Verkehrssicherheitsinitiative soll helfen, Unfallzahlen in Stormarn zu reduzieren

Glinde. Auto- gegen Radfahrer oder auch andersherum. Man mag es drehen, wie man will. Wenn es kracht, gibt es nur Verlierer. Die Zahlen für den Kreis Stormarn sind alarmierend: Gab es 2011 noch 231 Auto-Fahrrad-Unfälle mit 227 Verletzten, waren es im vergangenen Jahr schon 273 Unfälle mit 290 Verletzten – gesundheitliche Schäden trugen meist die Schwächeren auf zwei Rädern davon.

Die Landespolizei Schleswig-Holstein hat auf die signifikante Steigerung der Unfälle reagiert und die Verkehrssicherheitsinitiative Fahrradfahrer gestartet. Zuständig für Stormarn ist die Polizeidirektion Ratzeburg. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, „in Zusammenarbeit mit den Dienststellenleitern der Polizeistationen örtliche Gefahrenstellen auszumachen“, sagt Hauptkommissar Gerd Dietel, Leiter Prävention bei der Polizei in Ratzeburg. Dabei sei es zwingend notwendig, sich direkt vor Ort ein Bild zu machen. Denn das statistische Material der Behörde hilft ihm nur wenig. Der Grund: Im gesamten Kreis gibt es keine Unfallschwerpunkte. Dietel: „Das sind Stellen, wo es mindestens dreimal pro Jahr zu einem Unfall kommt. In diesem Fall müssten Ordnungsamt, Polizei und Verkehrsaufsicht prüfen, ob Änderungen vorzunehmen sind.“ Beispiele seien das Aufstellen weiterer Verkehrsschilder oder eine Verbesserung des Zustands der Straße.

Die Zunahme der Unfälle mit Auto- und Radfahrern hat viele Gründe. „Die Menschen auf dem Fahrrad machen einiges falsch, selbst wenn sie nicht der Verursacher sind, weil Autos falsch abbiegen oder die Vorfahrt missachten“, sagt Dietel, der sich jetzt in Glinde einen Überblick verschaffte. Oft seien die Radfahrer aber eben auch Täter. Laut Polizei sind landesweit die falsche Fahrbahnnutzung, Rotlichtmissachtungen und eine nicht angepasste Geschwindigkeit Hauptursachen bei selbst verschuldeten Unfällen.

Für Jochen Sohrt, 49, Hauptkommissar in Glinde, kommt die Steigerungsrate nicht überraschend. Er sagt: „Es gibt immer größere Verkehrsströme, zudem greifen mehr Menschen aufs Fahrrad zurück, die gern mal die falsche Seite benutzen. Außerdem sind Fahrradfahrer in den vergangenen Jahren aggressiver geworden.“ Häufiges Fehlverhalten hat auch Sohrts Kollege Andreas Misselhorn aus Ahrensburg registriert. „Viele Radfahrer setzen sich über die Vorschriften hinweg. Dadurch kommt es vor allem an Einmündungen, Kreuzungen oder Ein- und Ausfahrten an Grundstücken zu Unfällen“, sagt er.

In Glinde machten die Experten mehrere Gefahrenstellen aus. Neben den Bereichen Möllner Landstraße/Sandweg/Havighorster Weg und Kreisverkehr Olande ist vor allem im Zentrum Vorsicht geboten: So werden laut Hauptkommissar Dietel bei der Parkplatzausfahrt im EKZ Mühlencenter Radfahrer oft übersehen.