Immer weniger junge Leute engagieren sich als DLRG-Retter. Organisation betreut Großensee nur noch am Wochenende.

Großensee . Die Männer in den roten Hosen und T-Shirts sind zu allem bereit. Sie retten Badende vor dem Ertrinken, sie kleben Pflaster auf kleine Wunden. Und sie greifen - wie am Sonntag im stark frequentierten Strandbad Großensee (Südufer) - zur Taucherbrille, um im Wasser nach einem Handy zu suchen. Ein Badegast konnte sich wohl nicht von seinem Mobiltelefon trennen und hatte es im 20 Grad warmen See verloren.

Für ihre erfolgreiche Arbeit bekommen die ehrenamtlichen Männer und Frauen von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) häufig ein freundliches Dankeschön. Doch sonst machen sie alles für lau: Gerade mal 22 Euro Aufwandsentschädigung erhalten die DLRG-Retter pro Tag für ihren Einsatz an der Wache am Großensee, fünf Euro davon zahlt die Gemeinde. Die Folge: Die Organisation findet immer weniger ehrenamtliche und professionell ausgebildete junge Mitglieder, die zum Wachdienst bereit sind. Zu viel Verantwortung für zu wenig Geld.

Christopher Lange, 26, arbeitete am vergangenen Wochenende mal wieder als Wachleiter in der DLRG-Station - gemeinsam mit vier weiteren Rettern. Er gehört zu denen, die gern ehrenamtlich tätig sind. Schaut er aber auf die Jugendlichen im DLRG Stormarn, stellt er sinkendes Engagement für die gemeinsame Sache fest. "Die haben inzwischen andere Interessen. Sie wollen in ihrer Freizeit lieber Party machen. Viele wollen auch nicht soviel Verantwortung übernehmen. Deshalb brechen bei uns die Jugendlichen weg."

Dazu kommt die geringe Aufwandsentschädigung. Früher hätten sie noch kostenlose Verpflegung im Strandbad erhalten. Nun müssten sie von den 22 Euro sowohl die Anreise als auch die Verpflegung bezahlen. Dafür dauert der Dienst dann auch von 9.30 Uhr bis 18.30 Uhr. Macht eine Aufwandsentschädigung von 2,40 Euro pro Stunde. Danach werden die Räume geschrubbt und die Sanitätsschränke überprüft. Christopher Lange, der als Elektroniker in Bargteheide arbeitet, will nicht klagen. Er macht diesen Job sehr gerne - und das schon seit 15 Jahren.

Umso mehr findet er es schade, dass die DLRG-Jugendlichen schwer zu mobilisieren sind. "Die jungen Leute sind zunehmend in Schule und Beruf eingebunden", ergänzt Monika Raddatz aus Ammersbek. Sie ist die stellvertretende DLRG-Vorsitzende in Ahrensburg, dem mit rund 410 Mitgliedern größten DLRG-Ortsverein Stormarns. Die Schüler wollten sich nach einem anstrengenden Schultag, der häufig bis 17 Uhr dauert, einfach nur noch ausruhen, sagt sie. "Die Belastungen in Schule und Beruf sind gestiegen - mit gravierenden Auswirkungen auf das Ehrenamt."

Längst kann die Rettungswache im beliebten Strandbad Großensee nicht mehr ausschließlich von der DLRG betreut werden. "An den Wochenenden übernimmt die DLRG die Aufsicht. Für die Wochentage haben wir in dieser Saison wieder den Rettungsschwimmer vom vergangenen Jahr angestellt", sagt Ursula Ruhfaut-Iwan, Zweite Stellvertretende Bürgermeisterin der Gemeinde Großensee.

An insgesamt drei Wochenenden werden die Ahrensburger DLRG-Kräfte am Großensee tätig sein. Der nächste Einsatz ist für den 27. und 28. Juli vorgesehen. Dann laufen sie wieder Wache auf dem Steg, kümmern sich um die Fragen von Badegästen und helfen auch schon mal bei Insektenstichen. "Solange wir Pflaster kleben, haben wir einen guten Job gemacht", sagt Lange.

Dass es schlimmer kommen kann, weiß der Einsatzsanitäter aus eigener Erfahrung. Erst unlängst drohten ihm Gäste mit Gewalt. Sie waren baden gegangen und hatten - nur zum Spaß - um Hilfe gerufen. Als Lange sie aus dem Wasser retten wollte und schließlich für das Fehlverhalten ermahnen wollte, drohte einer mit Schlägen. Mehr noch: Bereits drei Mal in dieser Saison mussten die DLRG-Kräfte im Strandbad Großensee Brände löschen. Gäste hatten - was verboten ist - einen Grill in Betrieb gesetzt. "1,50 Meter hoch war die Stichflamme", sagt Lange.

Dennoch ist der junge Mann gern ehrenamtlich für diese Organisation tätig. Nicht zuletzt deshalb, weil er persönlich ihr viel zu verdanken hat. Früher brachte Lange 140 Kilogramm auf die Waage. Seit seiner Mitgliedschaft ist er sportlich aktiv, fährt nur noch mit dem Fahrrad und nimmt an Triathlon-Wettkämpfen teil. Wenn er seinen Dienst am Strandbad schiebt, hat er immer ein wachsames Auge. Damit erst gar keine gefährlichen Situationen entstehen, befreit er das Badewasser von wuchernden Algenpflanzen. "Im vergangenen Jahr waren es acht Kubikmeter", sagt er. Eine Aufgabe, die er nicht machen müsste. "Aber sie dient der Sicherheit der Badegäste."