Arztehepaar Jünemann erfüllt sich Lebenstraum und übernimmt Marina mit 100 Liegeplätzen in Kopperby an der Schlei. Hier kümmern sich die beiden in ihrer Freizeit um Hobbysegler und bringen den Hafen auf Vordermann.

Großhansdorf . Kaum hat die Praxis am Freitag geschlossen, steigt der Großhansdorfer Arzt Marcus Jünemann in sein Auto und fährt Richtung Ostsee. Gut 90 Minuten braucht er für die Strecke über Kiel und Eckernförde bis nach Kappeln an der Schlei. In Kopperby, einem Ortsteil jener aus der ZDF-Serie "Der Landarzt" bekannten Stadt, hält der Mediziner auf einem Parkplatz hinter Ferienhäusern. Steigt aus und blickt auf die Schlei mit den Bootsstegen und den vielen Segelyachten. Endlich ist Hobbysegler Jünemann wieder zurück an seinem Sehnsuchtsort direkt am Wasser, nur fünf Seemeilen von der Ostsee entfernt.

Fast alles, was er hier sieht, gehört ihm und seiner Frau Claudia. Das große Haus mit der geräumigen Wohnung und das kleine Apartment im Keller, in dem der Hafenmeister wohnt; die Reihenhäuser und Bootsstege, die Bäume und der große Parkplatz, auf dem zwei Schweizer Segler ihre Autos abstellen.

Claudia und Marcus Jünemann sind die neuen Eigentümer der Marina mit dem Namen Schleihafen, die ein wenig versteckt am Uferweg der idyllischen Kleinstadt Kappeln liegt. Dort, wo das Wasser bis zu sieben Meter tief ist, die Skipper meist unter sich und die Sonnenuntergänge besonders schön sind. Statt um Patienten kümmern sich die beiden Mediziner in ihrer Freizeit fern vom Alltagsstress um Hobbysegler, vermieten Liegeplätze und bringen den kleinen Hafen auf Vordermann.

Was nicht nur Ausgleich für die Arbeit in einer Großhansdorfer Gemeinschaftspraxis beziehungsweise im Marienkrankenhaus in Hamburg ist, sondern vor allem eines: die Erfüllung eines Traums vom Wohnen, Arbeiten und Leben direkt am Wasser. Während die Hafeneigentümer über den Steg laufen, sagen sie zum Start ihrer maritimen Zweitkarriere: "Der Hafen hat uns gefunden."

Es war im vergangenen Jahr, als der Internist Marcus Jünemann, 46, auf einem Immobilienportal eher per Zufall vom Verkauf dieses Hafens las. Jünemann wurde neugierig und wollte wissen, warum jemand überhaupt einen Hafen verkauft. Derweil übte sich seine Frau in Zurückhaltung: "Wir brauchen keinen Hafen." Wenig später schauten sie sich die Immobilie dennoch an. Nur aus Neugier. Und verliebten sich in den Ort mit seinem sanften Spiel aus Licht, Wind und Wasser. Relativ rasch wurde das Arztehepaar sich mit dem Verkäufer handelseinig. Zum Kaufpreis wollen sie freilich nichts sagen. Privatsache.

Dafür erzählen sie von jenem 5. Januar 2013, als sie das Objekt offiziell übernahmen und das Gelände erst einmal großflächig entrümpeln mussten. "Wir konnten es zwar nicht fassen, dass der Hafen jetzt unser Eigentum ist", sagt Claudia Jünemann, die als Anästhesistin arbeitet. "Aber wir mussten gleich mit dem großen Aufräumen beginnen. Schließlich wollten wir die Marina pünktlich zum Saisonstart im April öffnen." Mehrere Auto-Anhänger mit Müll transportierten sie zum Recyclinghof, damit sich der Schleihafen in einem gepflegten Zustand präsentieren konnte. Hafen-Eigner Jünemann legte mit einer Kettensäge selbst Hand an und fällte einen großen Baum. Darüber hinaus investierten sie Geld in ein neues Blockheizkraftwerk und in das Büro. Die Anlieger freuen sich über den verbesserten Service und wissen die exklusive und ruhige Lage im kleinen Schleihafen mit seinen 100, noch nicht komplett ausgebuchten Liegeplätzen zu schätzen. "Wir lieben das dänische Flair", sagt ein Skipper. "Und dass die Marina inhabergeführt ist."

Tatsächlich kann der Großhansdorfer Hafenbesitzer mit einer wichtigen Qualifikation punkten: Er verfügt über breite betriebswirtschaftliche Kenntnisse und schreibt gerade an der Universität Düsseldorf seine BWL-Magisterarbeit. "Ohne Kenntnisse aus diesem Studium hätten wir diesen Hafen nicht gekauft", sagt der passionierte Segler. Denn ein Marinabesitzer muss immense organisatorische und bürokratische Aufgaben bewältigen - von der Steuer bis zum Businessplan.

Am Ende hat es sich für die Jünemanns, die sich gerade eine kleine "Pirat"-Jolle gekauft haben, und ihre beiden Kinder (17 und 19) so gefügt, dass ihr Traum vom Leben am Wasser Realität wurde. Dass die Hafeneigentümer im Hauptberuf als Mediziner arbeiten, hat sich im Ort schnell herumgesprochen. Zum Glück werden sie aber als Land- und Hafenarzt nicht gebraucht.

Schließlich soll die Schlei für sie ein entspannendes, feines Refugium bleiben. "Wir", sagt Claudia Jünemann, "sehnen uns nach jeder Stunde, die wir hier verbringen können."