als früher und waren erfreut, dass etwa an der Schule Am Schloss ausländische Kinder sehr gut integriert seien. Angetan seien sie dort von „einer spürbaren Harmonie“ gewesen. Andernorts hätten die Politiker erfahren, dass Kinder beim Lernen auch Spaß haben wollten und sich für Neues, wie Unterricht auf Englisch, begeistern können.

Kreispräsident Hans-Werner Harmuth (CDU) meinte, es sei wichtig, Kindern zu vermitteln, dass ihre Meinung gefragt sei. „Das bedeutet aber nicht, dass wir ihnen jeden Wunsch erfüllen.“ Harmuth ist Schirmherr der Stormarner Kindertage, einer Initiative von Trägern der Kinder- und Jugendhilfe.