Die Ahrensfelder Tennisspielerin Lisa Ponomar ist auf dem Weg in die Weltspitze, die Abendblatt-Reporterin übt alle zwei Wochen. Ein Selbstversuch.

Ahrensfelde. Deutschland ist im Tennisfieber. Und auch nach Stormarn ist die Welle der Euphorie übergeschwappt. "Dank Sabine Lisicki rückt Tennis wieder in den Fokus junger Menschen", sagt Lars Borgstede, Sportwart des Tennis und Hockey Clubs Ahrensburg. "Durch ihre herausragende Leistung in Wimbledon sind viele junge Menschen wieder von Tennis begeistert", sagt er. "Wir erhoffen uns dadurch auch neuen Zulauf für unseren Verein."

Eine junge Stormarnerin, die schon seit vielen Jahren erfolgreich Tennis spielt, ist die 16 Jahre alte Lisa Ponomar aus Ahrensfelde. Erst im Juni dieses Jahres wurde sie deutsche Meisterin im Doppel der Juniorinnen U 16. Im Dezember 2012 gewann sie die Orange Bowl in Florida in ihrer Alterklasse. Turniere in Schweden, Dänemark Belgien und Polen sind für sie alltäglich.

Abendblatt-Mitarbeiterin Nina Westphalen ist Hobby-Tennisspielerin seit 13 Jahren und wagte den Selbstversuch. Die 20-Jährige trainierte zusammen mit der deutschen Meisterin und kam dabei an ihre Grenzen:

Ich treffe Lisa und ihren Vater und Trainer Dimitri Ponomar auf einem roten Sandplatz der eigenen Tennisschule in Ahrensfelde. Lisa hat bereits eine Stunde trainiert und sich warm gespielt. Zum Einstieg sollen wir uns locker einspielen. "Kein Problem", denke ich. Doch da merke ich schon, dass meine Tenniskollegin "locker" etwas anders definiert als ich. Hinter jedem von Lisas Schlägen steckt Kraft und Schnelligkeit. Ich habe Mühe, alle Bälle zurückzuschlagen. Zur Information: Das kleine T-Feld, in dem wir spielen, wird auch Halbfeld genannt. Wir spielen also nur auf einem kleinen Teil des Tennisfeldes und schlagen kurze Bälle. Doch nach zehn Minuten bin ich bereits aus der Puste. Wie geht es mir denn dann, wenn wir richtig anfangen zu spielen?

Dass Lisa Ponomar schon so erfolgreich ist, hat mich beeindruckt. "Wo geht sie zur Schule, hat sie Freizeit um Freunde zu treffen und wie hart trainiert sie?", waren Fragen, die mir durch den Kopf schossen. Aus diesem Grund wollte ich einmal mit Lisa trainieren. Am Ende sollte sich herausstellen, dass es mit Abstand das härteste Training war, das ich je hatte.

"Dann stellt euch bitte an die Grundlinie und spielt schöne lange Bälle", sagt der Trainer. Nun spielen wir von der hinteren Linie des Feldes. Dimitri Ponomar analysiert jeden Schlag von Lisa und mir genau. Ihm entgeht kein Fehler. "Kein Wunder, dass Lisa so gut Tennis spielen kann", denke ich. In der Regel trainiert das Mädchen jeden Tag bis zu vier Stunden und muss zusätzlich zur Physiotherapie und hat einen strengen Fitnessplan zu absolvieren. Ich hingegen trainiere jeden zweiten Dienstag eine Stunde - ohne Physiotherapeut und ohne Fitnessgeräte natürlich. Bei dem Gedanken muss ich schon etwas schmunzeln.

"Einen Ernährungsplan habe ich aber nicht", erzählt mir Lisa während einer kleinen Verschnaufpause. Ein Eis darf sie also schon essen. Und wie viel Zeit hat sie um Freunde zu treffen oder zum Shoppen? "Wenn ich bei Turnieren in Amerika bin, reicht die Zeit auf jeden Fall für einen Bummel in die Mall. Freunde treffen ist eigentlich auch kein Problem", erzählt sie. Die deutsche Tennismeisterin war schon mehrere Male in Florida. Erst im Dezember 2012 gewann sie im Doppel die Orange Bowl in Miami - eines der populärsten Jugendturniere der Welt. "Dort gewonnen zu haben, macht mich schon sehr stolz", sagt Lisa.

Unterstützt wird sie dabei von ihrem Vater. Dimitri Ponomar trainiert Lisa, seitdem sie Tennis spielt und begleitet sie zu fast jedem Turnier. "Als sie sechs Jahre alt war, haben wir mit dem Training begonnen. Mit drei hatte sie das erste Mal einen Schläger in den Händen", sagt der Ukrainer. Er ist stolz auf seine Tochter, das merke ich sofort daran, wie er über sie spricht. Außerdem erzählt er, dass er versuche, sie langsam auf die Turniere vorzubereiten. "Ich überstürze nichts. Sie muss nicht sofort alles erreichen. Sie soll schließlich auch noch Lust auf Tennis haben, wenn sie 18 Jahre alt ist" sagt er.

"Nun machen wir aber weiter, bevor euch kalt wird", sagt Dimitri Ponomar. Ich bin gespannt, was nun auf dem Programm steht. Aber ich habe Glück. Erstmal zeigt uns der Trainer, der auch ukrainischer Meister war, die richtige Schlägerhaltung für die Vor- und Rückhand. Dabei staune ich immer wieder, wie viele kleine Fehler sich nach 13 Jahren in meine Schlagtechnik eingeschlichen haben. Danach folgen ein paar Übungen für die Vorhand und Rückhand. Manche Bälle davon sollen wir "volley", also direkt, annehmen. Ohne, dass sie vorher auf dem Boden aufkommen. "Und nun spielt ihr noch mal gegeneinander. Aber diesmal richtig", sagt der Trainer.

"Okay, jetzt wird es ernst", denke ich. Damit habe ich Recht. Lisa macht wirklich Ernst. Fast jeder zweite Schlag von mir landet im Netz oder im Aus. Ich bin frustriert und erledigt, Lisa scheint genervt oder gelangweilt - das kann ich nicht ganz einschätzen. Die kleinen gelben Filzbälle fliegen mir mit voller Wucht um die Ohren. Lisa weiß genau wo sie hinschlagen muss, und wie sie mich austrickst. Ein wenig peinlich ist es mir schon, dass ich mich so schlecht schlage. Nach 20 Minuten machen wir eine kleine Pause. Ich muss mich hinsetzten, ich brauche Wasser, ich spüre den Muskelkater jetzt schon.

Lisa hingegen sieht topfit aus. Sie ist groß und schlank. Trägt ein weißes Tenniskleidchen von ihrem Sponsor Babolat und ist braun gebrannt. Im Gegensatz zu mir ist sie nicht knallrot im Gesicht. Sie scheint nicht aus der Puste zu sein und richtet sich gerade den langen Pferdeschwanz.

Ich frage sie, auch um etwas Zeit zu schinden, ob Tennis schon immer ihr Lieblingssport war. "Als ich ganz jung war wollte ich reiten. Aber das hat sich schnell geändert, als ich das erste Mal Tennistraining hatte", sagt sie.

Dann schießt mir eine weitere Frage durch den Kopf, die mich brennend interessiert: "Wo gehst du eigentlich zur Schule und wann hast zu Zeit zum Lernen oder für Hausaufgaben, wenn du so beschäftigt bist?" Sie erzählt mir, dass sie momentan noch auf eine Fernschule in Mannheim geht. Sie bekommt ihr Lehrmaterial zugeschickt. Ab Oktober will sie allerdings auf die Stormarnschule in Ahrensburg wechseln und dort ihr Abitur machen.

Nach weiteren 15 Minuten voll schneller, harter Tennisschläge von der deutschen Meisterin bin ich endgültig außer Atem. Das sieht wohl auch Dimitri Ponomar so und entlässt mich aus dem Training. Trotzdem möchte ich noch wissen, wie es für Lisa nun weiter geht. "Mein Ziel ist es, am Juniorenwettbewerb der US Open im September teilzunehmen", sagt sie. Dafür müsse sie sich in den nächsten Turnieren aber erst qualifizieren. Momentan stehe sie auf Platz 250 der Jugend-Weltrangliste. "Um es zu den US Open zu schaffen, muss ich mich unter die besten Hundert spielen", sagt Lisa optimistisch.

Zum Schluss bleibt nur noch eine Frage offen: "Wie war ich?" Dimitri Ponomar versichert mir, dass meine Leistung "ganz gut" gewesen sei. Mein Schläger bräuchte aber dringend eine neue Schlägerbespannung und ein neues Griffband. Ich allerdings bin der Meinung, dass das auch nicht reicht, um nur ansatzweise so gut Tennis zu spielen, wie Lisa Ponomar.