Wer sich nicht an die Verkehrsregeln hält, muss Verwarnungsgeld zahlen. Ein Ortstermin in Ahrensburg

Ahrensburg. "Ich fahre aber schon immer hier entlang in die Stadt", sagt Manfred Loose und schüttelt den Kopf. "Das ist ein ungeschriebenes Gesetz unter uns Fahrradfahrern: Wer aus der Stadt kommt, fährt auf dem Bürgersteig, wer wie ich von Großhansdorf kommt und in die Stadt rein will, der fährt auf dem Radweg daneben." Radfahrer würden sich also gegenseitig überhaupt nicht stören. "Das ist doch aber gar nicht das Problem, Herr Loose", sagt Eddie Asare, 31, Polizeibeamter. Er und sein Kollege Alexander Schröder, 37, haben den 66-jährigen Herren angehalten.

Tatbestand: Radfahren entgegen der Fahrtrichtung. "Das Problem ist, dass Autofahrer Sie nicht auf dieser Straßenseite erwarten und Sie deshalb leichter übersehen", führt Asare fort. Er hebt die Hände: "Und das Gesetz, an das wir Polizisten uns halten, verbietet eben das Fahren entgegen der vorgeschriebenen Richtung." Der Falschfahrer im roten Fleecepullover guckt den Polizeibeamten skeptisch von der Seite an. "Aber ich sehe die Autofahrer doch", sagt er. "Ich rechne ja damit, dass die kommen." Es nützt nichts. Manfred Loose aus Großhansdorf muss zahlen. 20 Euro.

Seit dem Morgen stehen die beiden Polizeibeamten an der Manhagener Allee. "Am meisten ist hier los, wenn die Kinder zur Schule fahren und alle anderen zur Arbeit", sagt Alexander Schröder. "Zeitweise mussten die Leute hier Schlange stehen, weil wir so viele angehalten hatten." Vor allem Schulkinder seien aufgefallen, weil sie auf der falschen Seite fuhren. Asare: "Die sind ja fast alle noch nicht straffähig, da bleibt es dann bei einer mündlichen Verwarnung." Er glaubt, dass auch die etwas bringe. "Gerade die Jüngeren nehmen eine Ermahnung von Polizisten durchaus ernst." Bei Erwachsenen sieht er da weniger Erziehungsmöglichkeiten. "Aber wenn sie zahlen müssen, dann ändern sie vielleicht doch was."

Mittlerweile sind Manfred Looses Personalien von der Wache bestätigt worden. Er schiebt sein Rad an den Polizisten vorbei. "Wollen Sie weiterfahren?", fragt ihn Alexander Schröder. Loose nickt: "Ja, klar." Der Polizist lächelt und legt den Kopf ein bisschen schief. "Würden Sie dann jetzt bitte auf die richtige Seite wechseln?" Loose murmelt ein "Ach so, ja" und schiebt sein Fahrrad über die Ampel.

"Bis jetzt hatten wir 30 Beanstandungen", sagt Schröder. Es ist Mittagszeit. Bis 15 Uhr stehen die Beamten noch an Ort und Stelle, auch am Dienstag gibt es die Kontrollen, jedoch an einer anderen Ecke. "Das ist eine landesweite Aktion", sagt Eddie Asare. "Überall in Schleswig-Holstein kontrollieren die Kollegen heute und morgen." Die meisten Unfälle, in die Auto- und Radfahrer verwickelt seien, entstünden dadurch, dass Autofahrer Radfahrer übersähen. Das passiere, weil die Radler zum Beispiel aus schlecht einsehbaren Ausfahrten kämen oder eben auf der falschen Seite führen. "Ich glaube, viele Radfahrer halten sich intuitiv für Fußgänger und fühlen sich gar nicht schuldig, wenn sie falsch fahren", sagt Asare. "Es würde doch auch niemand mit dem Auto auf der falschen Fahrbahn fahren."

Immerhin habe es an diesem Montagmorgen noch keine Rotlichtverstöße gegeben. Das kostet dann sogar 45 Euro und bringt einen Punkt in Flensburg. Fahrradfahrer seien eben genau wie Autofahrer Verkehrsteilnehmer, sagt Eddie Asare. "Viele wissen nicht, dass der Führerschein auch entzogen werden kann, wenn jemand auf dem Fahrrad gegen die Verkehrsregeln verstößt", sagt Kay-Uwe Güsmer, Sachgebietsleiter für Verkehrsangelegenheiten bei der Polizeidirektion Ratzeburg. "Wen wir mit 1,6 Promille oder mehr auf dem Sattel erwischen, dem entziehen wir den Führerschein, und er muss zur MPU, dem Medizinisch-Psychologischen Test." Der MPU, besser bekannt unter dem Namen Idiotentest, kostet zwischen 700 und 800 Euro. Die Durchfallquote liegt bei 80 Prozent.