Gemeinde nimmt an norddeutschlandweitem Modellprojekt teil und bekommt Elektroauto zu Sonderkonditionen. 740 batteriebetriebene Autos sollen in den kommenden drei Jahren eingesetzt werden.

Barsbüttel. Hamburg setzt auf Elektromobilität. 740 batteriebetriebene Autos sollen in den kommenden drei Jahren in den Fuhrparks von Firmen, Behörden und kommunalen Betrieben eingesetzt werden. Das Bundesverkehrsministerium fördert dieses vom Projektverbund Elektromobilität gesteuerte Vorhaben bis Ende 2015 mit zehn Millionen Euro. Auch das Umland der Hansestadt wird einbezogen. So kommt es, dass eines der ersten ausgelieferten Fahrzeuge nun vor dem Barsbütteler Rathaus steht: ein weißer Renault Zoe.

Bürgermeister Thomas Schreitmüller ist schon nach den ersten Runden begeistert von dem neuen Dienstwagen. "Er ist ideal für kurze Fahrten in die Ortsteile, und auch bis zur Kreisverwaltung nach Bad Oldesloe kommen wir damit problemlos", sagt er. Für längere Strecken, etwa nach Kiel, ist der 88 PS starke Viertürer hingegen ungeeignet: Nach spätestens 150 Kilometern ist die Batterie leer, verlangt der Zoe nach einer Ladestation. Läuft an heißen Tagen wie diesen auch noch die Klimaanlage, schrumpft die Reichweite. Und einmal "volltanken" dauert acht Stunden.

Für Barsbüttel ist das Elektromobil trotzdem die ideale Wahl - weil sein Betrieb dank des Projekts eben in hohem Maße subventioniert wird. "Die Leasingrate beträgt für uns monatlich 264 statt der zurzeit marktüblichen 644 Euro", sagt Matthias Flick, Projektmanager im Rathaus. Eine Ladestation im Wert von 1100 Euro, die neben dem Haupteingang des Rathauses installiert worden ist, habe es noch gratis dazugegeben. An der wird "getankt", auf 100 Kilometer verbraucht der Zoe Strom im Wert von etwa drei Euro.

Trotzdem: Ohne satte staatliche Zuschüsse rechnet sich so ein Fahrzeug kaum. Denn mit einem Grundpreis ab 21.700 Euro kostet ein Renault Zoe nicht nur mehr als das Doppelte eines in Größe und Ausstattung vergleichbaren konventionellen Autos. Hinzu kommt auch noch die Batterie, die für diesen Fahrzeugtyp ausschließlich geleast werden kann - abhängig von der vertraglich vereinbarten Laufleistung für mindestens 79 Euro pro Monat.

Es verwundert insofern nicht, dass der Anteil batteriebetriebener Autos zurzeit noch kaum messbar ist. Nach Auskunft des Kraftfahrtbundesamtes in Flensburg waren es am 1. Januar dieses Jahres bundesweit 7114 von insgesamt 43,4 Millionen zugelassenen Personenwagen; im Kreis Stormarn sind es zurzeit 30 von 136.595. Oliver Mau, Mobilitätsexperte bei der Metropolregion Hamburg, setzt darauf, dass die Autohersteller ihre Preise senken werden, wenn es erst mal eine größere Nachfrage nach dieser erst kürzlich zur Serienreife gelangten Technologie gibt. Diese Nachfrage wird nun geschaffen. "Die Wirtschaftsbetriebe und Kommunen sind die Vorreiter", sagt Mau. Die Metropolregion, dieses Gebilde, das im Großraum Hamburg verschiedenste Akteure länderübergreifend zusammenführt und Netzwerke zu knüpfen hilft, hat außerhalb der Hansestadt Werbung für das Elektroautoprojekt gemacht.

Doch die Zulassungszahlen zu steigern ist nur ein Aspekt. Mindestens ebenso wichtig, wenn nicht noch wichtiger ist den elf Elektromobilität-Partnern die wissenschaftliche Begleitung des Projekts durch die Technische Universität Hamburg-Harburg. "Die Fahrzeuge sind mit Geräten zur automatisierten Datenerfassung ausgestattet", sagt Peter Lindlahr, Geschäftsführer der vom Hamburger Senat beauftragten Projektmanagementgesellschaft hySolutions. "So lassen sich Einsatzprotokolle erstellen. Dadurch können die Wissenschaftler herausfinden, für welche Art von Fahrten Elektroautos besonders gut geeignet sind." Und, so Lindlahr weiter, es ließen sich Konzepte ableiten, wann und wo es sinnvoll sei, Strom nachzuladen.

Nach den Worten des hySolutions-Geschäftsführers sind bereits ungefähr 250 Wagen fest vergeben. "Außerdem laufen noch zahlreiche Vertragsverhandlungen." Er sei sich sicher, dass es gelingen werde, wie geplant 740 Fahrzeuge auf die Straße zu bringen.

In einem ähnlichen, ebenfalls vom Bundesverkehrsministerium geförderten Projekt hat Elektromobilität in den vergangenen zweieinhalb Jahren 350 Elektroautos an Wirtschaft und öffentliche Hand vermittelt. Während seinerzeit nur Wagen des Typs Fiat 500 geliefert werden konnten, stehen diesmal 13 verschiedene Modelle acht unterschiedlicher Hersteller zur Auswahl.