Gibt es einen Weg, Menschen schmerzvolle Veränderungen zuzumuten und dabei allseits auf Einsicht und Verständnis zu stoßen? Vermutlich nicht.

Insbesondere dann nicht, wenn die Veränderung direkt auf das Herz der Menschen zielt, in diesem Fall der gläubigen Menschen, für die die Johanneskirche eine Heimat geworden ist. Diese Heimat wird ihnen nun genommen, der erklärbare Zorn richtet sich auf die, die diese Entscheidung getroffen haben. Und das sind die Mitglieder des Kirchengemeinderats - ein Gremium, das immerhin gewählt ist, aber dann entschied, über diese so heiklen Entscheidungen nicht öffentlich zu beraten. Es mag Unsicherheit im Spiel gewesen sein, vielleicht auch Angst davor, Teile der Gemeinde in Panik zu versetzten, bevor überhaupt etwas entschieden ist. Den Eindruck aber, dass die Kirchenstrukturen transparent sind, förderte dieses Vorgehen nicht.

Um im Bild der Pastorin Anja Botta zu bleiben: Jesus Christus mag die Fischer am See Genezareth schnell davon überzeugt haben, ihre Boote liegen zu lassen. In den kirchlichen Gremien hier und heute wird sich aber kaum jemand finden, der die Gläubigen mit vergleichbarer Überzeugungskraft dazu bringt, "alte Strukturen" wie die Kirche St. Johannes hinter sich zu lassen. Die Entscheider in der Kirche sind eben normale Menschen, die bisweilen schlecht kommunizieren, Fehler machen, dünnhäutig reagieren.

Trotzdem, vielmehr genau deswegen, verdienen auch sie Verständnis. Und: Der Verlust eines Hauses ist kein Grund dafür, der Kirche den Rücken zu kehren. In ihr geht es um weit mehr - damals und heute.