Christoph Köllner ist Yoga-Lehrer. Er glaubt an die Kraft der Gefühle und unterrichtet in Trittau

Trittau. Wer Christoph Köllner eine Frage stellt, erhält als Antwort meist eine Gegenfrage. Können 20 Minuten Meditation wirklich vier Stunden Schlaf ersetzen? "Sehe ich müde aus?", will der 30-Jährige wissen, und damit gibt er die Antwort. Christoph Köllner sieht nicht müde aus, im Gegenteil. Er wirkt voller Energie. Fünf bis sieben Stunde schlafe er, sagt Köllner, der Yoga und Meditation unterrichtet. Meist seien es allerdings eher fünf.

Köllner ist viel unterwegs, in Deutschland und im Ausland. Am Wochenende gibt er einen Workshop in Trittau. Dort ist der Halbtunesier aufgewachsen, der heute einer von weltweit 20.000 Lehrern der "Art of Living" ist. Die Yoga-Organisation wurde 1981 gegründet und versteht es als ihre Aufgabe, mit Kursen und Hilfsprojekten zu einer stressfreien, friedfertigen Gesellschaft beizutragen. Vor zwei Jahren feierte die Art of Living mit Gästen aus aller Welt im Berliner Olympiastadion ihren 30. Geburtstag.

Die Lehrer der Organisation arbeiten in Yoga- und Meditationskursen mit der sogenannten Sudarshan Kriya, einer Atemtechnik, deren Rechte bei Art of Living-Gründer Sri Sri Ravi Shankar liegen. Den Nutzen dieser Technik haben Forscher der Universität Oslo untersucht. Demnach werden bei den Übungen rund 100 Gene aktiviert. Schon durch andere Untersuchungen wurde zuvor bestätigt, dass Sport Gen-Blockaden lösen kann. Die Arbeit der Wissenschaftler aus Norwegen hat allerdings ergeben, dass durch die Yoga-Atemübungen deutlich mehr Gene aktiviert werden.

Für Christoph Köllner, der auch schon seine Mutter und Oma zum Yoga gebracht hat, sind solche Erkenntnisse nicht überraschend. "Neben essen, schlafen und einer positiven Geisteshaltung gehört der Atem zu den vier Quellen der Energie", sagt der 30-Jährige. Welche ist die wichtigste? "Wie lange schaffst du es, nicht zu atmen?" Weil sich die Antwort erübrigt, fährt Köllner fort: "Der Atem ist verbunden mit unseren Gefühlen." Gedanken könnten nicht mit Gedanken kontrolliert werden, man müsse es schaffen, auf der Gefühlsebene loszulassen. Soll heißen: "Wenn man im Bett liegt und daran denkt, dass man nicht schlafen kann, wird man es auch nicht schaffen. Konzentriert man sich auf den Atem dagegen schon."

Den lang ersehnten Schlaf kann man also einfach herbeiatmen. Na ja. Ist Christoph Köllner irgendwie spleenig? Wohl nicht, nur sehr, sehr entspannt. Und gut drauf. Also kein Spleen. Man könnte ihm diese Frage stellen, wahrscheinlich würde er lachen. Ist jemand, der so in sich ruht, eigentlich nie verärgert? Doch, das komme durchaus vor. "Ich erlebe meine Gefühle bewusster. Wenn ich mal verärgert bin, spüre ich das intensiv, das schlechte Gefühl verfliegt aber nach kurzer Zeit", sagt Köllner. Am Ende ziehe er daraus neue Energie. Ohnehin sei das das Schönste: das Ergebnis zu sehen. "Oft unterrichte ich Menschen, die sehr gestresst sind. Selbst die, die vorher am Limit gelaufen sind, sind nach zwei Tagen komplett entspannt", sagt Köllner. Teilweise würden die Teilnehmer von ihren Partnern oder Kindern darauf hingewiesen, noch bevor sie selbst den Effekt bemerkten.

"Zehn Minuten meditieren am Tag können reichen", sagt der 30-Jährige, der auch schon an solchen Yoga-Kursen teilgenommen hat, wie sie mittlerweile jedes Fitnessstudio anbietet. Und? "Würdest du einen Kuchen backen und ihn dann nicht essen?" So habe er sich danach gefühlt: "Nach den Übungen war mein Körper bereit für die Entspannung, beim Yoga geht es ja darum, Körper und Geist in Einklang zu bringen. Dafür bleibt in solchen Kursen allerdings leider kaum Zeit."

Er selbst gönne sich für die Meditation morgens und abends jeweils 20 Minuten, sagt Köllner, der seit rund zehn Jahren Mitglied der Art of Living ist. "Es fing alles damit an, dass ich einen Vortrag des Gründers Sri Sri Ravi Shankar besuchte und danach die Techniken erlernte. Dabei merkte ich sofort, dass das das Richtige für mich ist", sagt Köllner. Zuvor sei er lange Zeit auf der Suche nach diesem Gefühl gewesen.

Heute gibt Köllner fast jedes Wochenende Workshops, an denen Anfänger genauso teilnehmen wie Experten, die auf ihrem Wissen aufbauen wollen. Zudem leitet er die Jugendprogramme der Art of Living, unterrichtet unter anderem in Jugendgefängnissen Gewaltpräventions-Techniken, so auch im September in der Türkei. "Meine Arbeit ist sehr vielfältig, das gefällt mir so daran", sagt Köllner, dessen Frau Ghazal ebenfalls für die Organisation arbeitet.

Zu deren Schwerpunkten zählt Sri Sri Ravi Shankar, der auch respektvoll Guruji genannt wird, Hilfsprojekte. "Wir betreiben unter anderem kostenfrei 215 Schulen in Indien. Oft handelt es sich bei den Kindern, die diese besuchen, um die erste Generation, die zur Schule gehen kann", sagt Köllner, der auch bei der Flutkatastrophe in Deutschland mithalf.

Die Projekte würden aus den Einnahmen, die die Organisation aus den Kursen zieht, finanziert. Guruji selbst sei extrem bescheiden, sagt Köllner, der viel Zeit mit dem Inder verbracht hat. "Es geht nicht darum, uns zu bereichern. Wir investieren das eingenommene Geld lieber in Hilfsprojekte", sagt Köllner. Also keine schwarzen Schafe, nicht mal ein paar? Gegenfrage: "Würdest du wegen wenigen Ausnahmen aufhören, Gutes zu tun?"