Sicherlich kann nicht jedes noch so ausgeklügelte Verfahren zur Errechnung der Sitzverteilung in Parlamenten zu einhundert Prozent den Wählerwillen widerspiegeln. Aber die neue Methode führt doch zu groben Verzerrungen, die - von mehreren politischen Seiten - als ungerecht empfunden werden. Und zwar nicht nur in kleinen Gemeinden wie Barnitz und Rehhorst, sondern auch in einer Stadt wie Lübeck. Es scheint sich zudem nicht um Einzelfälle zu handeln. In Boostedt, das im Kreis Segeberg liegt, ergeht es beispielsweise der CDU genauso wie der KWV in Barnitz: Sie hat die absolute Mehrheit der Stimmen errungen, erhält aber nur acht von 17 Mandaten.

Die Empörung ist gerechtfertigt, zumal die von Politikern, die sich unentgeltlich in ihrer Freizeit für die Belange der Gemeinschaft einsetzen. Sie werden nicht nur selbst frustriert, sie bekommen auch noch den Frust ihrer Wähler ab. Ungewollt wird so ein weiterer Beitrag zur Politikverdrossenheit erbracht. Und obendrein auch noch zur Politikerverdrossenheit.

Das Innenministerium ist sicherlich klug beraten, die Wahlergebnisse und die Sitzverteilungen genau zu prüfen. Und gegebenenfalls anzuerkennen, dass die Praxis in diesem Falle mehr aussagt als die Theorie, auf deren Basis die neue Zählmethode eingeführt worden ist. Etwaige Änderungen müssen ja nicht unbedingt eine Rückkehr zur alten Berechnungsmethode bedeuten. Vielleicht sind auch Ergänzungen möglich, die verhindern, dass eine absolute Mehrheit der Stimmen zu einer Minderheit in der Vertretung führen kann.