Ein mahnendes Beispiel von Birgit Jaklitsch

Rauchen löst bei mir Trauer, Wut und Resignation aus. Ich selber habe nie geraucht. Dennoch gab es Zeiten, da waren die verdammten Glimmstängel mein größter Feind. Als Tochter eines starken Rauchers musste ich beobachten, wie mein sonst so intelligenter Vater seine Gesundheit systematisch ruinierte.

Was er nicht sehen wollte: Seine Zigarette hatte zwei Enden. Auf der einen Seite stand er und sog den teerhaltigen Rauch in seine Lungen. Auf der anderen Seite standen meine Mutter und ich und starrten besorgt in die Glut. Ich erinnere mich an die traurigen Augen meiner Mutter, wenn mein Vater sich mit jedem Aufglimmen seiner Zigarette auf eine Reise begab, bei der wir ihn nicht begleiten wollten.

Es folgten ungezählte Vater-Tochter-Diskussionen. Ich wollte ihm das Rauchen abgewöhnen - unbedingt! Ich rechnete ihm vor, wie viel Geld er für Tabak und Filter ausgab. Schnitt Zeitungsartikel über Lungenkrebs aus und gab sie ihm zum Lesen. Machte Fotos von ihm, um zu dokumentieren wie nachteilig er sich verändert hatte. Das Thema wurde für mich, die Nichtraucherin, übermächtig. Ich wollte kämpfen, warum konnte er das nicht?

Am Ende musste ich lernen, dass alle Bemühungen vergebens waren. Eine Erkenntnis blieb: Raucher sind abhängig und argumentieren wie Süchtige.

Für mich ist Rauchen gleichbedeutend mit Verfall, Schmerz und Verlust. Für meinen Vater bedeutete es Genuss und Entspannung. Erst als es zu spät war, erkannte er die Gefahr. Mein Vater war ein Mann in den besten Jahren, als er starb. Ich war jung, als ich ihn verlor. Zurückblieben Trauer und viele unbeantwortete Warums.