Gellhornpark-Villa wechselt für 485.000 Euro den Besitzer. Neuer Eigentümer will Objekt als Wohnhaus nutzen

Glinde. Am 10. Oktober ist das Kapitel Glinde für Hossein Erfani-Far abgeschlossen. Und zwar endgültig. Dann verabschiedet sich der 59-Jährige von seinem „Lebenstraum“, wie er sagt. An jenem Tag ist die Schlüsselübergabe für die Gellhornpark-Villa, neben dem Gutshaus das prunkvollste Gebäude der Stadt, an den neuen Eigentümer geplant. „Das tut schon weh. Aber auf der anderen Seite bin ich auch froh, wenn die Sache abgehakt ist. Denn nur so kann ich meinen Weg finden“, flüstert Erfani-Far. Sein Blick wirkt hilflos. Genau so muss er sich bei der Zwangsversteigerung im Reinbeker Amtsgericht gefühlt haben. Die Immobilie ging zu einem Schnäppchenpreis von 485.000 Euro weg. Erfani-Far versteht die Welt nicht mehr: „Das ist weit unter Wert. Da saßen mehrere Interessenten im Gericht, doch nur einer hat ein Angebot abgegeben. Das ist schon sehr komisch.“ Ein Gutachter hatte für die 14-Zimmer-Villa immerhin 692.000 Euro angesetzt.

Der Geschäftsmann hatte das Objekt mit einer Grundstücksfläche von 1090 Quadratmetern samt Gärtnerhaus, das er eine Zeit lang selbst bewohnte, 2003 für knapp 200.000 Euro von der Stadt erworben. Damals war die Immobilie ein Sanierungsfall. Sie stand bereits mehrere Jahre leer und drohte zu verfallen. „Ich habe hier eine Menge Arbeit und 1,2 Millionen Euro reingesteckt“, sagt Erfani-Far. Er zeigt auf die weiße Holztür im Eingangsbereich des Erdgeschosses, durch deren Fenster man in einen großen, hellen Raum schaut. „Das ist eine Maßanfertigung, wie alle anderen Türen auch.“ 5000 Euro habe er pro Stück bezahlt.

Die Granitfliesen im Eingangsbereich glänzen, alle Zimmer sind mit Parkett ausgelegt und lichtdurchflutet. Von Abnutzung keine Spur. Durch den Umbau wurde die Grundfläche auf 800 Quadratmeter erweitert, verteilt auf vier Ebenen: das Untergeschoss, derzeit noch Heimat des portugiesisch-spanischen Restaurants Mar y Sol, zwei gewerblich nutzbare Etagen auf jeweils 260 Quadratmetern sowie eine kleine Einliegerwohnung unter dem Dach. Zudem ist die Außenhaut des Gebäudes zweifach isoliert, die Heizung und sämtliche Rohre sind neuwertig. Man spürt sofort: Hier hat einer seine Ideen bis ins letzte Detail verwirklicht.

Andere Ideen ließen sich nicht so erfolgreich umsetzen. Erfani-Far, in der Stadt als langjähriger Wirt der Kneipe Remise am Gutshaus bekannt, wollte mit der Gellhornpark-Villa zweigleisig fahren: als Gastronom des Restaurants Villa Far und als Gewerbevermieter. Im Nachhinein ein Fehler, wie er heute gesteht: „Hätte ich die oberen Etagen als Wohnraum und nicht als Gewerbefläche deklariert, wäre es nicht so weit gekommen. Denn das ist ein krisensicheres Geschäft.“

Nachdem er 2006 aus gesundheitlichen Gründen sein Restaurant geschlossen hatte, gelang es ihm zwar, das Untergeschoss zu verpachten. Der Absprung des gewerblichen Mieters, eine Software-Firma, setzte Erfani-Far jedoch arg zu. Zumal sich kein Nachfolger finden ließ. Das Gärtnerhaus konnte er noch für 130.000 Euro veräußern. Trotzdem blieb die finanzielle Lage angespannt. Deshalb entschloss sich der Geschäftsmann bereits vor drei Jahren, die Immobilie über einen Makler zu verkaufen. Erst für 1,3 Millionen, dann für eine Millionen Euro – doch keiner der Interessenten biss an. Schließlich konnte er die monatliche Belastung bei der Bank nicht mehr stemmen.

„Ich hätte mir ein bisschen mehr Unterstützung von der Stadt gewünscht, zum Beispiel in Form einer Anmietung bestimmter Räumlichkeiten“, sagt Erfani-Far, der inzwischen in Hamburg lebt. „Schließlich ist das Gebäude auch ein Wahrzeichen Glindes, und ich war derjenige, der es gerettet hat.“ Obwohl ihm der Zustand der Immobilie inzwischen egal sein kann, ärgert sich der ehemalige Gastronom gewaltig, wenn er die Außenfassade der Gellhornpark-Villa betrachtet. Vor wenigen Wochen haben Kupferdiebe zugeschlagen und sämtliche Rohre bis in vier Meter Höhe entfernt.

Um die Reparatur darf sich demnächst der neue Besitzer kümmern: Javier Alvarez Tipan, ein Zahnarzt, der in Glinde eine Gemeinschaftspraxis betreibt. In den Gerichtsunterlagen ist seine Mutter als Käuferin vermerkt. Der 37-Jährige will die Villa als Wohnhaus nutzen. Er sagt: „Ich werde hier mit meiner Frau einziehen.“ Den Pachtvertrag mit Rogerio Bandeira, Besitzer des Restaurants Mar y Sol, hat er zum Monatsende gekündigt. „Ja, das stimmt. Wir haben am 22. September das letzte Mal geöffnet“, bestätigt Bandeira, der sich nach viereinhalb Jahren in der Villa jetzt eine neue Bleibe suchen muss. Er verspricht: „Wir machen im Frühjahr kommenden Jahres wieder auf, suchen jetzt nach neuen Räumlichkeiten.“ Einen Gastro-Nachfolger im Untergeschoss wird es nicht geben, da hat sich der neue Eigentürmer bereits festgelegt. Möglich wäre laut Tipan der Einzug einer Praxis. Allerdings schränkt er ein: „Für viele Patienten ist die Lage sehr ungünstig.“