Eine Glosse von Alexander Schuller

Eisdielen sind diese berüchtigten Geschäfte mit Straßenverkauf, vor denen die Warteschlangen für gewöhnlich so lang sind, dass der Sommer manchmal schon wieder vorbei ist, ehe man sein Eis in der Hand hält. Und natürlich sind es immer die Kinder, die den zügigen und reibungslosen Abverkauf behindern: Befeuert von Müttern und Vätern, können sie sich zwischen blauem Schlumpf-Eis und buntem Smarties-Eis einfach nicht entscheiden.

Moment! Es sind natürlich nicht die Kinder, die dafür verantwortlich sind, dass man seine spontane Lust auf ein Eis zuweilen mit kühler Gelassenheit bezahlen muss. Denn die Qual der Wahl fällt längst auch den Erwachsenen schwer: "Mmmh, ja, Basilikum-Sorbet klingt echt lecker! Passt das aber auch zu Mango-Minze?"

Früher, als ja bekanntlich nicht alles schlecht war, gab es Schokolade, Vanille und Erdbeer. Diese Geschmacksexplosion nannte man "Fürst Pückler". Und wenn es vor einer Eisdiele Diskussionen mit Tränen und Kreischen gab, dann drehten die sich ausschließlich um die Anzahl der Eiskugeln. An Feiertagen, wenn die Eisdielen zu hatten, wurde der Fürst zur "Königsrolle" erhoben, weil diese Eiskomposition aus der Tiefkühltruhe mit Schokoraspeln und Sahnetupfern verziert war.

Aber inzwischen ist Deutschland sogar im Osten wieder aufgebaut. Da darf es natürlich die eine oder andere Sorte Eis mehr sein. Seriöse Gastronomieberater empfehlen Eisdielen für den Straßenverkauf daher zusätzlich zur klassischen Fürst-Pückler-Mischung die Sorten Zitrone, Himbeer und Haselnuss, und für die echt hippen, total abgefahrenen Eislutscher vielleicht noch Stracciatella.

Dazu natürlich Melone. Und Wassermelone. Na ja, und Kiwi, Ananas, Banane, Joghurt-Kirsch, Karamell, Walnuss und Pistazie.

Und Weiße Schokolade, Zimt-Pflaume, Holunder-Johannisbeere, Feige-Dattel und New York Chunky-Choco-Brownie-Cheesecake...