Vertrauen ist das A und O für einen Taucher und gehört zu den Grundvoraussetzungen, um bei der TSGA Verantwortung unter Wasser zu übernehmen

Tauchen lernt man nur durch Tauchen und nicht durch das Wälzen von Büchern." Die Weisheit von Bernd Hirschmann, 71, dem Pressesprecher der Tauchsportgruppe Ahrensburg e.V., hat sich bereits 1965 eine Gruppe 18 bis 19 Jahre alter Jugendlicher zu Herzen genommen. Die jungen Männer trafen sich zu der damaligen Zeit im Sommer regelmäßig im Ahrensburger Freibad, um mit Tauchgeräten erste Versuche unter Wasser zu unternehmen. Es blieb allerdings nicht nur bei ersten Versuchen. Einmal in die bis dato noch unentdeckte, fremde Welt eingetaucht, versammelten sich die Froschmänner immer häufiger am Beckenrand des Schwimmbades, um im fünf Meter tiefen Sprungbecken eine ganz neue Perspektive kennenzulernen. Doch irgendwann wurde es den Schwimm-Meistern Erwin Schacht und Rolf Stanislaus zu viel, sie wollten weder die Verantwortung für diese Art von Sport übernehmen, noch konnten sie die permanente Besetzung des Schwimmbeckens länger vor ihren weiteren Badegästen rechtfertigen.

Die Lösung folgte am 17. Juli 1967: An diesem Montag wurde der Verein "TSGA", kurz für "Tauchsportgruppe Ahrensburg e.V.", gegründet, der Spitzenverband des Tauchsports in Deutschland, auch genannt "Verband Deutscher Sporttaucher e.V.", nahm den Club direkt mit in seine Mitgliederliste auf. Damit war der erste Grundstein für eine lange Vereinsgeschichte gelegt und offiziell die Möglichkeit gegeben, zusammen mit anderen Gleichgesinnten ein gemeinsames Hobby zu betreiben.

Genau wie damals trifft sich die TSGA noch immer zum Üben im Ahrensburger Badlantic, allerdings findet das Training statt, wenn sich kaum noch andere Badegäste dort aufhalten, sodass sich niemand mehr gestört fühlt. Jeden Freitagabend kommen im Schnitt 30 der 103 Vereinsmitglieder zusammen, um von 20 bis 22 Uhr in jeweils zwei Trainingseinheiten zu tauchen. Obwohl die Mitglieder dann meist nur mit der ABC-Ausrüstung, also mit Schnorchel, Maske und Flossen, in die Unterwasserwelt hineinblicken, würde nie einer der Taucher auf die Idee kommen, die einfach erscheinende Methode des Trainings infrage zu stellen.

Denn Tauchen ist wahrlich kein 0815-Sport, weiß TSGA-Pressesprecher Hirschmann. Der erfahrene Sportler, der selbst bereits mehr als 1500 Tauchgänge in seinem Logbuch stehen hat, sieht die Faszination des Tauchens im Schweben in einem dreidimensionalen Raum: "Wir bewegen uns als Taucher in einem Medium, in dem der Mensch eigentlich keine Überlebenschance hat. Deswegen wollen wir im Verein auch keine Taucher um jeden Preis gewinnen. Wir brauchen nur die Taucher, die sowohl würdig mit dem Sport als auch mit der Natur umgehen."

Zumal auch nicht jeder unbedingt für das Tauchen geeignet ist. Denn um ein guter Unterwassersportler zu werden, braucht man nicht nur eine fundierte Ausbildung und eine gute Ausrüstung, man sollte vor allem die Fähigkeit besitzen, die Ruhe zu bewahren und die Übersicht zu behalten. "Das Ziel des Vereins ist es, gerade jungen Leuten Verantwortung mit auf den Weg zu geben", erklärt Hirschmann. Tauchen kann man in der Tauchsportgruppe Ahrensburg schon in jungen Jahren. Der Kleinste unter den Mitgliedern ist gerade acht Jahre alt.

Voraussetzung für eine Ausbildung bei der TSGA ist zunächst eine tauchsportärztliche Untersuchung. Der Mediziner macht eine Anamnese, testet die Reflexe, die Lungenfunktion und das Herz, macht ein Belastungs-EKG, nimmt eine Urinprobe, untersucht das Blut und guckt, ob aus internistischer Sicht alles in Ordnung ist. Ist diese erste Hürde genommen, muss der angehende Taucher der TSGA offiziell beitreten und eine einmalige Aufnahmegebühr von 77 Euro bezahlen, für Jugendliche unter 17 Jahren ist es billiger. Zudem fällt ein Jahresbeitrag von 137 Euro an, für die jüngeren Mitglieder liegt dieser bei 71 Euro. Der Vorteil: Die Ausbildungsdauer ist unbegrenzt: Denn anders als bei einem profitorientierten Tauchverein gibt es bei der TSGA keinen Zeitdruck, die Prüfungen für das Deutsche Tauchsportabzeichen, das übrigens international als Qualifikation anerkannt ist, innerhalb einer bestimmten Phase zu absolvieren.

Der erste Teil der Ausbildung besteht aus einem Theorieteil, der sich aus den Bereichen Physik, Medizin und Tauchtechnik zusammensetzt. Um die schriftliche Prüfung zu bestehen, muss man sich mit den Fragen auseinandersetzen, wie man gefahrlos abtauchen und anschließend auch gefahrlos wieder auftauchen kann. In der Praxisausbildung geht es später darum zu tarieren, also sich schwerelos zu machen, zu lernen. Nach einer ersten Taucherfahrung mit Flossen, Maske und Schnorchel üben die Taucher, mit einer Tauchflasche im Hallenbad unter Wasser zu gehen.

Hier ist das Wasser warm, die Sicht völlig klar und der Lehrling ist in einer gewohnten Umgebung. All diese Faktoren sind wichtig, denn ein Taucher muss die Reaktionen seines Körpers abzuschätzen lernen und die Funktion der Gerätschaften auswendig können. Was dann folgt, sind zwei bis drei Tauchgänge im Freigewässer, die gleichzeitig auch als Prüfungstauchgänge gewertet werden. Ein vereinsinterner Tauchlehrer bewertet die Leistung und übergibt dem Taucher am Ende das Zertifikat - der erste Tauchschein hat die Qualifikation "ein Stern", erfahrenere Taucher können bis zu drei Sterne machen.

Der Verein stellt den Mitgliedern bis zu einem bestimmten Kontingent Tauchausrüstungen zur Verfügung. Wer sich selbst Equipment kaufen will, ist mit bis zu 2500 Euro für Maske, Flossen, Schnorchel, Anzug, Füßlinge, Handschuhe, Tarierweste, Tauchgerät und Atemregler dabei. Ebenfalls in der Vereinsgebühr enthalten sind die Kosten für Reparaturen und das Befüllen der Tauchflaschen.

Der Eintritt zum Training im Badlantic sowie die Teilnahme an gemeinsamen Veranstaltungen oder Ausfahrten müssen extra bezahlt werden. Allerdings halten sich die zusätzlichen Ausgaben im Verein in Grenzen. Die Mitglieder unternehmen pro Jahr zwei bis drei Ausflüge zu einem Gewässer in die Umgebung, gerade das Silvestertauchen im Großensee ist ein Highlight. Über Pfingsten fährt die gesamte Tauchtruppe immer nach Dänemark. Organisiert werden die Trips meist vom Vorstand - dieser besteht mit zwei Vorsitzenden, einem Kassenwart, einem Jugendwart, einem Gerätewart, einem Schriftwart und einem Ausbildungsleiter aus insgesamt sieben Personen.

Der Tauchschein ermutigt viele Vereinsmitglieder jedoch auch, sich in kleineren Gruppen zu treffen und zu zweit oder zu dritt auf eine schwerelose Entdeckungsreise zu gehen. Gerade der Großensee, der Oortkatener See, Hemmoor und Baggerseen sind beliebte Ziele, wo man für eine Weile abtauchen kann. Wichtig ist beim Tauchen, dass man sich nicht nur einzig und allein auf sich selbst konzentriert und den Rest um sich herum vergisst.

Diesen Sport muss man mindestens zu zweit betreiben, um mögliche Gefahrensituationen zu vermeiden. "Es ist wichtig, permanent Sichtkontakt zu seinem Mittaucher zu halten, damit der Partner unmittelbar reagieren könnte, sobald ein Problem auftaucht", sagt Pressesprecher Hirschmann. "Es könnte beispielsweise passieren, dass einer der Atemregler ausfällt oder dass einer der Taucher sich bei trüber Sicht unwohl fühlt und in Panik verfällt. In solchen Momenten muss sofort gehandelt werden, und deswegen ist es das A und O, sich aufeinander verlassen zu können." Vielleicht ist das auch einer der Gründe, warum die Tauchsportgruppe Ahrensburg eine so eingeschworene Gemeinschaft ist, denn absolutes Vertrauen verbindet - gerade wenn man sich in eine Umgebung begibt, die sich außerhalb der eigenen Komfortzone befindet.

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