Experte spricht bei Mitgliederversammlung der Forstbetriebsgemeinschaft über Folgen des Klimawandels in Stormarn

Ahrensburg. Wenn die Prognosen der Klimaforscher der Helmholtz Gemeinschaft stimmen, wird es auch in Stormarn wärmer und tropischer. Die Durchschnittstemperatur, das erklärte Borris Welcker von der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein am Dienstag bei der Mitgliederversammlung der Forstbetriebsgemeinschaft Stormarn, soll bis Ende dieses Jahrhunderts um 2,9 Grad Celsius im Jahresdurchschnitt steigen. Es wird zehn Prozent mehr Regen als heute geben und deutlich weniger Frosttage.

Durch die Wetterveränderungen werden es die Stormarner Forstwirte und Waldbesitzer in den kommenden Jahrzehnten vermehrt mit Insekten zu tun bekommen, die bislang in Schleswig-Holstein nicht vorgekommen sind. Besonders gefährlich könnte es werden, wenn sich der Citrusbockkäfer in heimischen Baumbeständen einnistet.

Die schwarz-weißen, aus China stammenden Käfer sind vor einigen Jahren mit Baumlieferungen nach Europa eingeschleppt worden. Die Europäische Union hat sie als Quarantäneschädlinge eingestuft, aus befallenen Waldgebieten darf kein Holz verkauft werden. Die Käfer, die warmes Klima bevorzugen, fallen Laubbäume an - auch vollkommen gesunde. Das macht sie für Wälder ungemein gefährlich. Bislang halten sich die eingeschleppten Käfer vor allem im Süden Europas auf, aber auch in Bayern sind bereits Bäume von ihnen befallen worden. "Das ist eine Art, die wir hier nun gar nicht gebrauchen können", sagte Welcker und bekam dafür nickende Zustimmung der Waldbesitzer, die sich in der Forstbetriebsgemeinschaft zusammengeschlossen haben.

Ebenfalls vom sich verändernden Wetter werden nach Ansicht von Borris Welcker Pilze profitieren. "Das feucht-warme Wetter wird das Pilzwachstum befördern, ganz klar." Die frostärmeren Winter würden es zudem Blatt- und Wollläusen leichter machen, zu überwintern.

Außerdem, so führte es der Leiter der Lehranstalt für Forstwirtschaft aus, erwarte die Region eine deutlich steigende Zahl an Starkwetter-Ereignissen wie Stürme oder Platzregen. "Dieses ungewöhnliche Wetter ist eigentlich noch entscheidender als die allgemeine Klimaveränderung", sagte Welcker. Er zeichnet folgendes Szenario: Diese Wetterereignisse werden dafür sorgen, dass sich die Struktur in den Wäldern verändert. Rotfichten, die heute einen großen Teil des Nadelholzbestandes in Deutschland ausmachen, werden es besonders schwer haben. Die Wurzeln der großen Nadelbäume treiben nicht besonders tief in den Boden. Fichten sind daher besonders windanfällig, außerdem brauchen die Bäume einen möglichst gleichmäßig feuchten Boden. Starkregen und Trockenperioden schwächen die Fichten und machen sie dadurch anfällig für Schädlinge und Sturmschäden.

Die Mitglieder der Forstbetriebsgemeinschaft, die im Peter-Rantzau-Haus in Ahrensburg zusammengekommen waren, hörten dem Vortrag mit wachsendem Unbehagen zu. Für beinahe alle Bäume, die sie häufig in Stormarns Wäldern aufforsten, birgt das sich ändernde Klima Gefahren. "Das war ein Vortrag, der nicht ganz sorgenfrei war", sagte Martin Freiherr von Jenisch, Vorstandsvorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft in der Aussprache. Mit besonderer Skepsis sehe er die Schlussfolgerung des Experten, vermehrt Laubbäume anzupflanzen. Da diese vor den Herbststürmen ihre Blätter verlieren, sind sie windunempfindlicher. Für die Waldbesitzer sind sie allerdings wirtschaftlich nur in bestimmten Fällen interessant. Sie wachsen langsamer als Nadelhölzer. "Wir müssen auch an die Wirtschaftlichkeit denken", so von Jenisch. Für Welcker ein nachvollziehbares Argument. Ein Laubbaum, der weiter Potenzial hat, sei aber beispielsweise die Eiche. Er riet den Waldbesitzern, sich mit Mischwäldern auf die Klimaveränderungen einzustellen.