Polizisten und Behördenvertreter treffen sich zum Krisengipfel wegen der Ausschreitungen am Vatertag. Einige der Randalierer hatten mit Flaschen und Gartenstühlen um sich geworfen.

Lütjensee. Nachdem es bei den Vatertagsfeierlichkeiten am Lütjensee zu schweren Ausschreitungen mit Verletzten gekommen ist (wir berichteten), wollen Vertreter von Verwaltung und Polizei nun zusammen über mögliche Konsequenzen diskutieren. Bürgermeisterin Ulrike Stentzler (CDU) sieht dringenden Handlungsbedarf. "Ich habe am Donnerstag einen Anruf erhalten und mir selbst ein Bild gemacht. Diese Aggressionen dort, das hatte nichts mehr mit Feiern zu tun." Sie erinnert daran, dass es schon in früheren Jahren zu Polizeieinsätzen am Lütjensee gekommen sei. Doch bisher hätten die Beamten die Situation immer schnell in den Griff bekommen.

"Ich möchte schnellstmöglich eine Lösung für das Problem finden", sagt sie. Aus diesem Grund wird es am Donnerstag, 16. Mai, Gespräche mit dem Ordnungsamt und der Polizei geben. "Wir werden den Tag aufbereiten und schon nach Lösungsansätzen suchen", sagt Stentzler. Viele Bürger seien nach den Ausschreitungen auf sie zugekommen. "Die Anwohner haben auch einfach Angst", sagt die Bürgermeisterin. Sie könne sich vorstellen, ein Alkoholverbot auszusprechen oder eine Gegenveranstaltung ohne Alkohol zu organisieren. Doch ein Verbot sei nicht so einfach umzusetzen. "Das muss erst alles genau geprüft werden", sagt sie.

Der Lütjenseer SPD-Fraktionsvorsitzende Tobias von Pein hält ein Alkoholverbot dagegen nicht für die richtige Lösung. "Das ist eine einfache Forderung, aber das Problem wird dadurch nicht behoben, nur verlagert." Zudem sei ja nicht nur der Lütjensee selbst betroffen, auch auf den Wegen von dort zum Großensee versammelten sich junge Leute. Da das Problem in jedem Jahr wieder auftrete, müsse nach Alternativen geschaut werden. Von Pein schlägt vor: "Vielleicht könnte man eine Veranstaltung einrichten mit festen Verantwortlichen und Sicherheitspersonal." Das könnte die Situation nach Meinung des Sozialdemokraten verbessern. Eine Ideallösung habe aber auch er nicht.

Nach Angaben der Polizeidirektion Ratzeburg hatten sich am Lütjensee bis zu 400 Menschen versammelt, um am Strand zu feiern. Einige Gruppen der überwiegend Jugendlichen und Heranwachsenden hatten nicht nur große Vorräte an alkoholischen Getränken mitgebracht, sondern auch Musikanlagen. "Mit steigendem Alkoholpegel stieg auch die Rivalität und Aggressivität der Anwesenden untereinander", sagt Sonja Kurz, Sprecherin der Polizeidirektion Ratzeburg.

Schließlich sei die Situation gegen 18.30 Uhr eskaliert. Es kam zu Schlägereien und Ruhestörungen, einige Männer pinkelten zudem in die Vorgärten. Einige der Randalierer warfen mit Flaschen und Gartenstühlen um sich. Dabei nahmen sie keine Rücksicht auf Passanten, Autos und einen Rettungswagen. Die Polizisten hätten zu diesem Zeitpunkt entschieden, die Veranstaltung zu beenden und die Festwiese zu räumen, sagt Kurz. Dabei sei es erneut zu Angriffen gekommen.

Resultat: Drei der 25 Polizeibeamten wurden verletzt. Sieben Personen mussten in Gewahrsam genommen werden, "um sie aus der Gefahrenlage herauszubringen", so die Polizeisprecherin. Ausschreitungen habe es am Vatertag schon immer gegeben. Aber so massiv seien die Feiernden bisher nicht gegen die Polizei vorgegangen.

Bereits in den Jahren zuvor sei es wiederholt zu Schlägereien und Ruhestörungen gekommen, sagt auch Ingo Hamann. Er leitet das Restaurant Il Lago direkt am Lütjensee. "Eine unserer Angestellten ist vor zwei Jahren sogar bedroht worden." In diesem Jahr hätten die Ausschreitungen zwar auf der angrenzenden Wiese am Ufer und den Straßen stattgefunden. Dennoch würden Gäste und Familien den See an diesem Tag meiden.

Der Restaurantleiter macht sich wie die Gemeindevertreter Gedanken darum, wie es in den nächsten Jahren weitergehen kann. "Das ist eine schwierige politische Aufgabe, die zu lösen ist." Er selbst hält ein Alkoholverbot für den Vatertag für sinnvoll. Doch Hamann weiß: "Das Problem wird sich nicht so einfach aus der Welt schaffen lassen. Der Feiertag hat sich hier eingebürgert." Sonja Kurz bestätigt, dass die Situation sehr schwer einzuschätzen ist. "Niemand kann eine Gefahrenprognose abgeben."

Bei den Gesprächen mit der Verwaltung gehe es unter anderem um die Fragen, ob den Beteiligten ein Teil der Kosten auferlegt werden kann und wie im kommenden Jahr mit der Situation umgegangen werden soll. Der Großensee könnte als Vorbild dienen. Dort wurde schon 2005 ein Alkoholverbot ausgesprochen. Das Verbot gilt nur am Vatertag und umfasst das Gebiet am See. "Seitdem finden dort auch keine Bierkistenrennen mehr statt", sagt Bürgermeister Karsten Lindemann-Eggers (BfG). In den vergangenen Jahren sei es auf den Uferwegen und am Strand stets ruhig geblieben. Die Polizei kann das bestätigen. Sprecherin Sonja Kurz: "Ich habe nicht gehört, dass es am vergangenen Donnerstag Probleme am Großensee gegeben hat."