Wer sich mit dem Thema Videoüberwachung beschäftigt, liest viel von Verhältnismäßigkeit.

Ist es angemessen, Menschen zunehmend zu überwachen, um Straftaten zu verhindern oder schneller aufzuklären?

Viele Datenschützer protestieren gegen die Ausweitung der Überwachung - mit Recht. Denn wie Studien belegen, etwa eine aus London, einer Stadt mit extrem vielen Kameras, verhindert die Überwachung keine Verbrechen. Sie vermittelt lediglich ein Gefühl von Sicherheit. Sicherheit bieten kann sie nicht. Das zeigte etwa der Anschlag in Boston, wo die Täter dank Videoaufnahmen identifiziert wurden. Das aber ist nicht genug. Es muss ein System gefunden werden, das Anschläge verhindert, anstatt dass in eines investiert wird, das diese dokumentiert. Auch gibt es immer wieder Menschen, die trotz Kamera zuschlagen. Oder sie mitbringen: Teils filmen sie sich selbst und stellen die Aufnahmen ins Internet.

Auch wenn es Erfolge dank der Kameras gibt: Die Argumente gegen die Ausweitung der Überwachung sind überzeugend: Menschen dürfen nicht unter Generalverdacht gestellt und deshalb ständig beobachtet werden. Denn wer glaubt, das mache nichts, er tue ja nichts Verbotenes, bedenkt nicht, dass nicht er entscheidet, was verboten ist, sondern das Gesetz. Doch Gesetze können sich ändern, Macht kann missbraucht werden.