Miriam und Julius, beide 14, wollen heiraten. Aber was sagen die Bürgermeisterkandidaten der Kinderstadt dazu?

Ahrensburg. Die entscheidende Frage kommt zum Schluss der Stadtstunde. "Kann man in Stormini eigentlich auch heiraten?" Es ist der 13-jährige Marvin, der lautstark in die Runde ruft und dafür seinen ganzen Mut zusammengenommen hat. Schließlich geht es um das Glück seines besten Freundes. Die Menge johlt los, während der noch amtierende Bürgermeister der Kinderstadt - ganz Politiker - die Frage mit der gebotenen Ernsthaftigkeit aufnimmt. "Natürlich, warum nicht", sagt Sebastian. Ohne Formulare sei allerdings auch in Stormini nichts zu machen. "Ihr müsst einen Antrag stellen."

Die beiden, um die es geht, stehen etwas verlegen am Rande: Miriam und Julius. Beide 14 Jahre alt. Beide aus Bargteheide. Beide an der Dietrich-Bonhoeffer-Schule. Und beide scheinbar ungerührt vom Geschehen, als ob sie damit nichts zu tun hätten. "Nein, ich doch nicht", wehrt Miriam ab, schielt aber immer wieder nach hinten. Zu Julius? Oder doch zu Marvin? So klar ist das nicht zu erkennen.

"Ja, wir sind befreundet", gibt Miriam dann doch zu und strahlt ihren Julius an. Auch er gibt sich einen Ruck und bekennt mit einem zaghaften Lächeln: "Wir kennen uns schon seit drei Monaten. Seit zwei Monaten sind wir zusammen." Ganz schön lange also. Nun soll in der Kinderstadt geheiratet werden? "Jaaaaa", ruft Julius mit theatralischem Ausdruck. Und schon fallen sich die 14-Jährigen lachend um den Hals.

"Wenn ihr das wirklich macht, bin ich euer Trauzeuge, aber 100 Prozent", tönt Marvin dazwischen und umarmt seinen Freund so fest, als ob er ihn eigentlich gar nicht hergeben wolle. Auch die angehende Braut ist in Begleitung: Ihre gleichaltrige Freundin Sabrina steht neben ihr und macht keine Einwände, ebenfalls Trauzeugin zu sein.

Klar. Wer verliebt ist, will selbstverständlich gemeinsam beim Feriencamp mitmachen. "Nein, so war das nicht", erzählt Julius. "Wir haben uns getrennt angemeldet. Zu dem Zeitpunkt kannten wir uns noch gar nicht. Das ist ja das Komische." Dann aber hat es gefunkt, und nun lebt das Paar gemeinsam in der Kinderstadt. Miriam: "Wir arbeiten als Juniorbetreuer und helfen den Kindern in den Workshops." Als Juniorbetreuer hat man Privilegien - zum Beispiel ein Einzelzelt. "Na ja, mit einem anderen zusammen", sagt die 14-Jährige, merkt, was sie gesagt hat und fügt schnell hinzu: "Ich bin mit Sabrina im Zelt." Und ihr Zukünftiger teilt die Pritsche mit seinem besten Freund Marvin, der alles getan hat für das junge Glück. Nun müssen die beiden nur noch das Formular ausfüllen und den Antrag stellen - für ein Eheglück bis Sonnabendmorgen.

Wenn Bürgermeisterkandidatin Sophie, 13, gewählt wird, gibt es auf jeden Fall ein Standesamt in Stormini. "Das hatten wir letztes Jahr auch schon. Wir haben ein Zelt mit Blumen geschmückt, und Ringe konnte man für einen Stormi kaufen. Ein Teamer war der Pastor." Sie ist schon zum fünften Mal hier in Stormini. "Und jetzt will ich Bürgermeisterin werden. Ich glaube, dass ich das gut mache." Die Wahlplakate sind fast fertig. Der Spruch: "Ihr könnt auf mich zählen." Im Moment hat Sophie viel zu tun, "das ist ein bisschen stressig, aber ich bin sonst auch immer unterwegs", sagt sie. Auch Tjark, 12, hat schon Plakate gestaltet, Interviews gegeben und in einem Werbevideo seinen Wahlspruch präsentiert: "Wir sind die Zukunft". Tristan, 12, aus Stapelfeld berät ihn. "Das klappt gut mit uns beiden. Aber es läuft eigentlich nur auf geschäftlicher Basis. Sonst machen wir mehr mit Leuten aus unseren Zelten", sagt Tjark. Er hat die Hände ruhig vor dem Körper verschränkt, hält Augenkontakt und beantwortet Fragen geradeheraus. "Ich glaube schon, dass ich gute Chancen habe. Aber Jana ist eine harte Konkurrenz."

Die hat sich den noch amtierenden Bürgermeister Sebastian als Berater zur Seite gestellt - eine kluge Wahl. Jana sagt: "Sebastian ist klasse. Er sagt mir, worauf ich bei Interviews achten muss, dass ich immer in die Kamera gucken soll und meine Hände nicht so viel bewegen darf. Er hat schon sehr viel Erfahrung" Wenn Jana Bürgermeisterin wird, will sie für Eis an heißen Tagen sorgen und dafür, dass die Nachtruhe nach hinten verschoben wird und dann alle länger schlafen dürfen. "Aber ich will niemandem falsche Hoffnungen machen. Deswegen ist mein Wahlspruch auch: "Versprechen muss man halten".

Ihr kleiner Bruder Lenny schielt seiner Schwester von hinten über die Schulter. Er ist ihr wie aus dem Gesicht geschnitten. "Meistens streiten wir uns. Aber ich drücke Jana morgen bei der Wahl trotzdem die Daumen", sagt der Elfjährige. Der vierte Bürgermeisterkandidat scheint sich seiner Sache noch nicht ganz so sicher zu sein. "Es fühlt sich komisch an, weil ich nie weiß, ob die Leute über mich reden", sagt Vincent, 12. Aufgeregt sind die Kandidaten aber alle. "Ich bin schon ein wenig nervös", sagt Sophie.

Zwei Wähler hat sie aber sicher auf ihrer Seite, wenn sie ihr Versprechen mit dem Standesamt wahr macht: Miriam und Julius, das zukünftige Brautpaar.