Bürger kritisieren im Bauausschuss “mangelnde Transparenz“ bei der Planung

Bargteheide. Die Gutachten zum geplanten Bargteheider Windpark schienen zunächst gar nicht zu interessieren. Zu groß war die Wut der Bürger, die zum Bauausschuss ins Ganztagszentrum gekommen waren und sich erst einmal Luft machen mussten. Sie ließen keinen Zweifel daran, dass sie das Aufstellen der Windmühlen am Glindfelder Weg verhindern wollen - zur Not mit einer Sammelklage, wie sich manche aufgebracht zuraunten.

"Das Ding heißt Bürgerwindpark. Aber welchen Vorteil habe ich denn davon", fragte Sven Herfurth. Die Antwort von Claus Christian Claussen (CDU), der auf die Möglichkeit der künftigen Gewinnbeteiligung hinwies, befriedigte ihn nicht. Zu unsicher sei die Rentabilität, zu groß seien die negativen Folgen für Mensch und Natur. Und ob der Strom durch das Einspeisen der Windenergie für Bargteheider billiger werde, könne ihm auch keiner garantieren.

"Der Windpark gibt nur Ärger. Und wir müssen die gesundheitlichen Folgen tragen", sagte ein anderer Bürger unter Beifall. Applaus brandete auch auf, als ein älterer Herr aufstand und den Mitgliedern des Ausschusses entgegenschleuderte: "Haben Sie den Mut und beenden Sie das Projekt."

"Das werden wir nicht tun. Wir haben einen Auftrag der Politik", entgegnete Bauamtsleiter Jürgen Engfer. "Wer hat das in Auftrag gegeben? Das haben doch Investoren angeschoben", kamen Zwischenrufe. "Das Projekt ist nur dazu da, dass die Pächter der Flächen verdienen", sagte Erwin Zonker. Ein anderer meinte: "Warum wird die Landschaft verschandelt? Warum werden die Beeinträchtigungen der Bürger in Kauf genommen? Ich kenne den Grund: Das ist das Geld. Und das ist unanständig."

Erst nach einer Stunde erhitzter Debatte übergab die Ausschussvorsitzende Renate Mascher (WfB) das Wort an Heinz-Theo Mengelkamp, Inhaber der Firma anemos, der die Messmethoden und die Ergebnisse der Untersuchungen vorstellte. Fazit: Die Schallbelastung liege zwischen 34 und 42 Dezibel und damit innerhalb der Grenzwerte. Und der Schattenwurf überschreite nur im schlimmsten Fall an fünf Stellen die als zumutbar geltende Dauer von 30 Minuten täglich. Mengelkamp: "Wir empfehlen die Installation einer Abschaltvorrichtung." Damit könne das ohnehin unwahrscheinliche Problem gelöst werden.

Für Erstaunen sorgte im Saal die hohe Windleistung. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent könnten die Anlagen eine mittlere Jahresleistung von 26.795 Megawattstunden erbringen, mit 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit immer noch 21.060. Das sei in Bargteheide doch gar nicht möglich, kam die Reaktion aus dem voll besetzten Saal. Die Ergebnisse seien ja auch nicht durch Messungen vor Ort entstanden, sondern nur errechnet worden. "Das Errechnen der Daten ist das übliche Vorgehen", entgegnete Mengelkamp. Manche Bürger vermuteten sogar, dass die Gutachten von der Herstellerfirma der Windmühlen stammten. Mengelkamp: "Ich kann Sie beruhigen. Die Stadt hat die Gutachten in Auftrag gegeben." Und es folgten weitere, fügte der Bauamtsleiter hinzu.

Das sei alles gar nicht nötig, denn der Windpark werde nicht kommen. So die Prognose Jürgen Wildes aus Klein Hansdorf, der auf das Problem hinwies, der Windpark könne das Funkfeuer des Flughafens stören. Wie berichtet, hängt die Realisierung des Projektes von der Entscheidung des Bundesaufsichtsamtes für Flugsicherung ab. Wilde: "In Stockelsdorf wurde die Genehmigung für einen Windpark zurückgezogen. Wegen eines sechs Kilometer entfernten Drehfunkfeuers. Das in Ammersbek liegt 4,5 Kilometer entfernt. Rechnen Sie sich die Chancen aus!"

Einige Wenige schüttelten den Kopf angesichts all der Skepsis. "Hier sitzen 200 Gutachter im Raum", meinte ein Bürger sarkastisch. Die meisten beklagten jedoch mangelnde Transparenz, falsche Planung und leere Versprechungen. "Es sollte eine Bürgerbefragung geben. Daraus wurde nichts", sagte ein Bargteheider. "Das Vertrauen ist verloren gegangen."