Ein Designexperte analysiert die Werbetafeln der drei Oststeinbeker Bürgermeisterbewerber - und das ganz subjektiv.

Oststeinbek. Sie gehören in Wahlkampfzeiten an Laternen und Litfasssäulen wie die Pommes frites zur Currywurst und sind auch im digitalen Zeitalter unverzichtbar: die Plakate der Kandidaten. Wer die größtmögliche Zahl von Bürgern auf sich aufmerksam machen will, kommt nicht daran vorbei, sie aufzustellen.

In Oststeinbek weisen derzeit Dutzende Stelltafeln auf den wohl wichtigsten Tag des Jahres für die 8600-Einwohner-Gemeinde hin. Darauf zu sehen sind Jürgen Hettwer und Gabriela Malone, die Eigenwerbung für die Bürgermeisterwahl am 8. September betreiben. Die dritte Kandidatin, Uta Kramer, verzichtet auf diese Form der Inszenierung. Stattdessen will sie noch in dieser Woche mit einer Homepage an den Start gehen.

So Erfolg versprechend Wahlplakate auch sein mögen: Sie müssen wirklich gut gemacht sein, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Keiner weiß das besser als der Hamburger Werbepapst Rolf Jeissing. Wie gut sind also die Plakate der Oststeinbeker Kandidaten? Die Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn wollte es genau wissen und ließ sie vom Design-Experten prüfen. Der Mittsiebziger zählt zu den ganz Großen der Werbebranche. In seine Beurteilung flossen drei Kriterien ein: inhaltliche Aussage, Farbgestaltung und Foto. Allerdings schränkt Jeissing ein: "Für einen Ortsunkundigen wie mich ist das eine rein visuelle Momentaufnahme."

Inhaltliche Aussage: Auffällig ist laut Jeissing, dass es keine Programmaussage gibt, die beide Kandidaten differenziert. "Was wollen sie verändern? Gibt es irgendwelche Sachen oder Projekte, für die ihr Name steht? Das fehlt mir."

Positiv für Hettwer, der seinen Wahlkampf genauso wie Malone aus eigenen Mitteln finanziert: Mit dem Slogan "Oststeinbek liegt mir am Herzen" vermittele er Emotionalität. So etwas komme bei vielen Bürgern an. Zudem wirke die Formulierung "Ein Bürgermeister für alle" offensiv und selbstbewusst. "Auf mich macht das den Eindruck, als sehe sich der männliche Kandidat schon als Bürgermeister, während Frau Malone nur die Kandidatin ist", so Jeissing. Das müsse für sie aber kein Nachteil sein. Was den Experten an Malones Plakat stört, ist eine Doppelung. "Sowohl im mittleren Bereich des Plakats als auch unter dem Foto lese ich die Schlagwörter Kompetenz, Erfahrung und Unabhängigkeit. Das ist überflüssig", sagt der Experte. Außerdem seien diese Wörter austauschbar. Auch müsse das Datum der Wahl nicht unbedingt auf ein Plakat: "Man kann davon ausgehen, dass der Bürger weiß, wann er seine Stimme abgeben muss."

Farbgestaltung: Die Farbwelt signalisiere auf den ersten Blick eine Parteienwelt. "Auf der einen Seite Rot und Grün bei Malone, auf der anderen viel Blau bei Hettwer, also Richtung CDU. Ich weiß zwar, dass Frau Malone unabhängige Einzelkandidatin sowie SPD-Mitglied ist und sich Herr Hettwer von CDU, FDP und der Wählergemeinschaft OWG unterstützen lässt, trotzdem denkt man als Betrachter sofort in diese Richtung", so Jeissing.

Bei Malone störe ihn die graue Hintergrundfarbe: "Das macht einen leblosen Eindruck." Hettwer habe eine gute Lösung gefunden. "Das Blau sowie die Natur im Hintergrund passen zum Slogan mit dem Herzen. Psychologisch ist das sehr gut gemacht."

Foto: "Frau Malone schaut mir viel zu ernst", sagt Jeissing. Ihr fehle eine positive Grundausstrahlung. Sie sei nicht geschminkt und stelle sich nicht weiblich dar, sondern analytisch. Aufgrund der Vorgeschichte mit der ehemaligen Verwaltungschefin Martina Denecke, die von den Bürgern abgewählt wurde, dürfe ein Foto nicht so wirken, als betrachte man die Zukunft düster. "Und eine strenge Ausstrahlung vermittelt keine Kompetenz." Mit seinem Lächeln und den "Mäusezähnchen" vermittle Hettwer eine positive Ausstrahlung. Jeissing: "Ich kenne den Mann nicht, würde mich bei ihm aber gut aufgehoben fühlen."

Fazit: Für Rolf Jeissing hat Hettwer im Plakat-Check die Nase vorn. "Das Design stimmt im Großen und Ganzen, die Farbkombination ist gut gewählt und passt zum Slogan. Der Kandidat wirkt auf mich vertrauenswürdig und bringt Emotionalität herüber. Frau Malone hätte sich hingegen mehr als Frau darstellen sollen. Mit dem schwarzen Jackett hat sie sich keinen Gefallen getan." Aber: "Zum Glück machen die meisten Bürger ihre Entscheidung nicht von einem Plakat abhängig."