Schutzstreifen auf Stormarner Kreisstraßen im Dauertest. Autofahrer werden gebremst. Forschungsprojekt erfolgreich

Bad Oldesloe . Der Straßenverkehr ist sicherer geworden, zumindest an einigen Stellen. Diese Bilanz ziehen Stormarner Fahrradfahrer rund sechs Wochen nach Beginn eines Forschungsprojektes. Seit Mitte Juni sollen Schutzstreifen für den Radverkehr auf drei Kreisstraßen für eine höhere Attraktivität des Radsports und für mehr Sicherheit sorgen. Der für eine Dauer von zwei Jahren angesetzte Test ist Teil eines bundesweiten Forschungsprojektes, an dem sich sechs Länder beteiligen.

"Durch die Markierungen wird die Aufmerksamkeit der Autofahrer verstärkt auf Radfahrer gelenkt", sagt Reiner Hinsch. Der Vorsitzende der Kreisgruppe Stormarn des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) sagt, er habe sich bei Mitgliedern, die die ausgewählten Strecken nutzen, über deren Erfahrungen erkundigt. "Wir sehen das Projekt durchaus positiv, denn es führt offensichtlich zu einer erhöhten Sicherheit", sagt Hinsch.

Auf der Kreisstraße 79 zwischen Eichede und Barkhorst, auf der Kreisstraße 97 zwischen Siek und Hoisdorf sowie auf der Kreisstraße 98 zwischen Lütjensee und Oetjendorf wurden beidseitig Schutzstreifen für Fahrradfahrer markiert. Das führt dazu, dass sich die Autofahrbahn verengt, sodass nur noch eine etwa drei Meter breite Spur übrig bleibt. Diese sogenannte Kernfahrbahn teilen sich beide Richtungen. Bei Gegenverkehr ist es Autofahrern erlaubt, auf die 1,30 bis 1,50 Meter breiten Fahrradsteifen auszuweichen. Befindet sich zum selben Zeitpunkt ein Radfahrer dort, muss sich der Autofahrer hinter diesem einordnen.

"Innerorts gibt es diese Markierungen schon länger", sagt Günter Fischer, Fachdienstleiter Planung und Verkehr in der Stormarner Kreisverwaltung. Nun sollten sie auch im ländlichen Raum erprobt werden. Der Kreis habe sich nach einem Aufruf des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung freiwillig für das Projekt gemeldet. "Der Versuch wird von einem Ingenieurbüro wissenschaftlich begleitet und ausgewertet", sagt Fischer. Mitte 2015 würden die Streifen zunächst in jedem Fall wieder abmontiert werden. Dann werde entschieden, ob das Projekt, das Teil des Nationalen Radverkehrsplans ist, weitergeführt werde. Die Kosten von rund 90.000 Euro trägt zu 80 Prozent der Bund.

Aufgrund der verengten Fahrspur für Autofahrer gehört zu dem Projekt auch, dass das Tempolimit auf den betreffenden Kreisstraßen von 100 auf 70 Kilometer pro Stunde herabgesetzt wurde. "Man fühlt sich viel sicherer. Vorher war die Sogwirkung deutlich höher, wenn Autofahrer überholt haben. Außerdem sind sie häufig viel zu dicht an den Radfahrern vorbeigefahren", sagt Jürgen Hentschke.

Der Ahrensburger nutzt häufig die Kreisstraßen rund um Siek zum Radfahren. Er kennt aber auch die andere Seite: "Für Autofahrer ist die neue Straßenmarkierung recht ungünstig", sagt Hentschke, der selbst gerade erst die Strecke mit seinem Wagen gefahren ist. "Weil der ehemalige Mittelstreifen weggefräst wurde, ist die Straße dort jetzt uneben. Hinzu kommt, dass die Fahrbahn ohnehin in einem schlechten Zustand ist."

Dennoch würde der ADFC die Fortführung des Projektes auch nach 2015 begrüßen. "Es gibt sicher auch noch weitere Straßen in Stormarn, für die sich die Markierungen anbieten würden", sagt Reiner Hinsch. Er denke dabei zum Beispiel an die "brisante Strecke" zwischen Bad Oldesloe und Pölitz. "Dort gibt es keinen straßenbegleitenden Radweg, und es sind immer viele Schüler unterwegs", sagt der ADFC-Kreisvorsitzende.

Jürgen Hentschke ist der Meinung, dass grundsätzlich die falschen Strecken für das Projekt ausgesucht wurden. "Es gibt wesentlich attraktivere Strecken in Stormarn, die sowohl von Freizeitfahrradfahrern als auch von Sportlern viel höher frequentiert sind", sagt der Ahrensburger. Dazu gehöre etwa der Abschnitt der Kreisstraße 56 zwischen dem Duvenstedter Brook und Jersbek.

Vorbild für das Forschungsprojekt sind die Niederlande. Dort sind Fahrradwege dieser Art schon länger in Gebrauch.