Von Waldmeister bis Gewürzgurke: Geschmacksvielfalt ist den Kröplins wichtig. Dennoch laufen die Klassiker am besten.

Glinde . Als Heinz Kröplin seine Firma im März 1957 in Glinde gründete, belieferte er die Eisdielen in Stormarn und den umliegenden Kreisen mit allem, was sie brauchten: mit Eisbechern, Waffeln, Soßen oder Streuseln. Ein Stück dieser Vergangenheit ist in den Geschäftsräumen von Hansa Speiseeis im Gewerbegebiet an der Berliner Straße erhalten geblieben. So stehen in einem Regal noch immer Porzellanschalen mit Schwanenköpfen. Außerdem gibt es weiterhin bunte Streusel und Soßen in allen möglichen Geschmacksrichtungen.

Heute allerdings setzt Olaf Kröplin, der den väterlichen Betrieb 1993 übernommen hat, stärker auf Zutaten, die zur gewerblichen Eisherstellung notwendig sind, wie Eisbasen, Aromapasten oder Eisliköre. Von Glinde aus verschickt Kröplin die Eiszutaten in die ganze Welt. Erst in der vergangenen Woche ging eine Ladung nach Neuseeland. Andere Kunden sitzen in Australien und Vietnam. Doch immer noch gehören auch Eisdielen in der Umgebung zu den Kunden - und seit 2003 hat die kleine Firma eine weitere Sparte: Eiszutaten für die Herstellung zu Hause.

Damals kam Margit Kröplin in den Betrieb. "Von Eis hatte ich keine Ahnung", sagt die gebürtige Österreicherin. Der Liebe wegen hatte sie ihren Arbeitsplatz in Berlin verlassen und war zu ihrem Mann nach Stormarn gezogen. Es müsste doch toll sein, mit einem Eismacher liiert zu sein, befanden die ehemaligen Kollegen in der Hauptstadt. Immer frisches Eis zu bekommen, sei doch ein Traum. Da die Firma aber auf Großkunden ausgelegt war, "und er ja nicht für mich alleine fünf Liter Eis machen konnte", erzählt Margit, kaufte sich das Paar eine haushaltsübliche Eismaschine. Nach klassischen Rezepten sollte damit Eis entstehen. Ein Prozess, der Margit Kröplin fast zur Verzweiflung brachte.

Einen ganzen Tag dauerte es, bis sie zum ersten Mal ihr eigenes Eis probieren konnte. Und geschmeckt habe es auch nicht. Also setzte sie ihren Mann auf die Aufgabe an. Er sollte sich eine Lösung einfallen lassen. Der Diplom-Ingenieur der Lebensmitteltechnik tüftelte und probierte und konnte nach mehreren Monaten tatsächlich eine Lösung präsentieren: ein Pulver, das nur mit Wasser angerührt werden und kurz kalt gestellt werden muss. Dann kommt es in die Eismaschine und ist spätestens nach 30 Minuten fertig. Heute macht das Geschäft mit dem Pulver, das es inzwischen in mehr als 90 Geschmacksrichtungen gibt, rund 20 Prozent des Umsatzes aus. "Privatkunden sind experimentierfreudiger", sagt Olaf Kröplin. Deshalb sei die Produktpalette größer als für die Großkunden. Beim Tag der offenen Tür am Sonnabend gab es eine der neuesten Entwicklungen: Wodka-Orangeneis. "Zehn Prozent Alkoholgehalt erreicht man in einer Kugel", sagt Kröplin. Die Idee kam von einem Kunden.

Über das Internet tauscht sich der Eisentwickler mit seinen Abnehmern aus. Dadurch kämen immer wieder neue Kreationen zustande. Die Sorte Ouzo beispielsweise gehört dazu. Auch bei den Privatkunden gibt es Aufträge aus der ganzen Welt. Eine Deutsche in Südamerika bestellt bei Kröplins regelmäßig Waldmeisterpulver. Diese Geschmacksrichtung kennen die Eismacher in der neuen Heimat nicht.

Grün wurde es auch bei einer anderen Variation, die Kröplin zeigte: Eis aus Gewürzgurken. "Das ist als Vorspeise gedacht", erklärt Kröplin und erzählt von einem Großkunden, der regelmäßig Kreuzfahrtschiffe mit Gemüse-Eis beliefert - in den Geschmacksrichtungen Möhren und Sellerie gehen dann mehrere Tonnen auf die Reise. Und was mögen die Stormarner am Liebsten? Lakritz? Schoko-Ingwer? Oder Butterkeks? "Am besten verkaufen wir die Klassiker", sagt Kröplin, also Sorten wie Vanille und Schokolade. Das war schon unter Vater Heinz nicht anders.