Pfingstmontag ist Deutscher Mühlentag. In Braak erwarten die Organisatoren bis zu 4000 Besucher

Braak. Die schweren Holzflügel der Braaker Mühle knarren leise im Wind. Die Arbeit geht ihren gewohnten Gang. In Gedanken ist das Mitarbeiterteam aber schon beim Deutschen Mühlentag. Am Pfingstmontag, 20. Mai, werden wie in den vergangenen Jahren wieder zwischen 3000 und 4000 Besucher erwartet. Dann gibt es "ein richtiges kleines Volksfest" auf dem Hof, sagt Konditormeister Joachim Lessau.

Oft werde dem Bäcker die Frage gestellt: "Warum sehen eigentlich nicht alle ihre Brötchen gleich aus?" Er erklärt den Gästen dann: "Die unterschiedlichen Größen kommen durch die Hefe. Außerdem schwanken Temperatur und Feuchtigkeit in der Backstube immer ein wenig." Am Mühlentag können sich Jung und Alt selbst ein Bild davon machen, wie Mühle und Bäckerei zusammenarbeiten.

Seit 1850 wird in Braak Getreide gemahlen. Die Windmühle ist ein sogenannter Galerieholländer. Diese sind vergleichsweise groß. Damit der Müller die Flügel noch bedienen kann, wurde oben eine Art umlaufender Balkon gebaut, die Galerie. Im 16. Jahrhundert wurden sie vorrangig in den Niederlanden und Norddeutschland gebaut. Die Braaker Mühle gehört seit 1859 der Familie Lessau. "Mein Ururgroßvater hat sie ersteigert", sagt Lessau. Alle seine Vorfahren waren Bäcker. Er selbst betreibt in der fünften Generation die Bäckerei. In Braak steht die einzige Mühle Schleswig-Holsteins, die Getreide für den kommerziellen Einsatz mahlt und nicht nur zu Vorführungen aktiv ist.

Nachdem die Anlage 25 Jahre still gestanden hatte, gründete sich 1990 der Verein Braaker Mühle. Der Vorsitzende Karl-Heinz Borchert gab den Anstoß. "Dass in der Mühle handwerklich gearbeitet wird, das ist das Besondere. Und das wollten wir erhalten." Sechs Jahre dauerte die Restauration. Für 430.000 Mark wurde "der Zustand der 1960er-Jahre" wieder hergestellt.

Jährlich werden 130 Tonnen Getreide verarbeitet. Daraus entstehen durchs Mahlen verschiedene Sorten Backschrot, also Mehl, und Quetschgetreide. Dazu gehören beispielsweise Roggen- und Dinkelflocken. 39 Mitglieder engagieren sich derzeit im Verein. Neue Mitstreiter sind stets willkommen. "Wir suchen Mühlen-Idealisten", sagt Joachim Lessau. Helfer für Führungen oder die Organisation des Mühlentags werden immer benötigt.

Für Gruppen, vom Kindergarten bis zum Seniorenausflug, werden Besichtigungen angeboten. Die harte Arbeit eines Müllers stehe dabei genauso im Fokus wie der Weg vom Korn zum Brot, sagt Borchert. Aber auch Eheschließungen sind in dem historischen Ambiente möglich. Jährlich lassen sich ungefähr 15 Paare in der Müllerstube trauen.

Die Bäckerei profitiere von der Mühlentechnik und dem Handwerk, so Lessau. Der Konditormeister ist besonders stolz darauf, dass seine Bäckerei 2013 das Siegel der Traditionsbäcker erhalten hat. Mit der Marke "Traditionsbäcker - Qualität aus Schleswig-Holstein" werden Bäckereien ausgezeichnet, die bestimmte Qualitätsstandards erfüllen.

Sie müssen sich einmal im Jahr einer unabhängigen Kontrolle unterziehen. Das Siegel gibt es erst seit November 2012. Zu den auferlegten Regeln gehört beispielsweise, keine Tiefkühlfertigprodukte und -teiglinge zu verwenden sowie auf industrielle Fertigmischungen und Konservierungsstoffe zu verzichten. Dafür sollen hauseigene Sauerteige und regionale Produkte verwendet werden.

Mehr als 150 Jahre lang wird die Braaker Mühle von der Familie Lessau geführt. Und die nächste Generation steht schon in den Startlöchern. Die Söhne von Maren und Joachim Lessau steigen auch ins Bäckerhandwerk ein.