Im Sommer beginnen Inka Kist und Carolin Schulze das Projekt startklar. Bürgermeisterin befürwortet die Idee. Der Unterricht wird im Dorfgemeinschaftshaus stattfinden.

Lütjensee. Die Haare der Frau in dem roten Kleid berühren den Himmel. Neben ihrem Kopf steht die Sonne. Beide lächeln breit mit Mündern aus roter Farbe. Solche und ähnliche Kunstwerke, von Kindern gemalt, wollen Inka Kist und Carolin Schulze im Sommer 2014 ausstellen. Dann möchten die beiden Frauen das Abschlussfest ihrer ersten Vorschulklasse feiern. "Startklar" heißt das Projekt, mit dem Kist und Schulze ab August Kinder auf die Schule vorbereiten werden.

"Wir möchten die Neugierde der Kinder fördern. Wer versteht, dass Lernen Spaß macht, dem fällt es auch später leichter, dem Unterricht zu folgen", sagt Inka Kist. Die Diplom-Sozialpädagogin aus Lütjensee ist bei der Stadt Hamburg als Vorschullehrerin angestellt, hat zurzeit aber für die Betreuung ihrer Pflegekinder Erziehungsurlaub. "In Schleswig-Holstein gibt es ein vergleichbares Angebot leider nicht mehr. Der Kindergarten kann Vorschularbeit im normalen Alltag aber kaum leisten", sagt die 48-jährige Kist.

Für ihre private Vorschule haben die Pädagoginnen eine Betriebserlaubnis vom Jugendamt erhalten. Die Kosten für den Unterricht, 84 Euro pro Monat, müssen jedoch privat getragen werden. "Wir sind zurzeit in Zusammenarbeit mit der Gemeinde dabei, Sponsoren für sozial schwache Familien zu finden", sagt Kist.

In Kleingruppen sollen die Kinder elf Monate lang ein- bis zweimal pro Woche auf die Schule vorbereitet werden. "Lernen macht Spaß", sollten die Vorschüler am Ende strahlend sagen. "Dann haben wir unser Ziel erreicht", sagt Kist, die selbst zwei eigene und zwei Pflegekinder hat.

"Wir möchten das Selbstbewusstsein der Kinder fördern, aber auch unter anderem ihr mathematisches Grundverständnis, ihr Ausdrucksvermögen und ihre Motorik", sagt Carolin Schulze. Die 52-Jährige lebt in Sandesneben und arbeitet seit 23 Jahren selbstständig als Motopädagogin und Reittherapeutin. "Bei meiner Arbeit erlebe ich oft, dass sich die Kinder nur zehn Minuten konzentrieren können. In der Schule ist dann natürlich mehr gefordert", sagt Schulze.

Wichtig sei zudem, dass die Händigkeit geklärt werden müsse. "Auf dem Pferd zeigt sich deutlich, wie Leistungen blockiert werden können, wenn nicht klar ist, ob jemand Rechts- oder Linkshänder ist", sagt Schulze.

Mit kleinen Experimenten wollen die Pädagoginnen das Forschungsinteresse der Kinder fördern. "Außerdem können sie den Scheren- und den Bleistiftführerschein machen. Dadurch wird die Feinmotorik gezielt verbessert", sagt Schulze. Daneben bieten Kist und Schulze Zusatzkurse wie Voltigieren und eine Kunstwerkstatt an.

"Wir arbeiten nach dem Konzept des ganzheitlichen Lernens. Dass bedeutet, dass die Kinder alle Sinne benutzen, um Neues zu erfahren", sagt Kist. Deshalb seien in den dreistündigen Kursen auch immer Bewegungseinheiten enthalten. "Ganz oben steht für uns die Freude am Lernen."

Der Unterricht wird im Dorfgemeinschaftshaus stattfinden. "Lütjensee kann als zentraler Knotenpunkt auch gut von Eltern aus den umliegenden Gemeinden erreicht werden", sagt Schulze. Dass der Bedarf gegeben sei, merke sie ganz deutlich. "Wir wurde schon von vielen Eltern konkret darauf angesprochen", bestätigt Kist. "So sind wir überhaupt erst auf die Idee gekommen, privat Vorschulunterricht in Lütjensee anzubieten." Dass Lütjensee "startklar" brauche, bestätigt Bürgermeisterin Ulrike Stentzler: "Ich befürworte das Projekt sehr und glaube, dass es eine Bereicherung für das Dorf sein wird." Seit Jahren komme immer wieder Streit zwischen Eltern und der örtlichen Kindergartenleitung auf. Diese seien der Meinung, dass die Vorschularbeit in der Einrichtung der evangelischen Kirchengemeinde zu kurz komme. "Startklar ist die Chance, die Arbeit im Kindergarten optimal zu ergänzen", sagt die Bürgermeisterin.

Eltern können ihre Kinder ab sofort für den Vorschulunterricht anmelden. Die beiden Pädagoginnen wollen bald den Schlüssel für den 60 Quadratmeter großen Raum im Dorfgemeinschaftshaus entgegennehmen. Dort soll im Sommer kommenden Jahres dann auch die erste Gruppe ihr Abschlussfest feiern - mit vielen bunten Kunstwerken und vor allem mit viel Vorfreude auf den Schulbeginn.