13 neue Geschäfte in der City. Ladenflächenmanager zieht positive Zwischenbilanz seiner Arbeit in der Kreisstadt

Bad Oldesloe . "Wir sind im Umsetzungsplan", sagt Stefan Pötzsch. Der 53-Jährige sitzt im smarten dunklen Anzug in seinem Büro an der Hindenburgstraße. Doch seine leise Stimme lässt ihn eher bescheiden wirken. Dabei kann sich die Bilanz des Ladenflächenmanagers nach rund eineinhalb Jahren durchaus sehen lassen. 13 neue Geschäfte haben sich in der Fußgängerzone von Bad Oldesloe, in der auch sein Laden für die Vermittlung von Geschäften liegt, angesiedelt, seit er im Spätsommer 2012 angefangen hat, Interessenten anzusprechen. Fünf Räumlichkeiten stehen noch leer. Darunter auch das Café am Markt, für das es aber vier Bewerber gibt, die dort ein Restaurant eröffnen wollen.

Aufgenommen hatte Pötzsch seine Tätigkeit Anfang 2012. Zunächst mussten die Daten der Läden aufgenommen werden. Wie groß sie sind, wie viele Schaufenster sie haben. "Dann habe ich Gespräche mit den Eigentümern geführt, um Klarheit über deren Vorstellungen zu bekommen", sagt der Inhaber von MR Consultants. Die im Hamburger Zentrum ansässige Firma, die formell von der Stadt Bad Oldesloe beauftragt wurde, berät Einzelhändler, bei Stadtentwicklungsprojekten die Politik. Sie hat Kontakte zu mehr als 4000 Unternehmen. Pötzsch fragte sie zu Beginn der Arbeit, ob sie Interesse hätten, sich in der Kreisstadt anzusiedeln. Rund 300 bejahten. "Das ist nun das Portfolio, aus dem wir schöpfen." Pötzsch ist zudem Ansprechpartner für Geschäftsleute, die erstmals in der Kreisstadt aktiv werden wollen.

Dazu gehört Heike Stockmann. Die 37-Jährige stammt aus Zwickau, arbeitete in der Gastronomie, zuletzt als Restaurantleiterin für Fernsehkoch Christian Rach. Da sie in Bad Oldesloe wohnt, hat sie schon länger mit dem Gedanken gespielt, dort einen eigenen Betrieb zu eröffnen: eine Weinhandlung, zu der auch eine Weinbar gehört, in der zu Rebensaft Gerichte serviert werden. Ihre Vorstellungen unterbreitete sie Pötzsch, der daraufhin Kontakt zu Vermietern einer Ladenfläche an der Hindenburgstraße herstellte.

"Für mich war maßgebend, dass Bar und Laden in der Fußgängerzone und in der Nähe zum Markt liegen", sagt Stockmann, die ihr Geschäft im August eröffnen will. "Das bringt Laufkundschaft." Zudem bestehen auf der Rückseite der Immobilie gute Anliefermöglichkeiten, weil dort Lastwagen halten können. Bei den Verhandlungen mit den Vermietern sei Pötzsch stets dabei gewesen. "Ich finde es gut, dass es einen Ansprechpartner hier gibt."

Beraten hat Pötzsch auch Eva Dietrich. Sie wollte die Street-One-Filiale an der Mühlenstraße übernehmen, in der sie vorher tätig war. "Er gab mir Unterlagen, die mir bei den Mietgesprächen sehr geholfen haben", sagt die 49-Jährige. "Vielfach waren hier die Mieten zu hoch", meint Pötzsch. "Selbst in einer 1A-Lage kann man hier nicht 25 Euro pro Quadratmeter verlangen."

Das wusste auch die Firma Schuh-Eggers aus Kappeln an der Schlei, als sie eine Immobilie schräg gegenüber vom Rathaus kaufte, um einen Teil davon zu vermieten. Dort betrieb sie zuvor schon eine ihrer heute 85 Filialen. "Wir sind ja teils selbst Mieter und wissen, dass oft absurd hohe Preise verlangt werden", sagt Geschäftsführer Tim Eggers. Es sei reizvoll gewesen, das Objekt selbst entwickeln zu können, zumal das Unternehmen auch im Baubereich aktiv sei.

"Außerdem waren wir aufgrund unserer Erfahrungen der Meinung, dass Oldesloe als Geschäftsstadt zu entwickeln ist." Aus Erfahrung arbeitet Schuh-Eggers auch gern mit gehobenen Textilläden zusammen - wer Bekleidung kauft, kauft gern nebenan auch Schuhe und umgekehrt. Auf Empfehlung stieß Eggers auf Familie Rohde, die in vierter Generation ein Kaufhaus in Heiligenhafen betreibt und 2014 das 125-jährige Bestehen feiern kann. "Wir haben uns die Stadt angesehen und dachten, hier ist ja mindestens so viel los wie in Heiligenhafen", sagt Jan Rohde, Inhaber und Geschäftsführer des Modeunternehmens.

Vor allem aber glichen sich die saisonalen Schwankungen aus: Im Sommer sei im Urlaubsgebiet nahe Fehmarn viel los, in der Kreisstadt aber weniger. Dafür boome das Geschäft in Bad Oldesloe zur Weihnachtszeit, wenn in Heiligenhafen Ruhe herrsche. Und: Der Mietpreis sei angemessen. Rohde: "Die Familie Eggers kennt die Situation der Einzelhändler." Auch seien mehrere der vorherigen Geschäftsleute nicht weggegangen, weil ihre Läden schlecht gelaufen seien, sondern weil es Differenzen mit den Vermietern gegeben habe. "Der lange Winter hat uns zu schaffen gemacht, aber jetzt läuft das Geschäft", sagt Rohde. Er freue sich auf die Eröffnung der C&A-Filiale an der Mühlenstraße in den alten Räumen von M+H. "Das ist eine willkommene Ergänzung." Pötzsch erwartet die Eröffnung im August.

Vor allem aber freuen sich die neuen Betreiber kleinerer Läden in der Fußgängerzone über das Modehaus Rohde - ein Erfolg, auf den auch Pötzsch aufbauen kann. "Man merkt, dass durch das Kaufhaus Rohde viel mehr Leben dort ist", sagt Heike Stockmann. "Wir sehen in unserem Laden viele Leute mit Tüten von Rohde", freut sich etwa Eva Dietrich. "Ich bin zuversichtlich. Das Geschäft läuft immer besser." Das liege aber auch daran, dass sie den Street-One-Laden renoviert habe.

Die Ansiedlung von Rohde war für Geschäftsführerin Susanne Relling-Peters "ein weiterer Anlass", ihren Wollywood-Laden in die Fußgängerzone zu verlegen. Auch er soll im August eröffnet werden. Hauptsächlich verkauft die Firma Garne und Wollen über das Internet, sie hat aber auch ein Geschäft an der Bahnhofstraße in Bad Oldesloe. Der Vertrag läuft allerdings aus. "Wir suchten einen Standort mit mehr Laufkundschaft", sagt Relling-Peters. Eine gute Ergänzung, die für weitere Kunden sorgen könne, sei auch ein Stoffgeschäft in der Nähe. Auch wenn Pötzsch direkt an dem Umzug von Wollywood nicht beteiligt war, so spielt für sie der Ladenflächenmanager doch "eine gute Rolle, weil er Leute auf einen gemeinsamen Weg bringt". Es bewege sich etwas in Bad Oldesloe. Relling-Peters: "Es kommen viele aktive Geschäftsinhaber mit neuen Ideen."

Außerhalb des Kerngebiets um die Fußgängerzone soll noch ein "Leuchtturmprojekt" umgesetzt werden, wie sich Pötzsch ausdrückt. Dort steht das Postgebäude zum Verkauf. "Dafür ist ein großflächiger Lebensmittelmarkt mit bis zu 3500 Quadratmetern vorgesehen." Hinter der C&A-Filiale könne vielleicht ein Warenhaus ziehen, sagt Pötzsch. Und auf dem Gelände des Parkplatzes an der Trave soll seiner Ansicht nach ein Parkhaus gebaut werden - so wären auch genügend Stellflächen für die Kunden vorhanden. Pötzsch: "Wir wollen den Standort so stark machen, dass er sich in der Metropolregion zwischen Hamburg und Lübeck behaupten kann."