Schüler haben ihre Seifenkisten für das Rennen beim Reinbeker Jubiläumsfest selbst gebaut

Reinbek. Natürlich kann er ein Handy bedienen, und mit dem Computer kennt sich Nicolas Martinez auch bestens aus. Für einen Zwölfjährigen ist das in der heutigen Zeit ganz normal. Dennoch hat der Schüler, der die sechste Klasse des Gymnasiums in Glinde besucht, ein Faible für etwas Traditionelles: Holzarbeiten.

"Ich bin handwerklich begabt, habe schon früher kleine Häuser aus Holz gebaut und zuletzt einen Kleiderschrank aufgestellt", sagt Nicolas selbstbewusst, macht eine 180-Grad-Drehung und zeigt auf sein neuestes Werk, das er mit fünf anderen Kindern erschaffen hat: eine grüne Seifenkiste, die sie auf den Namen "Hurrycan" getauft haben. Fünf Tage benötigten die kleinen Handwerker dafür, ganz ohne Bauplan. Schneller schafft es auch Bob der Baumeister nicht.

"Am Anfang stand die Idee. Da war viel Fantasie gefragt. Wir haben uns dann Gedanken gemacht, welche Materialien wir brauchen und vor allem, wo wir sie herbekommen", sagt Kai Wrede-Feddersen, 56, Leiter der Begegnungsstätte im Reinbeker Stadtteil Neuschönningstedt.

Unter seiner Regie fertigten 17 Kinder im Alter von bis 14 Jahren binnen fünf Tagen drei Seifenkisten nach ihren ganz eigenen Vorstellungen. Und der erste Renneinsatz ist schon terminiert: Beim großen Jubiläumsfest der Schlossstadt Reinbek anlässlich des 775-jährigen Bestehens wollen die Kinder der Konkurrenz an diesem Sonnabend davonfahren. Die Trainingsläufe beginnen um 11 Uhr auf der Ladestraße am Schloss.

Während Nicolas den Helm aufsetzt und den "Hurrycan" eine kleine Anhöhe hochschiebt, um gleich mal das Fahrverhalten auszuprobieren, sitzen Caroline Bauch,11, Pascal Denbostel, 11, und sein Bruder Fabian, 9, mit Pinseln bewaffnet vor ihrem Gefährt. "Fahrendes Aquarium" haben sie es genannt. Fein säuberlich setzt Caroline die letzten blauen Farbtupfer auf die Außenhaut der Seifenkiste. Ein Kinderspiel, denn die schweren Arbeiten liegen längst hinter ihr. "Wir haben gesägt, die Bremse und die Lenkung selbst gebaut", sagt das blonde Mädchen. Vor zwei Tagen sei sie extra zum Werkstoffhof in Schönningstedt gefahren, um sich ein riesiges Holzbrett zu besorgen. "Das haben wir geteilt und auch geschliffen." Jetzt halten die Stücke als Außenwände das Cockpit zusammen.

"Es ist erstaunlich, wie viel handwerkliches Geschick die Kinder mitgebracht haben", lobt Wrede-Feddersen. Die Flex- und Schweißarbeiten habe zwar ausschließlich er selbst verrichtet, aber beim Zusammenbauen der Chassis seien die Kinder extrem kreativ gewesen. So machten die Schüler den Vorschlag, das Vorderteil eines kaputten Rollers mit dem Hinterteil eines Bollerwagens zu verbinden. Herausgekommen ist eine Seifenkiste mit nur drei Rädern, die den ersten Praxistest genauso wie die beiden anderen Vehikel gemeistert hat.

Jetzt hoffen die Kinder nur noch, dass ihre fahrbaren Untersätze auch durch den TÜV kommen. "Bevor es auf die 200 Meter lange Strecke geht, prüfen zwei Helfer vom THW alle Kisten. Wichtig ist, dass Bremse und Lenkung funktionieren, und einen Helm müssen die Teilnehmer auch haben", sagt Michel Richter-Brehm vom Jugendzentrum Reinbek, federführend bei der Organisation des Rennens.

24 Seifenkisten sind für die drei Wettbewerbe - Teilnehmer bis 14 Jahre, ab 14 Jahre und gemischte Teams - angemeldet worden. Stellt sich für Caroline und ihre Freunde nur eine Frage: Wer darf den Einsitzer lenken und wer schiebt an?