Das Ferienprojekt des Kreisjugendrings in Ahrensburg ist gestartet. Das Abendblatt berichtet täglich aus dem Camp.

Ahrensburg . Sie kommen mit Taschen, Schlafsäcken, Kuscheltieren und ihren Eltern an der Hand. Schnell zur Anmeldung in die Turnhalle der Ahrensburger Grundschule Am Schloss. Wo sonst Volleyball gespielt wird, warten Helfer darauf, die ersten Bewohner zu ihren Zelten zu bringen. "Tschüs, Mama", sagt die elfjährige Joella Kost aus Ammersbek. Begleitet von ihrem Pferdekuscheltier steuert sie nun auf ein großes, weißes Zelt zu - ihr Zuhause für die nächste Woche.

Wie die Fünftklässlerin aus Ammersbek sind am Sonntag insgesamt 130 Mädchen und 110 Jungen aus dem Kreis Stormarn in der Kinderstadt Stormini eingetroffen. Zum sechsten Mal organisiert der Kreisjugendring Stormarn unter der Schirmherrschaft von Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach ein einzigartiges Feriencamp. Eine Woche lang sollen die Kinder im Alter von neun bis 13 Jahren nicht nur die Ferienzeit genießen. Sie lernen auch, wie eine demokratische Gesellschaft funktioniert.

"Wesentlicher Bestandteil ist die Vermittlung pädagogischer Inhalte und die Simulation des Kreislaufs von Arbeit, Geldverkehr und Konsum", sagt Stormini-Organisator Ansgar Büter-Menke vom Kreisjugendring. Diesmal war das Interesse an den sommerlichen Planspielen auf dem Gelände der Grundschule besonders groß. Schließlich gab es doppelt so viele Anmeldungen wie freie Plätze.

Unterdessen treffen immer mehr Eltern mit ihren Kindern ein. Die Erwachsenen sind froh, ihre Lütten in sicherer Obhut zu wissen. "Großartig, dass es hier kein Telefon für die Kinder gibt", freut sich eine Mutter. Unterkunft finden die Bewohner des Demokratie-Camps in 26 Gruppenzelten mit acht bis zehn Pritschen. Außerdem wurden 25 Arbeitszelte und 50 Zelte für die Betreuer aufgebaut.

Gerade angekommen ist Christof Lübke, 9, aus Ahrensburg. Für ihn ist der Aufenthalt ein Heimspiel, denn der Junge geht hier zur Schule. "Ich weiß gar nicht genau, worauf ich mich so freue", gesteht er. Auf jeden Fall darauf, Freunde zu treffen. Nach den Ferien auf dem Schulgelände geht's mit seiner Mama und einem schnellen Schiff nach Norwegen.

In jedem Zelt stehen freundliche Betreuer bereit. Sie nehmen die Kinder in Empfang, helfen beim Auspacken der Sachen und hüten ein Geheimnis, das dann doch irgendwann gelüftet wird: Wecken ist morgens bereits um sieben Uhr. Lange Ausschlafen soll in der Kinderstadt Stormini keiner. Annika Niemeyer, 16, aus Bargfeld-Stegen betreut das Zelt, in dem Christof mit noch neun weiteren Jungs schlafen wird. Es trägt den Namen "Bernard" und gehört, frei nach Walt Disney, zur Mäusepolizei. Zeltverantwortliche Annika besucht bald die elfte Klasse und arbeitet gern mit Kindern zusammen.

Nebenan, im Zelt "Bianca", werden acht Mädchen schlafen. Dort hat es sich am Sonntagnachmittag Finja Hoffhenke, 10, aus Großhansdorf auf der Liege gemütlich gemacht. Betreut wird das Zelt auf dem Sportplatz der Grundschule von der 22-jährigen Maxime Willers aus Lasbek. Sie studiert in Flensburg und will später Grundschullehrerin werden. "Ich bin gern mit Kindern zusammen und kann hier wichtige Erfahrungen für meinen künftigen Beruf sammeln", sagt sie. Dann erklärt sie den neuen Camp-Bewohnern die ersten Verhaltensregeln. Die Zeltverantwortlichen sind bis in den späten Abend hinein im Einsatz. Danach patrouillieren Nachtwachen durch das Camp, um für Ruhe zu sorgen.

Am Zelt "Bianca" greift Michael Klüger, 51, zum Hammer, um die letzten Befestigungen vorzunehmen. Er arbeitet sonst als Rettungsassistent beim Deutschen Roten Kreuz in Lauenburg. Bei Stormini aber ist es privat - und ehrenamtlich - als Mitarbeiter für Logistik im Einsatz. Er kümmert sich um Material und Fahrten und greift auch mal zum Hammer. "Ich habe für diese Tätigkeit extra eine Woche lang Urlaub genommen, weil ich gern die Kinder- und Jugendarbeit unterstützte. Das müssten viel mehr Ältere tun", sagt er. Ob er selbst Kinder hat? "Ja." Der zwölf Jahre alte Sohn war bei Stormini im vergangenen Jahr sogar der Bürgermeister und will im realen Leben bei der Polizei arbeiten. Auch diesmal nimmt der Junge am Demokratie-Camp teil.

Chef-Organisator Büter-Menke steht derweil in der Turnhalle, wo weitere Eltern mit ihren Kindern eintreffen. Er beantwortet Fragen zum Tagesablauf und vergibt Aufgaben an die ehrenamtlichen Helfer. An diesem Montag, sagt er, wird erstmals das Stadtparlament zusammentreten. Und dann heißt es: Besuch bei der Agentur für Arbeit. Dabei können sich die Jungbürger entscheiden, welchem Beruf sie in den nächsten Tagen ausüben wollen. "Die Sparkasse", weiß der Koordinator, "ist als Arbeitsplatz sehr beliebt, weil da immer Geld ausgezahlt wird. Aber auch die Medien- und Handwerksberufe sind sehr gefragt." Stormini sei eben nicht nur eine Ferienfreizeit, sondern auch eine kleine Ausbildungsmesse. Im Unterschied zu anderen Kinderstadt-Projekten sei Ahrensburgs Stormini stark berufsbezogen. Auf dem Zeltplatz wird Büter-Menke freilich nicht schlafen. Er übernachtet auf einer Pritsche im örtlichen Jugendring-Büro.

Weitere Berichte aus der Kinderstadt finden Sie hier: http://www.abendblatt.de/themen/stormini