Letzter regulärer Gottesdienst in Ahrensburger St. Johanneskirche. Das Gotteshaus soll entwidmet werden. Förderverein will weiter für den Erhalt kämpfen.

Ahrensburg. Es war der Versuch, einen würdevollen Abschied zu gestalten, einen schmerzhaften Beschluss zu vermitteln, Trost zu spenden: der vorerst letzte Gottesdienst in der Ahrensburger Kirche St. Johannes, den Pastorin Anja Botta und Propst Hans-Jürgen Buhl gestalteten. Für andere war es eine Gelegenheit, noch einmal Kampfbereitschaft zu zeigen: Denn das Gotteshaus soll entwidmet werden, das Gemeindehaus hat am Sonntag bereits endgültig seine Tore geschlossen. Der Grund ist die klamme Finanzlage der Kirchengemeinde. Doch der Förderverein St. Johannes hat sein Ziel, die Kirche zu retten, noch lange nicht aufgegeben. Auch das wurde bei dem sehr emotionalen Gottesdienst in der vollbesetzten Kirche deutlich.

Bibelgeschichte als Gleichnis für anstehende Veränderungen

Pastorin Anja Botta griff auf eine Bibelgeschichte zurück, um den Gläubigen den Abschied von ihrem Gotteshaus zu erleichtern. In dieser Geschichte geht es um den Fischer Simon Petrus, dem Jesus am See Genezareth begegnet. Er entschließt sich, sein Boot zurück zu lassen und Jesus zu folgen. Anja Botta verwendete die Geschichte als ein Gleichnis für die Veränderungen, die nun in Ahrensburg bevor stehen: "Es gehört Mut dazu, sich auf Jesus einzulassen. Und wer das tut, der kann nicht träge sein, kann nicht an alten Strukturen festhalten." Auch für Petrus sei der Abschied wohl schmerzlich gewesen. Er habe sich rechtfertigen müssen, und nicht jeder sei mit seiner Entscheidung einverstanden gewesen - eine Situation in der sich, so sah es Anja Botta offenbar, nun auch die Mitglieder des Kirchengemeinderates befinden, die angesichts des strukturellen Defizits die harte und unpopuläre Entscheidung treffen mussten.

Anja Botta ist selbst Teil dieses Gremiums - ihr eigentlicher Pfarrbezirk ist aber der Kirchsaal Hagen. Die Pfarrstelle an St. Johannes ist vakant, seitdem Pastor Detlev Paschen im März auf eine Stelle im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit der Nordkirche gewechselt ist.

Propst Hans-Jürgen Buhl, der später die Leitung dieses besonderen Gottesdienstes übernahm, beschrieb den Einschnitt mit direkteren Worten. "Es wird Zeit brauchen, bis das Gefühl für eine gemeinsame Kirchengemeinde in Ahrensburg so stark ist, dass es ausreicht, um den Schmerz zu begreifen und zu überwinden." Die Mitglieder des Fördervereins forderte er auf, sich weiterhin mit "kreativen Ideen" einzubringen. Er betonte, wie sehr er die Arbeit des Vereins schätze. Buhl sagte aber auch: "Es kann nicht sein, dass mit den immer gleichen Begründungen die Beschlüsse des Kirchengemeinderates angefochten werden. Wie soll denn da eine Gesprächsebene entstehen?"

Am Ende seiner Predigt sprach der Leiter des Kirchenbezirks Rahlstedt-Ahrensburg eine Fürbitte - "besonders für jene Ahrensburger, die sich ihrer vertrauten Stätte beraubt fühlen". Aber auch für "jene, die in gewählten Gremien Verantwortung übernehmen".

Die Vertreter der erstgenannten Gruppe ergriffen zum Ende des Gottesdienstes das Wort. Mitglieder es Fördervereins gingen zum Altar und sprachen ein Gebet für ihr Gotteshaus. "Herr, erhalte diese Kirche!" lautete der Appell - viele der Besucher sprachen ihn mit. Tränen flossen bei jungen und älteren Kirchenbesuchern. Andere umarmten sich einfach nur still.

Kritik an Pastorin Anja Botta und Propst Hans-Jürgen Buhl

Die Worte der Pastorin und des Propstes hingegen erreichten offenbar längst nicht jeden Kirchenbesucher. "Mir haben diese Predigten keinen Trost gegeben. Den gibt sich die Gemeinde selbst, durch ihren Zusammenhalt", sagte etwa Cora Robinson-Werner. Sie war sichtlich berührt: "Ich verbinde mit dieser Gemeinde mein ganzes Leben, bin hier getauft worden, habe hier geheiratet." Sie und andere Gläubige hätten nun "keine Heimat" mehr. Ähnlich sah es Renate Bierbaum: "Der Auftritt der beiden war nicht sehr gut." Dabei hat sie sogar Verständnis dafür, dass die Kirche aus wirtschaftlichen Gründen entwidmet werden muss.

Auch Ursula Mühlfeld vom Förderverein St. Johannes fand "überhaupt keine tröstenden Worte" in den Predigten. Die Gläubigen seien von den Entscheidungen des Kirchgemeinderats "überrollt" worden. Tatsächlich hatte dieser über die Einschnitte weitgehend nicht öffentlich beschlossen, im vergangenen Jahr waren deshalb sieben Mitglieder des Gremiums zurückgetreten.

Der Vereinsvorsitzende Hans-Peter Hansen betont nun: "Wir wollen kämpfen, so lange die Kirche nicht abgerissen ist." Vereinsmitglied Günter Ott setzt Hoffnungen in Gespräche, die es zwischen Mitgliedern des Vereinsvorstands und Mitgliedern des Kirchengemeinderats geben soll. "Da wird man dann sehen, was dabei herauskommt."

Der Förderverein sammelt außerdem Spenden für den Erhalt von St. Johannes. Propst Buhl findet es allerdings"schwierig", wenn Spenden ausschließlich einem Gebäude in der Gemeinde zugute kommen sollen.

Über das Schicksal von St. Johannes wird letztlich auf anderer Ebene entschieden. Das Landeskirchenamt in Kiel wird über einen Antrag aus Ahrensburg auf Entwidmung entscheiden. Das Verfahren kann laut Buhl bis zu zwei Jahre dauern. Weil aber das Gemeindehaus jetzt schon schließt, wird es auch keine Gottesdienste in der Kirche mehr geben, so sieht es der Beschluss des Kirchengemeinderats vor. Die Kirche wartet außerdem noch auf eine Entscheidung des Landesamtes für Denkmalpflege in Kiel. Es geht darum, ob das mehr als 50 Jahre alte Gebäude von St. Johannes unter Schutz gestellt wird. Anja Botta: "Das wird natürlich maßgeblich darüber entscheiden, wie es nach der Entwidmung weiter geht."